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040 - Die Tochter der Hexe

040 - Die Tochter der Hexe

Titel: 040 - Die Tochter der Hexe
Autoren: Hugh Walker
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welches das Haus umgab. Probeweise versuchte ich, Etagen abzuheben. Nur eine ließ sich abheben – die, in der ich wohnte. In meinem Zimmer lag eine Puppe. Die Falle war für mich vorbereitet gewesen! Ich schauderte nachträglich.
    Ich zerriß die Fotos, hob das Modell vom Tisch und warf es zu den anderen am Boden.
    Dann lief ich hinaus. Auf dem dunklen Hof kamen mir zwei Gestalten entgegen – Gisela und Luvia. Sie drängten mich in den Keller zurück. Ihre Gesichter waren ungewöhnlich bleich.
    „Um Himmels willen, was ist?“ rief ich. „Ihr seht aus, als stünden die ganzen Bernheimer vor den Toren!“
    „Schlimmer!“ sagte Gis. „Da draußen ist nichts. Absolut nichts.“
    Ich muß sie nicht gerade geistvoll angesehen haben. „Nichts?“
    „Kein Moor, kein Bernheim, kein Tal, nichts. Wir schweben im leeren Raum, im Nichts.“ Hilflos brach sie ab.
    „Ich weiß auch warum“, erklärte Luvia plötzlich. Ihr Blick war auf den Tisch gerichtet. „Oh, was haben Sie nur getan!“
    Auch Gisela bemerkte nun den leeren Tisch. „Warst du das, Robbie?“
    „Allerdings“, sagte ich aggressiv. „Ich habe dem verdammten Spuk ein Ende gemacht.“
    „Weißt du denn, was du da angestellt hast? Die Formel muß noch gewirkt haben!“
    Mir begann etwas zu dämmern. „Was?“ fragte ich. und Furcht klang in meiner Stimme mit.
    „Wir haben die Wirklichkeit verloren“, sagte Luvia bebend. Sie war nahe am Weinen.
    „Aber das ist Unsinn“, sagte ich ärgerlich. „Wo sollten wir denn sein?“
    Die Kleine schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Einmal, da bestraften wir jemanden und schickten ihn dorthin. Aber wir erfuhren nie, wo das ist.“
    Gis ging wie in Trance zum Tisch. „Vielleicht“, murmelte sie, „wenn wir das Pentagramm löschen!“
    Luvia sprang vor und fiel Gisela in den Arm. „Nein! Nein!“ Sie drängte Gis zurück. „Wie bin ich dumm! Das Pentagramm ist die Tür. Vielleicht können wir doch noch zurück!“
    Sie ballte ihre kleinen Fäuste und dachte angestrengt nach. Von draußen drangen schrille Angstrufe herein. Ich nahm an, daß die Mädchen auch die Tatsache entdeckt hatten, daß draußen vor den Toren nichts war.
    „Wir brauchen Puppen, natürlich, wir brauchen Puppen, nichts weiter!“ Sie lief zu einer der Kerzen und nahm heißes Wachs. „Für jeden von uns eine“, sagte sie.
    Wir folgten ihrem Beispiel, auch als sie sich einige Haare ausriß und ihre Puppe damit personifizierte. Dann winkte sie uns zum Tisch. Wir folgten ihr ein wenig mißtrauisch, aber ich hatte genau zugesehen, ob sie auch wirklich ihre Haare verwendete.
    „Hier stand das Schloß“, sagte sie und legte ihre Puppe hin.
    „Können wir nicht ans andere Ende des Tales gelangen“, wandte ich ein, „das würde uns den mühseligen Weg um das Moor sparen.“
    „Ja, das müßte gehen“, stimmte das Mädchen zu. „Hier etwa?“
    Ich nickte. Ich erinnerte mich, daß auf diesem Teil des Tisches das Ortsende von Bernheim gewesen war. Wir legten unsere Puppen hin. Dann traten wir einen Schritt zurück. Luvia streckte ihre Hände aus, die wir ergriffen. Sie begann den charakteristischen Singsang.
    „Halt!“ rief ich.
    Sie sahen mich erstaunt an.
    „Die Puppen bleiben hier liegen, nicht wahr?“
    Luvia nickte.
    „Dann kann uns jede von den Mädchen zurückholen.“
    Luvia nickte erneut und fügte hinzu: „Aber es gibt keinen anderen Weg.“
    „Aber es ist Wahnsinn …“ Dann fiel mir etwas ein. „Können wir die Puppen nicht halten und mitnehmen, wenn das Ganze wirkt?“
    „Das weiß ich nicht.“ Das Mädchen zuckte die Schultern.
    „Dann werden wir es versuchen“, sagte ich grimmig und faßte meine Puppe, hielt sie aber gleichzeitig auf die Platte nieder. Die Mädchen folgten mir zögernd, und dann rezitierte Luvia nochmals.
    Eine Sekunde oder so geschah nichts. Und als ich schon dachte, das Ganze funktionierte doch nicht, und wir säßen hier endgültig fest wie auf einer einsamen Insel, nur noch viel, viel einsamer, da griff jemand oder etwas nach uns. Alles war schwarz und von einem gewaltigen Wind erfüllt.
    Als ich die Augen öffnete, war der Sternenhimmel über uns und feuchter Erdboden unter uns. Wir lagen auf einer Wiese. Gis richtete sich auf neben mir.
    „Da wären wir ja“, stellte sie trocken fest.
    Tatsächlich! Da war das Moor. Wir mußten uns an der Ausfahrt von Bernheim befinden. Ich entdeckte einen helleren Streifen in der Dunkelheit – die Straße.
    „Ja“,
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