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03 - Feuer der Liebe

03 - Feuer der Liebe

Titel: 03 - Feuer der Liebe
Autoren: Eloisa James
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seine Schwächen kannte. Es war
ganz und gar nicht der Körper des durchschnittlichen Londoner
Gentlemans.
    Quill strich sich das Haar zurück.
Verdammt, war es etwa schon wieder zu lang? Einen Augenblick verharrte er
völlig regungslos und dachte daran, wie ihm der Wind ins Gesicht peitschte und
ihm durchs Haar fuhr, wenn er auf einem Hengst über die Wiesen galoppierte.
    Aber Reiten und Sex, das waren
inzwischen Vergnügungen, bei denen der Preis höher war als die Wonne. Nach den
rhythmischen Bewegungen auf einem Pferderücken lag er unweigerlich drei
qualvolle Tage lang schweißgebadet in einem abgedunkelten Raum und musste
heftige Wellen von Übelkeit und unerträgliche Kopfschmerzen aushalten. Und der
einzige Kommentar der Ärzte war, dass die Kopfverletzung, die er sich vor sechs
Jahren zugezogen hatte, schuld daran war, dass er keine rhythmischen Bewegungen
ertragen konnte. Egal, welcher Art.
    Seine Züge verhärteten sich und er
verdrängte das Bild des galoppierenden Pferdes. Nichts war schlimmer als etwas
zu bedauern, das nicht zu ändern war. Frauen und Pferde gehörten eben der
Vergangenheit an, nicht der Zukunft.
    Er grinste unvermittelt. Die
Beschäftigungen, denen er nachtrauerte — ein scharfer Ritt und die nächtliche
Gesellschaft einer Frau —, waren Freuden, die Peter nicht im Geringsten interessierten.
Bei Gott, er und sein Bruder waren wirklich grundverschieden.
    Wahrscheinlich machte er sich jedoch
ganz umsonst Sorgen um Gabrielle und Peter. Peter mochte der Gedanke an eine
Eheschließung nicht behagen, aber er genoss weibliche Begleitung. Eine hübsche
französische Miss, mit der Peter tratschen, über Mode reden und auf Bälle gehen
konnte, würde womöglich noch seine beste Freundin werden. Und der Name
Gabrielle war elegant; er beschwor das Bild einer Frau herauf, die sich auskannte
in der Welt. Peter bewunderte — nein, er liebte Schönheit. Eine zarte, junge
Französin könnte ihn sicherlich dazu überreden, sich in die ungewollte Eheschließung
zu fügen.
    Quill hätte diese Hoffnung sofort
begraben, wenn er besagte zarte Französin in diesem Moment hätte sehen können.
    Peters Verlobte kniete auf dem Boden
ihrer Kabine und blickte einem eifrigen jungen Mädchen ins Gesicht, das vor
ihr auf einem kleinen Hocker saß. Das Haar hing Gabrielle unordentlich über
den Ohren und ihr altmodisches Kleid war völlig zerknittert. Einer eleganten,
französischen Miss aus La Belle Assemblée glich sie nicht im
Entferntesten.
    »Der Tiger schlich durch den undurchdringlichen
Dschungel.« Gabbys Stimme war nur noch ein aufgeregtes Flüstern. »Er setzte so
leise eine Tatze vor die andere, dass er nicht einmal den Gesang der Elstern
störte. Mit seiner langen Zunge leckte er sich die Lippen bei dem Gedanken an
das köstliche Mahl, das vor ihm herlief.«
    Phoebe Pensington, eine fünfjährige
Waise, die nach England geschickt worden war, um dort bei Verwandten zu leben,
zitterte. Gabbys sanfte, braune Augen glitzerten tigerhaft und sie fuhr in
ihrer Erzählung fort.
    »Aber als der Tiger den Rand des
Waldes erreichte, blieb er unvermittelt stehen. Die Ziege spazierte am Strand
entlang und ihre weißen Hufe tänzelten just am Rand der tosenden, azurblauen
Wellen des Indischen Ozeans entlang. Und der Tiger hatte Angst vor Wasser.
Sein leerer Magen drängte ihn, der Ziege zu folgen, aber sein Herz pochte vor
Furcht. Er blieb im getupften Schatten eines Bongo-Baums stehen ...«
    »Aber Miss Gabby«, unterbrach Phoebe
sie aufgeregt, »was hat der Tiger denn an diesem Abend gegessen, wenn nicht die
Ziege? War er nicht hungrig?«
    Gabbys Augen funkelten amüsiert.
»Vielleicht ärgerte sich der Tiger so sehr über seinen Mangel an Mut, dass er
sich auf einen hoch gelegenen Berggipfel zurückzog und sich nur noch von
Früchten und Gemüse ernährte.«
    »Das glaube ich nicht.« Phoebe war
sehr praktisch veranlagt. »Es ist viel wahrscheinlicher, dass der Tiger sich
auf die Ziege gestürzt und sie aufgefressen hat.«
    »Der Tiger besaß die den Katzen
angeborene Scheu vor Wasser«, sagte Gabby. »Er hatte kein Auge für die
Schönheit der Wellen, die sich neckisch am Ufer brachen. In seinen Augen sahen
die Wellen aus wie die Scheren von winzigen Krabben, die sich nach ihm.
ausstreckten, um seine Knochen anzunagen!«
    Phoebe stieß einen aufgeregten,
kleinen Schrei aus, just als sich die Kabinentür öffnete, womit der Zauber von
Gabbys Stimme gebrochen war.
    Eudora Sibbald, ganz in Schwarz
gekleidet, starrte
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