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040 - Die Tochter der Hexe

040 - Die Tochter der Hexe

Titel: 040 - Die Tochter der Hexe
Autoren: Hugh Walker
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Pesch geschehen war.
    Der Schmerz war unbeschreiblich. So sehr ich mich auch gewappnet hatte, ich schrie aus Leibeskräften. Gepfählt zu werden konnte nicht schlimmer sein. Ich weiß, daß ich ein paar Sekunden das Bewußtsein verlor.
     

     

Als ich wieder zur Besinnung kam, waren einige Mädchen auf den Altar gesprungen und schnitten meine Fesseln durch. Ich atmete innerlich auf. Vielleicht war alles doch ein harmloser Firlefanz und sollte mir nur Angst einjagen. Es gab ja eine Menge Hexenkulte, wo man allerlei Zeremonien praktizierte, die nicht besonders angenehm waren. Es schien alles vorbei zu sein.
    Die letzten Stricke fielen. Ich wollte die Statue loslassen. Dann wußte ich. daß es kein harmloser Scherz war, und daß es erst richtig begann.
    Ich konnte kein Glied und keinen Muskel rühren. Wie ein aufgespießter Schmetterling oder Käfer stand ich auf dem Altar. Und sie triumphierten über das Entsetzen in meinem Gesicht.
    „Du hast eine sichere Hand, Luvia“, sagte die Tamil anerkennend.
    Drei Mädchen kamen in den Raum und schüttelten verneinend die Köpfe, als die Tamil sie fragend ansah. „Keine Spur, gnädige Frau.“
    Die Alte wandte sich drohend an mich. „Wo ist der Kommissar?“
    Ich hoffte, daß er inzwischen den Wagen erreicht hatte. Wie lange ich hier durchhalten würde, war eine andere Sache. Jedenfalls antwortete ich nicht, was die Alte zu einem höhnischen Grinsen veranlaßte.
    „Tamira!“ rief sie. „Nach Tavala warst du immer sehr geschickt in diesen Dingen.“
    „Ja“, sagte ein blondes Mädchen, das nun zu dem Tisch trat.
    Die Tamil reichte ihr eine Nadel. „Wir möchten zu gern wissen, wo der Kommissar ist.“
    Das Mädchen nahm die Nadel und sang eine Formel. Dann machte sie sich an der Puppe zu schaffen, und der Schmerz begann erneut. Als ich keine Luft mehr zum Schreien hatte, hielt sie inne und sah mich fragend an.
    Aller Augen waren mit einer fühlbaren Intensität auf mich gerichtet. Ich versuchte, die Benommenheit abzuschütteln. Ob ich solche Qualen noch einmal ertragen konnte, wußte ich nicht. Es war, wie Pesch gesagt hatte, als ob glühende Eisen sich ins Fleisch drückten, durch und durch.
    „Nun?“ fragte die Tamil ungeduldig. Sie wollte schon ein weiteres Zeichen geben, als ihr etwas anderes in den Sinn kam. „Zwei gehen ’raus und geben Signale. Es ist unwahrscheinlich, daß er über das Moor schwimmt, aber die Männer sollen die Hügel im Auge behalten.“
    Zwei Mädchen erhoben sich und verschwanden nach draußen. Ich hoffte, daß der Kommissar den Wagen bereits erreicht hatte und entschlossen genug war, Hindernisse niederzufahren. Sonst sah es verdammt schlecht für ihn aus.
    „Nun?“ wiederholte die Alte.
    Es hatte wenig Sinn weiterzuschweigen, wenn sie die Hügel ohnehin absuchten. Es waren beinah eineinhalb Stunden vergangen seit seiner Flucht. Er mochte es geschafft haben. Aber vielleicht konnte ich noch ein wenig Unsicherheit in die Gemüter streuen.
    „Nein!“ rief ich rasch, als die Tamil das Zeichen geben wollte. „Ich werde reden. Nur das nicht mehr!“ Es wirkte sicher echt, denn ich brauchte gar nicht zu schauspielern. Nur diesen Schmerz nicht mehr, hämmerten meine Gedanken die ganze Zeit über. Ich sprach sie nun laut aus.
    Die Alte nickte ungeduldig.
    „Er ist nicht geflohen“, keuchte ich. „Er ist noch hier!“
    „Im Schloß?“ forschte sie.
    Ich nickte.
    „Wozu?“
    „Wir … wir wollten es … niederbrennen, aber …“
    Sie wurde ein wenig bleich, ob vor Wut oder Schreck, ließ sich nicht feststellen. „Aber?“ fragte sie scharf.
    „Er wird es wahrscheinlich nicht wagen, solange ich …“
    Ich ließ den Satz unausgesprochen. Sie verstanden auch so, was ich meinte. Solange ich gefangen war. Es kam mir sogar selbst ziemlich glaubwürdig vor, was mir da in meiner Verzweiflung eingefallen war. Ob sie es glaubten, wirklich glaubten, konnte ich nicht herausfinden. Jedenfalls blieb der Befehl an Tamira vorerst aus, diese verdammte Nadel wieder zu gebrauchen. Mehr wünschte ich mir im Augenblick gar nicht.
    Aber aufgeschoben war nicht aufgehoben, wie mir die Tamil deutlich klarmachte.
    „Wir werden es nachprüfen, und wenn er hier ist, werden wir ihn finden. Wenn es eine Lüge war, werden Sie wünschen, sie wäre Ihnen nie in den Sinn gekommen!“ Sie wandte sich ab. „Tamira, Luvia, ihr bleibt hier und behaltet ihn im Auge. Wir wollen kein Risiko eingehen. Ihr anderen, kommt!“
    Sie verschwanden, und ich atmete auf. Ein
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