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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin
Autoren: Robin Gates
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Der Fremde am Strand
    Die Menschen Runlands wissen nur wenig von dem, was in der Dämmerung der Zeit geschah, als die Hohe Göttin Cyrandith die Welten träumte. Die Schriften, die von menschlichen Gelehrten aufbewahrt werden, sind in den Augen der Endarin , der Erstgeborenen, die in unserer Sprache Elfen genannt werden, nichts weiter als Bruchstücke ihrer eigenen unvollständigen Legenden. Als die Menschen nach Runland kamen, befanden sie sich auf der Flucht aus einer Welt, die sie selbst in einem alles zerstörenden Krieg gegeneinander völlig verwüstet hatten. Die Wenigen, denen die Träumende Cyrandith gestattete, einen Weg nach Runland zu finden, waren gezeichnet von Entbehrung und Leid. Sie erinnerten sich nur schwach daran, wie ihre Welt vor dem fürchterlichen Krieg, der sie in unterirdische Behausungen getrieben hatte, beschaffen gewesen war. Darüber hinaus war ein großer Teil von ihnen jung und hatte nie etwas anderes gekannt als eine in Trümmern liegende Erde.
    Da die Menschen also kaum etwas von ihren eigenen Schriften nach Runland hinüber hatten retten können und es sie schmerzte, sich an ihre verlorene Welt zu erinnern, weshalb sie es für gewöhnlich vermieden, viel über sie zu sprechen, ist es nicht verwunderlich, dass sie sich den Schriften der Elfen zuwandten. Ein großer Teil der Erstgeborenen hatte die Menschen seit ihrem Erscheinen in Runland beschützt. Den Endarin war geweissagt worden, dass ein neues Volk den Weg in ihre Welt finden würde. Für sie waren die Sterblichen, die sie Temari , ›die Fremden‹ nannten, wie Kinder, die der Führung von älteren Verwandten bedurften. So begab es sich, dass die Menschen das Wenige, was den Elfen selbst über die Schöpfung der Welten bekannt ist, von den Erstgeborenen übernahmen, und den Glauben an die Träumende Cyrandith zu ihrem eigenen Glauben machten.
    Was die Endarin vom Anfang wissen, ist in der Saga Tiliarnar a Nahas erzählt, dem Lied namens Vom Anbeginn der Dinge.
    Es heißt darin, dass vor Urzeiten die Formlose Leere herrschte. Damals gab es weder Zeit noch Raum, weder Welten, noch Götter, noch sonstiges Leben. In ihrer Einsamkeit schrie die Leere laut auf: MÖGE ICH MEIN GESICHT IN DER WÖLBUNG DES ABGRUNDS GESPIEGELT SEHEN!
    Da brach im selben Moment das Sein hervor wie aus einem sich öffnenden Auge. Eine gewaltige Kraft aus feurigem Leben schoss aus der Mitte der Leere heraus, um den Abgrund mit Zeit und Raum zu erfüllen, doch schon im ersten Augenblick seines Entstehens brach sich der flammende Strahl. Die Eine Kraft ward geteilt und zersplitterte. Dies war die Geburt des Roten Drachens des Chaos und des Weißen Drachens der Ordnung, die Unerkannten und Unaussprechlichen, die von den Endarin die Urmächte genannt werden, verborgen hinter der Welt der Schöpfung.
    Der Drache des Chaos erkannte seinen Zwilling, sein lebendiges anderes Selbst, und getrieben von unaussprechlichem, heißem Verlangen nach ihm, einer Lust, in der alle Liebe und alle feurige Gewalt der Schöpfung brannte, stürmte er auf den Drachen der Ordnung zu und verbiss sich in ihm. Der Weiße Drache fühlte sich nicht minder von seinem Gegner angezogen. In der Gewissheit, dass es seine Bestimmung war, das Feuer des Roten Drachens erstarren zu lassen und das Universum mit der unendlichen Stille der Bewegungslosigkeit zu erfüllen, rang er mit ihm. In diesem Kampf, der bis zum heutigen Tag andauert, erschuf das Ringen von Chaos und Ordnung, von Feuer und Eis, das Universum. Die nunmehr zweigeteilte Urkraft gebar unzählige Welten jenseits des unermesslichen Abyss. Aber in der Mitte dieses Abgrundes zwischen erkennbarer Form und dem Wüten des Roten und des Weißen Drachens entstand in einem Augenblick völligen Gleichgewichts der beiden Gegner die Schicksalsfestung , Carn Wyryn. Die Endarin sagen, dass sie am Nördlichen Himmel zu sehen sei, als der am hellsten strahlende Stern des Sternbildes, das Krone des Nordens genannt wird. Geschaffen zu gleichen Teilen aus Chaos und Ordnung wird in ihr das Schicksal allen Lebens in den Welten unterhalb des Abyss gewebt. Ein gewaltiges Netz ist in ihrem Inneren aufgespannt. In der Mitte dieses Schicksalsnetzes weilt sie, die Träumende Cyrandith, die Schicksalsweberin, sie, die erschaffen wurde durch das Ringen der beiden Drachen, sie, die alles Leben in allen Welten träumt und in ihr Netz verwebt.
    Die Menschen verehren sie mit Opfern und Riten des Jahreslaufs. Viele erzählen sich Legenden von ihr und ihrem
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