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0398 - Herr der blauen Stadt

0398 - Herr der blauen Stadt

Titel: 0398 - Herr der blauen Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Warum hast du uns gefangennehmen lassen?«
    »Weil ich euch für Feinde hielt und vielleicht auch weiterhin halten muß«, sagte der Zauberpriester. »Und wir müssen uns der Feinde mit allen Mitteln erwehren, oder wir sind für alle Zeiten verloren. Sie kommen und gehen, und wenn sie gehen, nehmen sie welche der unsern mit sich, um sie zu töten und ihre Seelen zu verschlingen, so daß sie nie ihre Erfüllung finden können. Und sie hinterlassen böse Orte, die wir nur mühsam wieder normalisieren können.«
    »Dämonen…?« fragte Zamorra nach.
    »Ich weiß nicht, was du damit meinst, Fremdling, der vielleicht ein Feind ist.«
    Zamorra lächelte verloren. Wie sollte er jemandem, der mit diesem Begriff nichts anzufangen wußte, erklären, was ein Dämon war?
    »Diese Feinde«, nahm er statt dessen den Faden wieder auf. »Wer sind sie? Warum bedrohen sie euch? Und woher kommen sie?«
    Der Zauberpriester gab sich einen Ruck.
    »Wer sie sind? Ich weiß es nicht. Warum sie uns bedrohen und überfallen? Ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Woher sie kommen? Aus der verfluchten Stadt, deren Häuser blau im Mondlicht glühen.«
    Zamorra atmete unwillkürlich tief durch.
    Der Inka-Priester sprach von einer blauen Stadt…
    ***
    Nicole Duval erwachte. Sie stellte fest, daß sie ziemlich zusammengekrümmt lag. Ihre Glieder schmerzten. Sie wollte sich aufrichten, stieß aber gegen ein Hindernis.
    Sie riß die Augen weit auf.
    Verblüfft erkannte sie, daß sie sich im Innern einer durchsichtigen Kugel befand. In der konnte sie zwar gerade noch sitzen, nicht aber sich ausstrecken oder gar aufstehen. Sie tastete die Kugelwandung ab. Hart, unnachgiebig und körperwarm.
    So stabil die Wand auch war, sie mußte luftdurchlässig sein. Denn Nicole konnte ungehindert Frischluft einatmen. Wer auch immer sie hier eingesperrt hatte, wollte sie also nicht ersticken lassen.
    Die Kugel war fugenlos. Es gab keinen Spalt, der auf eine Öffnung hinwies. Hier war also Zauberei im Spiel.
    Der ließ sich begegnen, wenn sie…
    Sie murmelte eine Verwünschung.
    Als sie in der Höhle mit der Drachenbestie und dem roten, ätzenden Sumpf auf dem Schädel erwachte, war sie zwar angekettet gewesen, hatte sich aber befreien können. Diesmal war das nicht möglich.
    Man hatte gründliche Arbeit geleistet und ihr alles, was sie bei sich trug, abgenommen. Blaster, Dhyarra-Kristall, Kleidung. Sie war völlig nackt.
    »Respekt«, murmelte sie. »Der Feind ist lernfähig.«
    Plötzlich wurde die Kugelwand durchsichtig.
    Nicole sah, daß sie sich in einem großen Saal befand. Blaue Wände, blaues Licht… sie mußte sich also nach wie vor in der blauen Stadt befinden, in der sie gelandet war, nachdem sie mit der Plattform aus unergründlichen Tiefen aufwärts getragen worden war. Sie nickte langsam.
    Eine blaue Stadt mit einem Ungeheuer-Sumpf im ›Kellen, bewohnt von raubtierköpfigen, halbwegs menschenähnlichen Monstren…
    Den Herrn der Ungeheuer sah sie jetzt vor sich.
    Er befand sich nur ein paar Meter von der Kugel entfernt und saß auf einer Art Thronsessel. Er trug ein blaues, reich verziertes Gewand und einen spitz zulaufenden Zauberhut, an dessen Seiten weiße Tücher herabfielen bis auf die Schultern. Der Mann war alt; gut die Hälfte seines Gesichtes war von weißem Bart überwuchert. Fast hätte man den Mann für Merlin halten können. Aber dessen Bart war gepflegter und länger, und seine Augen waren warm und freundlich, nicht so eiskalt und tückisch wie die dieses Zauberers.
    Er wurde flankiert von drei raubtierköpfigen Monstren.
    Ein gutes Dutzend lemurenhafter, grünpelziger Gnome wieselte in der Nähe der durchsichtig gewordenen Kugel umher. Spitze Ohren, lange Arme mit krallenbewehrten Händen, lange Rattenschwänze und rot funkelte Albino-Augen. Die Gnome schienen irgend ein makabres Spiel mit einem Haufen menschlicher Schädel zu veranstalten. Sie türmten sie aufeinander, bauten den Turm wieder ab, errichteten Pyramiden, breiteten die Schädel in geometrischen Mustern auf dem dunklen Fußboden aus… und das in immer wiederkehrender Folge.
    Nicole sah noch mehr.
    Ihre Kleidung, den Kristall, den Blaster… alles lag säuberlich ausgebreitet in der Nähe des weißbärtigen Zauberers.
    Na warte, Freundchen, dachte Nicole. Laß mich nur an meine Sachen kommen, dann erlebst du hier deinen ganz privaten Weltuntergang…
    »Du bist ein seltsames Geschöpf«, hörte sie plötzlich eine tiefe Baßstimme.
    Der Zauberer sprach zu ihr!
    Das
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