Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0398 - Herr der blauen Stadt

0398 - Herr der blauen Stadt

Titel: 0398 - Herr der blauen Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
feindtypisches Verhalten veranlaßte den Zauberpriester aber auch, vorerst nicht mit Magie zuzuschlagen. Etwas stimmte nicht mit diesem Fremden in seiner seltsamen Kleidung. Er paßte in keines der gewohnten Bilder.
    Der Zauberpriester wußte, was der Fremde von ihm wollte. Er konnte es aus dem erkennen, was in den befehlenden Worten mitschwang. Es war eine Abart von Telepathie, die dem Priester die fremden Worte andeutungsweise übersetzten. Der Fremde wollte mit dem anderen Feind zusammengebracht werden, der im Kerker gefangengehalten wurde.
    Auch das war untypisch.
    Wenn Feinde kamen, um Böses zu wirken und Opfer zu holen, handelte jeder für sich allein. Keiner half dem anderen. Einer würden den anderen nicht befreien. Wer versagte, starb. Aber hier sah es so aus, als wolle dieser Mann den anderen Feind befreien.
    Oder gehörte er nicht zu den Feinden und wollte diesen Feind jagen und töten?
    Der Zauberpriester war gespannt darauf, was von seinen Vermutungen zutraf. Vorerst wartete er ab. Einen Gegenschlag durchführen konnte er später immer noch. Aber das Verhalten dieses Mannes hatte ihn nachdenklich gemacht, und der Zauberpriester gehörte zu den Menschen, die nicht blindlings handelten, sondern sich genau überlegten, was sie taten.
    Was würde gleich im Kerker geschehen?
    ***
    Zamorra hob den Kopf, als die Tür seines Gefängnisses nach oben glitt.
    Er sah einen Mann mit einer goldenen Gesichtsmaske eintreten. Im ersten Moment durchzuckte es ihn, einen Vertreter der DYNASTIE DER EWIGEN vor sich zu sehen, aber dann erkannte er, daß die Maske völlig anders aussah. Außerdem gab es die Ewigen in dieser Zeit überhaupt nicht in der Galaxis. Sie hatten sich längst zurückgezogen, hatten alle von ihnen kontrollierten Welten fast vollständig geräumt. Nur Beobachter waren zurück geblieben – aber diese Beobachter gaben sich niemals zu erkennen.
    Zwischen der Gegenwart und dem Rückzug tausend Jahre vorher spielte die Dynastie absolut keine Rolle…
    Hinter dem Priester, der er zu sein schien, tauchte dann jemand auf, den Zamorra nur zu gut kannte. »Rob!« stieß er hervor.
    Er verspürte Erleichterung. Er hatte gehofft, daß es Tendyke in die gleiche Gegend und in die gleiche Zeit wie ihn verschlagen hatte, und diese Hoffnung erfüllte sich nun. »Bist du allein hier? Wo sind die anderen?« fragte er.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Tendyke schnell. Er maß die Wachen mit einem schnellen Blick. Sie hatten ihre Waffen erhoben, als sie ihn sahen, aber da der Zauberpriester ihnen keinen Angriff befahl, verhielten sie sich abwartend.
    Tendyke machte ein paar schnelle Handbewegungen, die besagten, Zamorra solle losgebunden werden.
    Der Priester sah ihn starr an. In den Edelsteinen der Maske funkelte es. Dann befahl der Inka etwas.
    Die Wächter senkten ihre Waffen. Einer löste die Fesseln, mit denen Zamorra auf die Steinplatte gebunden war.
    Der Parapsychologe streckte sofort eine Hand aus, und Sekunden später flog ihm sein Amulett förmlich hinein.
    Der Zauberpriester zuckte heftig zusammen. Er hob beide Hände, senkte sie dann aber wieder.
    »So«, stellte Zamorra fest. »Diese Burschen sollten endlich begreifen, daß sie mir alles nehmen können, bloß Merlins Stern nicht.«
    »Sie haben dir immerhin eine ganze Menge genommen«, schmunzelte Tendyke. »Die Welt ist ungerecht. Da hofft man, ein hübsches nacktes Mädchen zu finden, und was findet man?«
    »Sag nicht ›häßlicher nackter Mann‹, oder du bekommst was auf den Rüssel, Retter in der Not«, drohte Zamorra. »Zwischendurch habe ich auch schon mal ’ne Indio-Rüstung getragen, so ein Ding, wie du es da anhast.«
    »Sieht man aber nicht mehr viel von«, sagte Tendyke. »Laß uns jetzt zusehen, daß wir verschwinden, ja?«
    »Nichts lieber als das«, erwiderte Zamorra. »Trotzdem hätte ich gern meine Kleidung wieder. In den Taschen befinden sich Geld und Papiere, weißt du? Es ist immer so ärgerlich, sich ständig neue Ausweise ausstellen zu lassen, weil die alten verloren gehen.«
    »Vergiß nicht den Ärger mit den Kreditkarten…«
    Zamorra nickte. Er musterte den Maskenmann. Der mußte eine sehr hohe Funktion in der Tempelhierarchie haben. Zamorra wunderte sich, daß dieser Priester so gelassen zuhörte, daß er einfach da stand, als ginge ihn das alles nichts an.
    »Hast du den unter Drogen gesetzt?« fragte Zamorra.
    »Keine Drogen«, ertönte die Stimme des Zauberpriesters unter seiner Maske hervor. »Ich möchte nur zu gern wissen, wer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher