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0426 - Tod im Alligator-Sumpf

0426 - Tod im Alligator-Sumpf

Titel: 0426 - Tod im Alligator-Sumpf
Autoren: Werner Kurt Giesa
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abgestreift, um eine neue Zukunft zu beginnen, eine andere Zukunft.
    Denn er hatte den Teufel gesehen.
    Einen, der niemals hier erschienen wäre, wäre nicht Ombre hier gewesen. Aber davon wußte nur Blanchette, und sie schwieg. Denn jeder Schatten vergeht im Licht.
    ***
    »Weißt du jetzt, warum ich den armen, von meinen Reizen verwirrten Jungen dazu gebracht habe, mir einen Geländewagen aufzuschwatzen?« fragte Nicole.
    »Ich weiß nur, daß du mich vom rechten Pfad abgebracht hast«, brummte Zamorra. Der Jeep Cherokee schaukelte über den unebenen Boden. Zamorra fuhr langsam, wie es der Bodenbeschaffenheit entsprach, und erstmals fühlte er, welche Kraft der bullige Achtzylinder-Motor tatsächlich besaß. Mit den entsprechenden Getriebeuntersetzungen kam dieser Wagen an der schlimmsten Steigung und im ärgsten Schlammloch wieder frei, solange nur noch ein Rad festen Boden faßte. Es war einer der besten Wagen, die er jemals in der Hand gehabt hatte, und das einzige, was er sich jetzt noch gewünscht hätte, wäre ein kürzerer Radstand. Aber man konnte eben nicht alles haben.
    Der Cherokee kämpfte sich vorwärts.
    »Ich habe dich nicht vom rechten Pfad abgebracht«, sagte Nicole. »Ich habe dich nur dazu gebracht, vom Pfad rechts abzubiegen. He, laß mein Knie los. Das ist nicht dein Schalthebel.«
    »Bedauerlich«, brummte Zamorra. »Es bot sich gerade an. Sag mal, wo hört es eigentlich auf, wenn man’s in Richtung oben weiter verfolgt?«
    »Da, wo du jetzt nicht dran denken darfst«, sagte Nicole. »Warte, ich muß wohl nach hinten klettern und mich etwas züchtiger anziehen.«
    »Das ist keine gute Idee«, wehrte Zamorra ab. »Ich sehe dich nämlich im Rückspiegel, wenn du diese Fetzen ausziehst, und dann garantiere ich für gar nichts mehr. Hoppla, wie weit geht das denn jetzt noch?«
    »Der Bayou kann höchstens drei Meilen entfernt sein. Inzwischen schon viel weniger. Wir sind jetzt ganz nah dran, chéri.«
    Ein neuer Stoß ging durch den Wagen. Zamorra seufzte. »Weißt du was? Du hättest einen Hubschrauber mieten sollen«, sagte er.
    Nicole seufzte ebenfalls. »Zu teuer«, gestand sie. »Dann wäre kein Geld mehr übriggeblieben für die Einkaufsorgie, mit der ich die Boutiquen nach unserem Abtenteuer heimsuchen will…«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Irgendwann werde ich mal einen Lehrgang mitmachen müssen. Thema: Frauen - wie versteht man die?«
    »Am besten gar nicht. Fahr zu«, behielt Nicole das letzte Wort. »Ich habe das Gefühl, daß Ombre in Gefahr ist. Entweder hat Sid Amos doch nicht aufgegeben, oder ein anderer hat seine Schmutzfinger im Spiel…«
    ***
    Leonardo deMontagne fühlte, wie er sich dem Gejagten rapide näherte. Er war nicht mehr sicher, ob die Frau ihn tatsächlich angelogen hatte, oder ob Ombre hier doch nicht Station gemacht hatte. Aber die Hilfsgeister hatten Andeutungen gemacht, die beide Möglichkeiten offenließen.
    Er war verwirrt gewesen.
    Durch die widersprüchlichen Aussagen, durch das Auftauchen des Mannes, der sofort angriff, als er seine Frau bedroht sah, und der durch sein Auftauchen die Behauptung der Frau bestätigte. So verwirrt, daß er sich von einem simplen Kruzifix und einer Bibel hatte in die Flucht schlagen lassen.
    Er wurde nachdenklich.
    Er war ein Dämon, er war Fürst der Finsternis. Er war, profan ausgedrückt, der Teufel. Aber war er tatsächlich schon so sehr Dämon geworden, daß derart einfache Mittel gegen ihn wirksam wurden, der er vor noch gar nicht langer Zeit noch Mensch gewesen war? Zwar kein normaler Mensch, aber immerhin…
    Und nun wirkte die Dämonenabwehr.
    Wirkte auf ihn, den Teufel.
    Er wußte nicht, was er davon halten sollte. Sich freuen, daß er dadurch seine Stellung in der Höllen-Hierarchie weiter festigen konnte, weil er nun zweifellos ein echter Teufel geworden war? Oder bedauern, daß er damit den Rest an Menschlichem verloren hatte?
    Aber er wischte das Bedauern fort. Bedauern, das war etwas für Menschen. Für schwächliche Kreaturen. Er aber war stark, sonst wäre er nicht der Höllenfürst. Und er war auf der Jagd nach Ombre, um den zur Strecke zu bringen, der ihn schon einige Male mit seinem Amulett in die Flucht geschlagen hatte. Ihn vernichten mußte er jetzt, um Klarheit zu schaffen, wer stärker war.
    Er sah ein leeres Boot, das ihm entgegentrieb. Da wußte er, daß Ombre nicht mehr fern war.
    Und dann sah er ihn selbst.
    Leonardo deMontagne griff an.
    ***
    Plötzlich reagierte Cascal auf das warnende Gefühl,
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