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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige
Autoren: Ange Guéro
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Kapitel 1
    Die Stadt war ein Flammenmeer.
    Alles brannte. Die drei Türme von Sarsan schienen vor dem Nachthimmel nur noch aus Glut zu bestehen. Der Palast des Mayarash im Westen war gerade eingestürzt, und der zierliche Dachreiter aus Stein und Holz, den man aus der umgebenden Landschaft noch aus zehn Meilen Entfernung hatte sehen können, war auf die Palastbewohner gefallen, die versucht hatten, der Feuerhölle zu entfliehen.
    Aber wohin fliehen? Die Stadt war umzingelt, und die Belagerer hatten Befehl, niemanden entkommen zu lassen. Alle hier würden sterben, Tausende von Männern, Frauen und Kindern, die bei lebendigem Leib in ihren Häusern verbrannten, während die Belagerer alle niedermetzelten, die versuchten, über die Stadtmauer zu gelangen.
    Arekh unterbrach seinen Lauf, als er sah, dass sich auf dem Dach, auf das er hatte springen wollen, schwarzer Rauch ausbreitete; kurz darauf züngelten Flammen zu den Sternen empor, als wollten sie sie verzehren. Die Terrasse, auf die er sich geflüchtet hatte, bestand aus Stein und würde halten - zumindest, solange das Gebäude selbst hielt. Aber die Stützbalken qualmten, und drinnen, im Speisezimmer, in dem so viele Gelage stattgefunden hatten, brannte das
Parkett aus Eichenholz und Mahagoni schon mit wilder Kraft.
    Er konnte nicht vor und nicht zurück - die Stadt war eingekesselt, und das Feuer würde alles verschlingen.
    Arekh begann zu lachen.
    Hinter ihm drängten sich die Bewohner des Hauses, die ihm auf die Terrasse gefolgt waren, ohne zu wissen, warum - vielleicht hofften sie, dass »der fremde Söldner« schlauer war als sie, dass er einen Fluchtweg finden würde, obwohl es keinen Weg mehr gab. Nun starrten sie ihn furchtsam, aber auch hoffnungsvoll an und fragten sich, ob er wohl lachte, weil ihm eine Lösung eingefallen war. Alles andere als das. Arekh lachte gerade, weil er keine Lösung sah, weil er in einer absurden, tödlichen Situation in die Enge getrieben war und weil sein Schicksal ihm leer und bedeutungslos vorkam, richtungs- und ruhmlos.
    Er würde inmitten von Leuten, die er nicht kannte, verbrennen, in einem elenden Krieg, dessen Gründe er nicht kannte, in einer Stadt fern seiner Heimat - einer »Heimat«, aus der er ohnehin seit einer Ewigkeit verbannt war.
    Hör auf! , zwang er sich zu denken, aber die Situation kam ihm so albern vor, dass er einfach immer weiter hätte lachen können, bis die Welt unter seinen Füßen zusammenstürzte. Und warum nicht … warum eigentlich aufhören? Wenn er schon sterben musste, dann doch lieber lachend, statt in Panik zu geraten wie die Frau hinter ihm, eine Mutter mit teigigem Gesicht, die ihren Säugling an sich presste, während ein größeres Kind sich an ihre Röcke schmiegte und schrie: »Mama! Mama, ich habe Angst!« Oder wie die beiden Jugendlichen, die zitterten und weinten, wie die fremde Alte, die Gebete murmelte. Ja, es war besser, lachend zu sterben. Aber noch bist du nicht tot , flüsterte ihm die kalte
Stimme der Logik zu, die ihn so oft aufrecht gehalten hatte. Denk nach. Analysiere die Situation. Überlege.
    Denk nach.
    Wenn er hier lebend herauskommen wollte - wollte er das überhaupt? Ja, er wollte leben … Wenn er also lebend hier herauskommen wollte, musste er aus der Stadt fliehen, bevor die Belagerer auch im Süden eindrangen. Die Nordviertel waren bereits gefallen, und wenn der letzte Widerstand gebrochen war, würden die Meriniden nur noch an eines denken: daran, die Stadt zu plündern und sie von ihren Einwohnern zu säubern. Sie würden alle Ausgänge blockieren und langsam in den Straßen vorrücken, Trupp für Trupp, um alle niederzumetzeln, denen sie auf ihrem Weg begegneten.
    Die Balken der Villa knarrten gefährlich, aber Arekh zwang sich, sich nicht zu rühren und trotz der Schreie der Unglücklichen hinter ihm weiter nachzudenken. Er würde besser handeln können, wenn er einen Plan im Kopf hatte; im Notfall konnte er ihn immer noch ändern.
    Die Abwasserkanäle … Ja, die Idee, die Stadt durch die Abwasserkanäle zu verlassen, war gut, aber gerade deshalb mussten auch die Belagerer schon darauf gekommen sein. Wenn Arekh die Meriniden befehligt hätte, hätte er Bogenschützen am Ausgang der Tunnel postiert, damit sie es als Schießübung nutzen konnten, alle zu töten, die auf diesem Weg zu entkommen versuchten. Nein. Der einzige Weg hinaus … Der einzige Weg hinauszukommen, ohne von den Belagerern niedergemetzelt zu werden, bestand, wie ihm aufging, darin, dafür
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