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03 - Feuer der Liebe

03 - Feuer der Liebe

Titel: 03 - Feuer der Liebe
Autoren: Eloisa James
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dich sogar
lieben, wenn du bei ihr im Nachthemd erscheinen würdest!«
    Sie hoffte inbrünstig, dass dies der
Wahrheit entsprach. Der Kapitän hatte ihr erzählt, dass man auf den Brief an
Phoebes einzige lebende Verwandte, eine Tante mütterlicherseits, keine Antwort
erhalten hatte.
    »Miss Gabby«, sagte Phoebe zögernd,
»warum haben Sie Mrs Sibbald erzählt, Sie hätten mir die Geschichte von Jonas
und dem Wal erzählt? Meine hat mir gesagt, man
darf niemals die Unwahrheit sagen — und schon gar nicht zu einer Angestellten.
Und Mrs Sibbald ist eine Angestellte, nicht wahr? Sie wurde angestellt, um mich
nach England zu begleiten.«
    Gabby drückte Phoebe erneut an sich.
»Deine ayah hat grundsätzlich Recht. Aber
manchmal ist eine Ausrede verzeihlich, wenn man jemanden damit glücklich
machen kann. Mrs Sibbald würde gerne glauben, dass du Geschichten aus der Bibel
lernst. Und meine Antwort hat sie glücklich gemacht.«
    »Ich glaube nicht, dass Mrs Sibbald
jemals glücklich ist«, sagte Phoebe, nachdem sie eine Weile nachgedacht hatte.
    »Da könntest du Recht haben«,
erwiderte Gabby. »Aber in dem Fall ist es noch viel wichtiger, sie nicht
aufzuregen.«
    »Glauben Sie, dass es meine neue
Mutter glücklich machen würde, wenn ich ihr sage, ich hätte Geld? Würde sie
mich dann mögen?«
    Gabby schluckte. »Ach, Schätzchen,
ich habe doch nur von kleinen Lügen gesprochen. So etwas darfst du deiner neuen
Mutter doch nicht sagen! Das wäre eine große Lüge. Und wichtigen Menschen, wie
zum Beispiel deiner neuen Mutter, darf man nicht einmal kleine Lügen erzählen.«
    Es entstand eine Stille, die
verriet, dass Phoebe nicht überzeugt war.
    Gabby dachte verzweifelt nach. Sie
war begierig darauf, eigene Kinder zu haben, aber sie erkannte nun, dass es
schwieriger war, als sie es sich vorgestellt hatte.
    »Und bringen Sie Ihrem neuen Mann
Geld?« Phoebes Stimme klang gedämpft, weil sie ihr Gesicht an Gabbys Schulter
presste.
    »Ja«, sagte Gabby widerstrebend.
»Aber das Geld wird Peter nicht dazu bringen, mich zu lieben.«
    Phoebes Gesicht schoss in die Höhe
wie ein neugieriges Rotkehlchen aus seinem Nest. »Warum nicht?«
    »Peter wird mich wegen meiner selbst
lieben«, sagte Gabby mit stiller Überzeugung. »Genau wie deine Mutter dich um
deinetwillen lieben wird.«
    Das kleine Mädchen sprang auf die
Füße. »Warum haben Sie Mrs Sibbald dann erzählt, dass Kasi in seinem Zimmer ist
und ein Schläfchen macht? Das ist doch nicht wahr und es hat sie nicht
glücklich gemacht.«
    »Das ist eine andere Regel«,
erklärte Gabby. »Mein süßer Kasi hat eine Todesangst vor Mrs Sibbald.«
    »Was ist das für eine Regel?«,
fragte Phoebe.
    »Man muss die Schwachen vor den
Starken schützen«, sagte Gabby, berichtigte sich anschließend jedoch sofort.
»Das stimmt nicht ganz. Phoebe, du weißt doch, wie Kasi ist. Ihn Mrs Sibbald zu
übergeben wäre, als würde man die Ziege dem Tiger vorwerfen.«
    Hinter dem Schirm, der die Badewanne
vor neugierigen Blicken schützte, ertönte ein leises Geräusch. Das kleine
Mädchen blickte hinter den Schirm. »Kasi Rao, es wird Zeit, dass du dort
hervorkommst.« Sie stemmte ihre kleinen Fäuste in die Seiten. »Was würde Mrs
Sibbald sagen, wenn sie dich vollständig angezogen in der Wanne sehen könnte?«
    »Lass ihn dort, wenn er möchte«,
rief Gabby quer durch den Raum.
    Aber Phoebe schüttelte entschlossen
den Kopf und erklärte mit einer Überzeugungskraft, die Mrs Sibbald bewundert
hätte: »Es ist Zeit für den Tee, Kasi. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich
werde Gabby nicht erlauben, noch einmal von dem Tiger zu erzählen.«
    Ein sehr schlanker Junge mit großen,
unschuldigen Augen, die sein ganzes Gesicht einzunehmen schienen, schaute
verstohlen um den Wandschirm herum und zuckte dann wieder zurück, unwillig,
seine sichere Ecke zu verlassen.
    Phoebe nahm seine Hand und zog. »Es
ist außer uns niemand hier, Kasi.«
    Der Blick aus weichen, braunen Augen
huschte immer wieder zwischen Gabbys Lächeln und ihrer ausgestreckten Hand hin
und her. Kasi wollte offensichtlich aus seiner Ecke hervorkommen, aber der Weg
bis zur anderen Seite des Raums war so gefahrenvoll und weit.
    Phoebe zerrte ungeduldig an seiner
Hand. »Mrs Sibbald denkt, du hältst ein Schläfchen. Du bist also vor ihr
sicher.«
    »Wir trinken zusammen Tee«, sagte
Gabby ermutigend, als Kasi all seinen Mut zusammennahm und auf ihren Stuhl zustürzte,
wo er unter ihrem Arm Zuflucht suchte wie ein Hühnchen, das
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