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03 - Feuer der Liebe

03 - Feuer der Liebe

Titel: 03 - Feuer der Liebe
Autoren: Eloisa James
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sich aus dem Nest
verirrt hat. »Hast du Hunger, kleiner Bruder?«
    »Kasi ist nicht Ihr kleiner Bruder«,
sagte Phoebe. »Er ist ein Prinz!«
    »Das stimmt. Aber seine Mutter ist
mit der ersten Frau meines Vaters verwandt. Und er ist zusammen mit mir
aufgewachsen, deshalb habe ich das Gefühl, als wäre er mein Bruder.« Kasi
hatte aufgehört zu zittern und spielte mit dem Medaillon, das Gabby um den Hals
trug. Er summte unmelodisch und fröhlich vor sich hin und versuchte, den
Anhänger zu öffnen.
    Phoebe trat auf die andere Seite des
Stuhls und lehnte sich gegen Gabbys Bein. »Darf ich noch einmal das Bild von
Ihrem Ehemann sehen?«
    »Natürlich darfst du das.« Kurz
bevor sie nach England aufgebrochen waren, war ein Miniaturbild ihres
zukünftigen Gatten eingetroffen. Sanft nahm Gabby das Medaillon aus Kasis ungeschickten
Fingern und öffnete es.
    »Wartet er in London auf Sie, Miss
Gabby?«
    »Ja«, sagte Gabby voller
Überzeugung. »Wir werden alle an der Anlegestelle abgeholt, Phoebe, Schätzchen.
Deine neue Mutter wird dich abholen, und Mrs Malabright wird Kasi abholen,
nicht wahr, mein Liebling?« Sie blickte hinunter in Kasis kleines, spitzes
Gesicht.
    Zu ihrer Zufriedenheit nickte er.
Sie hatte Kasi jeden Tag daran erinnert, dass Mrs Malabright ihn abholen
würde, sobald das Schiff anlegte.
    »Und was wird dann passieren,
Kasi?«, fragte sie.
    »Lebe mit Mrs Malabright«, erwiderte
er zufrieden. »Ich mag Mrs Malabright.« Ein Schatten flog über sein Gesicht und
er fügte hinzu: »Mrs Sibbald mag ich nicht.«
    »Mrs Malabright wird dich in ihr
Haus bringen und du musst Mrs Sibbald nie wieder sehen«, sagte Phoebe ein wenig
wichtigtuerisch. »Aber ich werde dich besuchen kommen. Und zwar heimlich — ich
werde niemandem verraten, wo du bist.«
    »Ja«, sagte Kasi mit einem
zufriedenen Kiekser. Und dann spielte er wieder mit dem Medaillon.
    »Mögen Sie Ihren neuen Ehemann, Miss
Gabby?«, fragte Phoebe.
    Schon beim bloßen Anblick von Peters
warmen, braunen Augen und seinem gewellten Haar schlug Gabbys Herz schneller.
»Ja, das tue ich«, sagte sie sanft.
    Phoebe seufzte. Sie war mit ihren
fünf Jahren schon eine echte Romantikerin. »Ich bin sicher, er liebt Sie
bereits sehr, Miss Gabby. Haben Sie ihm auch ein Bild geschickt?«
    »Es blieb nicht genug Zeit«,
erwiderte Gabby. Und selbst wenn genug Zeit gewesen wäre, hätte sie ihm keines
geschickt. Auf dem einzigen Bild, das ihr Vater je von ihr in Auftrag gegeben
hatte, sah sie schrecklich dick im Gesicht aus.
    Sie steckte das Medaillon zurück
unter ihr Kleid.
    Aber während sie, Phoebe und Kasi
den trockenen Toast kauten, der nach der langen Schiffsreise die einzige
Leckerei darstellte, träumte Gabby unweigerlich von ihrem Verlobten und seinen
sanften Augen. In seiner Güte hatte der liebe Gott ihr einen Verlobten
beschert, der genau ihren Träumen entsprach: einen Mann, der sehr wohl in der
Lage zu sein schien, eine ruhige Unterhaltung zu führen. Er wirkte wie
das genaue Gegenteil ihres kaltherzigen, lauten Vaters.
    In ihrem Herzen breitete sich eine
glühende Wärme aus. Peter würde einen treu sorgenden und liebevollen Vater
abgeben. Sie konnte sich bereits mit fünf kleinen Babys sehen, die alle die
Augen ihres Mannes besaßen.
    Mit jedem Tag entfernte das Schiff
sie weiter und weiter von Indien und somit von ihrem Vater und seinen heftigen
Vorwürfen: Gabrielle, warum kannst du deine Zunge nicht im Zaum halten!
Gabrielle, du hast mich wieder einmal mit deinem ungelenken Benehmen
bloßgestellt! Und der schlimmste Vorwurf von allen: Oh heiliger Vater im
Himmel, warum hast du mich mit dieser schändlichen Göre, mit diesem kümmerlichen,
schwatzhaften Exemplar von Tochtergestrafft!
    Ihre Glückseligkeit wuchs mit jeder
Seemeile, die sie hinter sich legten.
    Und auch ihr Selbstbewusstsein
wuchs. Peter würde sie lieben, wie es ihr Vater nie getan hatte. Sie hatte das
Gefühl, als würden seine sanften Augen bereits in ihre Seele blicken und ihr
Innerstes erkennen: die Gabby, die es wert war, geliebt zu werden, die Gabby,
die nicht nur ungestüm und tollpatschig war. Die echte Gabby. Ja, ein
flüchtiger Blick auf Gabrielle Jerningham und ihre Träume hätten Quill bis ins
Mark erschüttert.
    Aber da Quill der Fantasie nicht
besonders zugetan war und noch nie die Gabe der Wahrsagerei bewiesen hatte,
redete er sich ein, dass Miss Gabrielle Jerningham seinem Bruder eine sehr gute
Ehefrau sein würde. Und als er Peter am Abend im Klub traf, sagte er
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