Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
040 - Die Tochter der Hexe

040 - Die Tochter der Hexe

Titel: 040 - Die Tochter der Hexe
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
mir nichts anhaben. Nicht mehr.“
    „Du irrst, Närrin! Dieser Körper ist in meiner Gewalt. Sieh her!“ Sie war mit einem Schritt am Tisch.
    Die Alte hob den oberen Teil von Giselas Haus ab und deutete triumphierend auf die Puppe darin. „Auf ein Zeichen von mir befindet sich dieser Körper samt seinem größenwahnsinnigen Inhalt wieder in diesem Haus jenseits des Moores, und ich kann ihn mit meinem Daumen zerquetschen!“
    Sie gab ein Zeichen. Eines der Mädchen begann zu rezitieren mit zitternder, aufgeregter Stimme. Gis wollte vorstürzen. Instinktiv hielt ich sie fest. „Keine Angst!“ sagte ich so leise, daß nur sie es hören konnte. „Warte!“
    Aber sie gehorchte mir nur einen Augenblick, dann schien eine elementare Furcht sie vorwärts zu treiben.
    In diesem Moment kam aber auch das Mädchen mit der Formel zum Ende.
    Das Haus erbebte. Gis hielt erschrocken inne. Etwas kam aus der Luft herab, wie eine riesige Hand. Wir konnten es nicht genau sehen. Gis schrie schrill auf, und ich klammerte mich an sie. Ich hatte mich geirrt, rasten meine Gedanken.
    Aber dann riß mich ein spitzer Schrei der Alten aus meiner Furcht. Sie wurde hochgeschleudert. Der Schrei brach in der Mitte ab, als sie vor unseren Augen verschwand.
    Von draußen, weit über das Moor schien das Echo dieses Schreis zu kommen. Und ich ahnte, wo es herkam – von Gis’ Haus. Gis sprang vor, bevor sich noch eines der wie gelähmt dastehenden Mädchen rührte, beugte sich über das Haus, riß eine der Kerzen aus dem Halter und hielt die Flamme über die Puppe, bis diese geschmolzen war, und die Haare verbrannt. „Sie soll brennen wie Mutter!“ flüsterte sie.
    Mir war, als würde das ferne Schreien peinvoller und schriller. Aber dann brach es ab und klang nur noch in den Ohren nach.
     

     

Es währte einige Sekunden, bis in die Gehirne der Mädchen einsickerte, was eben geschehen war: daß die Tamil starb! Einen Augenblick sah es so aus, als würden sie sich auf uns stürzen, und ich faßte den Tisch fester. Aber dann überwog wohl die Furcht. Sie wußten ja nicht, daß ich die Puppen vertauscht hatte. Sie waren unsicher.
    Hatte nicht die gnädige Frau gesagt. Gisela wäre tot? Wenn sie aber nicht tot war, dann mußte sie Kräfte besitzen, die größer waren, als die ihrer Herrin. Das hatten sie ja eben miterlebt.
    Als Gisela sich nach ihnen umwandte, liefen sie schreiend und mit weißen Gesichtern hinaus.
    Nur eine stand noch in der Tür – Luvia. Sie sah uns seltsam an. bittend fast.
    „Ich möchte fort“, sagte sie.
    „Dann geh!“ sagte Gis barsch.
    „Mit euch, bitte.“
    Gis ballte die Fäuste. Ich hielt sie am Arm fest. „Sie ist anders“, sagte ich beruhigend. „Es fiel mir auf.“
    „Sie ist eine von denen. Sie hat die Kraft.“
    „Kann sie dafür?“ fragte ich. „Sie hatte keine Mutter wie du und Wilma, die ihren Kindern eine Chance gab. Ähnlich wie sie könnte eure Mutter auch gefühlt haben.“
    Nach einem Moment entspannte sich Gis. Sie nickte. „Vielleicht hast du recht.“
    Ich atmete auf. „Dann wollen wir keine Zeit mehr verlieren. Geht schon vor, ich habe hier noch eine Kleinigkeit zu erledigen.“
    „Du mußt dich beeilen“, sagte Gisela drängend.
    Ich nickte. „Geht schon.“ Ich wartete, bis die beiden Mädchen den Raum verlassen hatten, dann trat ich an den großen Tisch und hob ihn an der einen Seite hoch. Die Modellhäuser begannen zu rutschen, und dann war der Winkel stark genug, daß das ganze Bernheim von der Platte glitt. Eine Erschütterung ging durch die Mauern des Schlosses, als wäre irgendwo noch ein verdammter Zauber potent. Dann war die Platte leer bis auf die weißen Kreidestrich eines Pentagramms.
    Ich ließ den Tisch zurückkippen. Als ich zur Tür eilte, entdeckte ich noch ein kleines Tischchen an der gegenüberliegenden Wand, halb verborgen von Vorhängen. Darauf stand etwas, das mir bekannt vorkam.
    Ein Haus, aber keines dieser kleinen Einfamilienhäuser, wie sie hier in Bernheim üblich waren, sondern ein Hochhaus. Und die Fassade fing meinen Blick.
    Verwundert trat ich näher und schob den Vorhang zur Seite. Dahinter lagen einige Fotografien. Vergrößerungen, die deutlich alle Details wiedergaben. Sie zeigten ein Hochhaus, und nach diesen Fotos war das Modellhaus gebaut worden.
    Als ich die Fotos sah, erkannte ich es auch sofort wieder: es war das Haus, in dem ich bei Frau Hirschwald wohnte. Und mir war klar, was es zu bedeuten hatte.
    Ich sah das kleine Kreidepentagramm,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher