Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0398 - Herr der blauen Stadt

0398 - Herr der blauen Stadt

Titel: 0398 - Herr der blauen Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
hieß, daß diese Kugel, in der Nicole gefangen war, nicht nur lichtdurchlässig geworden war, sondern auch eine Verständigung ermöglichte.
    Sie lauschte. Ganz schwach, wie aus weiter Ferne, konnte sie jetzt das wilde Schnattern der Gnome bei ihrem Schädelspiel vernehmen.
    »Wer bist du?« klang laut und klar die Baßstimme dazwischen.
    Aha, hier wird also gefiltert, dachte Nicole.
    »Ich bin dein Untergang«, sagte sie provozierend.
    Der Zauberer lachte dröhnend. »Kecke Worte. Du besitzt nicht die Macht, mir zu schaden. Du magst Drachen erschlagen, aber das ist auch schon alles. Wer bist du also? Du solltest mir antworten, Menschlein. Es ist in deinem eigenen Interesse.«
    »Ach«, machte Nicole. »Wirklich?«
    Der Zauberer bewegte deutlich zwei Finger seiner linken Hand. Fast gleichzeitig begann das Innere der Kugel sich zu erwärmen. Die Temperatur stieg rasch an.
    »Wenn du mich umbringst, erfährst du auch nichts«, sagte Nicole in scheinbarer Gelassenheit. Dabei war sie gar nicht so sicher, wie sie sich gab. Dieser Bursche zeigte ihr gerade, wozu er in der Lage war. Und das war bestimmt nur eine kleine Kostprobe. Er konnte sie in ihrer Kugel ausdörren lassen, ohne daß sie etwas dagegen unternehmen konnte.
    Er konnte ihr Schmerz zufügen, ganz nach Belieben, er konnte sie mit seiner verfluchten Magie foltern, ohne selbst mehr zu tun als ein paar Handbewegungen.
    Es war ein erstaunlich starker Zauberer, wurde ihr in diesem Moment klar.
    »Oh, ich habe viel Zeit«, sagte er. »Jahrhunderte. Lebst du so lange? Erträgst du so lange, was ich mit dir anzustellen gedenke? Ich glaube das nicht. Du wirst mir antworten.«
    »Du bist ein Verbrecher«, sagte Nicole.
    »Konzentrieren wir uns lieber auf das, was ich wissen will, anstatt weiter mit Phrasen um uns zu werfen. Noch einmal: wer und was bist du? Du bist jedenfalls kein normaler Mensch.«
    »Du langweilst mich«, sagte sie. »Du wiederholst dich. Ich sagte dir schon, daß ich dein Untergang bin.«
    »Witze, die man zu oft erzählt, strapazieren die Geduld des Zuhörers«, sagte der Zauberer. »Wie mir scheint, beeindruckt dich die Temperaturerhöhung nicht. Sollte ich es mit Kälte versuchen…? Aber nein, das wäre zu langweilig. Ich denke mir etwas anderes aus. Siehst du die Schädel dort?«
    Nicole reagierte nicht.
    »Sie gehörten alle einmal lebenden Menschen. Ich ließ diese Menschen töten, weil ich einen bestimmten Zweck damit verfolgte. Auch jetzt werde ich wieder einen bestimmten Zweck verfolgen.«
    Er nickte einem der drei Raubtierköpfigen zu. Der klatschte in die Hände.
    Eine Tür öffnete sich. Eine siebeneckige Tür, die sich in Segmente zerteilte, die wie die Irisblende einer Kamera zurückglitten. Vier weitere Raubtierköpfe zerrten einen Menschen heran. Einen Mann in zerlumpter Kleidung. Er sah wie ein Indio-Mischling aus, halb Spanier, halb Indianer.
    Er bewegte sich nicht.
    »Weckt ihn«, befahl der Zauberer.
    Einer der Raubtierköpfigen versetzte dem Mann ein paar Ohrfeigen.
    Der Zerlumpte erwachte. Verwirrt sah er sich um, dann versuchte er aufzuspringen. Einer der Raubtierköpfe setzte ihm einen Fuß auf die Brust und drückte ihn auf den Boden zurück. So blieb er in Siegerpose wie über einem erlegten Tier stehen.
    »Dieser Mann wird getötet werden, wenn du mir nicht bereitwillig antwortest«, sagte der Zauberer, an Nicole gewandt. »Sein Schädel wird zu den anderen getan werden.«
    Er pfiff. Sofort lösten sich fünf, sechs der lemurenhaften grünen Gnome aus der Gruppe und eilten auf den am Boden liegenden Mann zu: Nicole nahm an, daß er zu den Grabräubern gehörte. Aber er war ein Mensch, und sie konnte nicht zulassen, daß er umgebracht wurde. Die Gnome kauerten sich neben ihm nieder. Einer fuhr mit der Pfote über den Hals des sich aufbäumenden Halbindios. Noch geschah weiter nichts, aber die langen scharfen Krallen deuteten an, mit welcher Leichtigkeit der Gnom dem Gefangenen die Kehle durchschneiden konnte.
    Der Mann kämpfte, versuchte sich zu befreien. Aber es hatte keinen Zweck. Der muskelbepackte Raubtierköpfige war viel stärker als sein Opfer. Er hielt es einfach mit seinem Tritt fest und ließ sich nicht angreifen und umwerfen. Und selbst wenn der Gefangene das geschafft hätte, waren da immer noch die anderen Gegner.
    »Wirst du mir jetzt antworten?«
    »Ja, du verdammte Bestie«, murmelte Nicole. »Gib diesen Mann frei.«
    »Noch nicht«, lachte der Zauberer höhnisch. »Nun…?«
    Nicole nannte ihren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher