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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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Heute fängt der Sommer an. An einem Freitag am Hauptbahnhof von Kopenhagen, wo der Lärm von hundert ekstatischen Familien auf dem Weg vom oder zum Freizeitpark Tivoli widerhallt. Jonathan steht neben dem Kiosk und telefoniert. Seit der Abschiedsfeier an unserer alten Schule hatte ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Nicht ein einziges Mal hat er sich überreden lassen, mit uns wegzugehen, er will lieber zu Hause sitzen und an seinen „Artikeln“ schreiben. Jonathan ist überzeugt davon, der James Bond des Journalismus zu sein. Jetzt hat er allerdings erst mal drei Jahre an der Oberstufe des Gymnasiums vor sich, wie wir anderen auch.
    Gemächlich rollt der Zug aus Jütland ein. Nick hat dort fast ein ganzes Jahr auf einer freien Internatsschule verbracht. Es war nicht seine Idee, ins Exil zu gehen, aber Nicks Mutter und unsere Lehrer waren der Meinung, eine „Luftveränderung“ täte ihm gut, nachdem er davor nur mit Ach und Krach versetzt worden war. Zuletzt hatte er sich immer mehr zum „Gast der Woche“ an unserer Schule entwickelt, und seine Noten waren unterirdisch. Die sogenannte Luftveränderung bestand aus zehn Monaten mitten auf dem platten Land und damit weit weg von so ziemlich ALLEM.
    Menschen strömen auf den Bahnsteig. Ich entdecke Nick ein Stück weiter hinten. Er kommt mit einem blonden Mädchen angedackelt, das ein paar Jahre älter aussieht als er. Typisch Nick. Gabelt überall Frauen auf.
    „Arschgeil! Mateus!“ Nick rast auf mich zu und boxt mir gegen die Schulter.
    „Willkommen zu Hause.“
    „Ich schwör’s dir, nie mehr geh ich weiter von Kopenhagen weg, als bis zum nächsten Vorort. Fuck, mit Jütland bin ich echt fertig.“
    „Sollen wir heute feiern gehen?“
    Nick streckt die Arme in die Luft. „Klar, Mann. Aber erst muss ich kurz nach Hause. Und dann lass uns im Kastellet loslegen.“
    Die Blonde geht lächelnd an uns vorbei und sieht sich noch einmal um, bevor sie auf der Rolltreppe nach oben verschwindet.
    Nick saugt geräuschvoll Luft durch seine Vorderzähne. „Sie heißt Dina. Wir sind später verabredet. Sie bringt auch eine Freundin mit.“
    „Mach dir wegen mir bloß keine Umstände.“
    „Hast du etwa schon was vor? Oder was am Laufen, von dem ich noch nichts weiß?“
    Scheiße. Kaum sind zehn Sekunden vergangen, schon geht’s mal wieder darum: Nick hat so viele Mädchen an der Hand, dass er sogar welche abgeben kann, während bei mir wie üblich tote Hose angesagt ist.
    Ich beschließe, seine Frage zu ignorieren. „Und wo wollt ihr euch treffen?“, frage ich.
    „Das ist eine Überraschung. Erst mal trinken wir ein paar Bier, oder?“
    „Ist das tatsächlich alles, was du dabei hast?“
    Fast hätte ich Jonathan vergessen, der jetzt hinter Nick steht. Offenbar hat er sein wichtiges Gespräch beendet.
    „Ich reise eben mit leichtem Gepäck“, antwortet Nick und mustert Jonathan von oben bis unten. „Bist du etwa NOCH größer geworden?“
    „Kann sein. Habt ihr vor, noch weiterzuziehen?“
    „Na logo“, lacht Nick. „Ab sofort wird nonstop gefeiert. Ich geb mir mordsmäßig die Kante!“
    Jonathan seufzt und lässt seinen Blick über die Gleise schweifen. „Eigentlich habe ich keine Zeit.“
    „Komm schon. Ich habe es wirklich dringend nötig, mal wieder die Sau rauszulassen.“
    „Könnt ihr das denn nicht alleine?“
    „Nein, du musst natürlich mitkommen, Lulatsch!“
    Ich ziehe eine Grimasse, die Jonathan klarmachen soll: Reiß dich zusammen! Er holt sein Handy aus der Tasche. „Na gut, aber dann muss ich erst kurz was absagen.“
    Mit dem Handy am Ohr entfernt er sich von uns.
    Nick sieht mich an. „Was ist denn mit dem los?“
    „Er ist wohl gerade mal wieder am ‚Recherchieren‘.“
    „Für diese Artikel?“
    „Ja, er hockt tatsächlich in den Sommerferien in seinem Zimmer und schreibt. Das soll mal einer verstehen.“
    Nick schwingt seine Reisetasche auf den Rücken. „Den werde ich noch vor Mitternacht auf andere Gedanken bringen, das verspreche ich dir.“
    „Na, wart’s ab. Du wirst dich noch wundern.“
    Wir gehen zur Rolltreppe. Nick fragt, ob er ein bisschen Geld pumpen kann, weil er gerade ziemlich pleite ist. Und genau in diesem Moment ist alles wie immer.
    Seit heute wohnt Nick also wieder in einer großen, heruntergekommenen Wohnung am Strandboulevard. Seine Mutter Agnethe ist nicht zu Hause, seine Zwillingsschwester Sandra steht im Flur und überschlägt sich nicht gerade vor Begeisterung darüber, dass ihr Bruder
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