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0398 - Herr der blauen Stadt

0398 - Herr der blauen Stadt

Titel: 0398 - Herr der blauen Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zusammenreimte, was gesprochen wurde. »Das heißt, daß die Gefahr für uns nicht mehr besteht, durch eine Fehlentscheidung auf dem Altar geopfert zu werden?«
    »Eine Gefahr?« fuhr der Priester auf. »Du nennst es eine Gefahr, dein Herz dem Sonnengott zu schenken? Es wäre eine Gnade, eine Ehre, wenn du aus freien Stücken…«
    »Stop«, warf Zamorra ein, der auf eine Weitergabe der Worte verzichtet hatte. »Nein, Priester, dessen Namen wir noch immer nicht kennen. In diesem Fall unterliegst du einer Täuschung. Deine Feinde sind unsere Feinde, aber deine Religion ist nicht unsere Religion. Unser Glaube ist anders. Wir respektieren den deinen, aber du wirst auch unseren respektieren müssen. Und für uns ist es Ehre und Gnade, zu leben und in unserem Leben durch unsere Taten das Wohlgefallen unseres Gottes zu erreichen, nicht aber dadurch, daß wir uns töten lassen…«
    »Das ist seltsam«, sagte der Zauberpriester betroffen. »Ich verstehe das nicht.«
    »Da wir einen anderen Glauben haben und einen anderen Gott als Inti verehren; würde es dem Sonnengott nicht einmal etwas nützen, unsere Herzen zu bekommen. Wahrscheinlich würde es ihm sogar Schaden zufügen«, fuhr Zamorra fort. »Willst du das?«
    »Ihr könntet euch zu unserem Glauben bekehren lassen«, sagte der Zauberpriester listig.
    Zamorra lachte leise. »Wie wäre es anders herum? Aber lassen wir das. Jeder von uns hat seine eigenen Auffassungen. Ich erlaube mir, die unsere für richtig zu halten. Das ändert nichts an den Fakten, um die es in unserem Gespräch geht. Diese blaue Stadt… wo befindet sie sich?«
    »Weit von hier«, sagte der Zauberpriester. »Der Stadtfürst sandte eine Kriegerexpedition aus. Sie drang in den dichten Urwald vor, der hinter dem Sonnenaufgang in der Tiefe liegt, wo der große Fluß sein Rauschen beginnt. Dort fanden die Krieger die blaue Stadt. Sie wurden angegriffen und geschlagen. Viele starben. Andere wurden gefangen, aber wir wissen, daß auch sie längst tot sind. Der Herr der blauen Stadt fraß ihre Seelen und ihre Leben. Die zurückkehrten berichteten davon. Seitdem herrscht Kampf zwischen uns und der blauen Stadt.«
    »Das Amazonasbecken«, murmelte Tendyke leise. Er sah Zamorra an.
    »Ahnst du, was ich ahne, Freund?«
    Zamorra nickte. Er hatte eine böse Befürchtung.
    Die blaue Stadt – befand sie sich dort, wo in der Gegenwart die Ruine der Inka-Festung stand?
    Es mußte so sein. Aber das erklärte nicht, wie das möglich war…
    Es war ohnehin noch so viel ungeklärt. Es wurde Zeit, daß sie mehr Informationen erhielten.
    Zum Beispiel, wo die anderen Verschwundenen waren. Waren sie etwa schon auf dem Opferaltar gelandet? Oder waren sie etwa in eine andere Zeit gerissen worden?
    Doch ehe Zamorra sich danach erkundigen konnte, fragte der Zauberpriester:
    »Du sprachst von einer goldenen Scheibe mit dem Modell einer Blauen Stadt, Hellhäutiger. Diese Scheibe… habt ihr sie in eurem Besitz? Wo befindet sie sich?«
    Zamorra beugte sich vor. »Du kennst sie?«
    »Ja«, sagte der Priester. »Sie ist das Werkzeug des Bösen. Wenn ihr wißt, wo sie sich befindet, so vernichtet sie – schnell!«
    Zamorra sah Tendyke an. Er wollte etwas sagen.
    Da verschwand sein Amulett.
    ***
    Jetzt zögerte Nicole nicht länger. Sie wischte einfach alle Bedenken fort.
    Vielleicht befand sich Zamorra in diesem Moment nicht in Gefahr. Und wenn – sie brauchte das Amulett doch nur für ein paar Sekunden…
    Sie rief es!
    Sie fühlte den Kontakt. Ein paar Sekunden später war es in ihrer Hand!
    Es durchdrang rasend schnell feste Wände. Auch die Kugel, in der Nicole gefangen war, war für die magische Scheibe kein Hindernis.
    Der Zauberer richtete sich auf seinem Thron auf. Er hatte Nicoles Ruf wahrgenommen. Jetzt weiteten sich seine Augen kaum merklich.
    Nicole zögerte keine Sekunde.
    Sie setzte Merlins Stern sofort ein!
    Das Amulett entfesselte seine Kraft. Grell flammte es auf. Nicole hieb es wie einen Hammer gegen die Kugelwand. Die flog krachend und berstend auseinander, löste sich in hellen Flammen auf, zerpulverte! Das darin gesammelte Wasser, das der Französin bereits buchstäblich bis zum Hals gestanden hatte, schwappte hinaus und löste sich einfach auf.
    Die Gnome kreischten.
    In die drei Raubtierköpfe, die als Leibwächter oder Diener hinter dem Thron des Zauberers standen, kam Bewegung. Sie brauchten keinen Befehl.
    Sie wußten auch so, was sie ihrem Herrn schuldig waren. Sie setzten sich in Bewegung, um Nicole
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