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0244 - Der Eulenmann

0244 - Der Eulenmann

Titel: 0244 - Der Eulenmann
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Legitimation.«
    DuBreuil prüfte den Ausweis, dann gab er ihn zurück. »Und aus welchem Grund sind Sie hier?«
    Zamorra hob die Schultern. »Aus dem gleichen wie Sie, nehme ich an. Die Mädchenleiche…«
    »Ach ja«, sagte DuBreuil. »Ist ja hochinteressant. Wo ist sie denn, Monsieur Lenoir?«
    Aber Lenoir war nicht ansprechbar. Er seufzte verzerrt, während der Polizeiarzt die Schußwunde reinigte und verband.
    »Sie müßten doch darüber gestolpert sein«, sagte Zamorra stattdessen. »Lang ausgestreckt in der offenen Eingangstür.«
    DuBreuil sah von ihm zu Lenoir und wieder zu Zamorra. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    Jetzt horchte Lenoir auf. »Was - was sagen Sie da? DuBreuil, was ist mit Frances? Ist sie fort?«
    »Im Eingang liegt jedenfalls niemand. Wo ist Ihre Leiche, Lenoir?«
    »Sie muß doch… sie fiel mir doch entgegen… sie…«, stammelte Philippe. Zamorra registrierte, daß der Mann nicht in der Lage war, zu weinen. Etwas in ihm mußte zerstört sein. Sein Gesicht blieb jetzt unbewegt.
    »Wir sehen uns mal im Haus um. Wir dürfen doch, Lenoir, ja?« fragte der Kommissar. Lenoir nickte.
    »Finden Sie sie, bitte«, sagte er. »Sie ist doch tot. Sie liegt doch da.«
    »Glauben Sie nicht, die zwei binden uns einen Bären auf?« fragte der zweite Bemäntelte. DuBreuil schüttelte den Kopf. »Ich kenne Lenoir. Der macht mit so etwas keine Scherze. Kommen Sie, wir schauen uns mal ein wenig um.«
    Lenoir, frisch verbunden, erhob sich. »Sie liegt doch da«, murmelte er und ging zur Tür, hinaus in die Diele. Zamorra und ein Mann in Uniform folgten ihm. Ein Polizeifotograf mit seiner im Augenblick nutzlosen Ausrüstung und ein paar weitere Uniformierte standen da. Philippe ging zur Tür. Dort kniete er nieder, strich mit den Händen über den Boden.
    »Hier hat sie gelegen«, stammelte er. Er sah die Polizisten an. »Sie haben sie schon weggetragen, nicht?« murmelte er hoffend.
    Der Arzt war ihm gefolgt. Er schüttelte den Kopf. »Niemand wurde weggetragen, Monsieur Lenoir. Hier lag niemand.«
    »Aber doch… es… es war furchtbar. Und das nur, weil ich eine verdammte Sekunde zu langsam war. Der Kopf ist fort… wohin? Wohin?«
    Zamorra preßte die Lippen zusammen. Tiefste Verzweiflung sprach aus dem jungen Mann, aber warum konnte er auch jetzt nicht weinen?
    Da hob Lenoir plötzlich eine Hand. »Hier«, flüsterte er. »Hier!« Er spreizte die Finger, hielt sie den anderen entgegen. »Hier, seht ihr? Sie hat hier gelegen! Hier ist es doch! Hier ist es doch!«
    Zamorra starrte das an, was an Lenoirs Fingern glänzte.
    Blut.
    Das Unbehagen, das ihn umfing, wurde immer stärker.
    ***
    Nicole wollte aufschreien, doch sie brachte keinen Ton über die Lippen. Das entsetzliche Wesen hielt sie zu sehr in seinem Bann.
    War das - ein Misch wesen?
    Ein Vampir, der die Verwandlung nur zur Hälfte schaffte? Aber ein Vampir hat ausgezackte Flughäute. Die hier waren die eines Vogels, als der Unheimliche sie jetzt ausbreitete und sich mit einem einzigen, kräftigen Schwingenschlag vom Wagendach abstieß.
    Steil jagte er in die Höhe!
    Jeden Moment rechnete Nicole mit einem Angriff. Sie entsann sich wieder des scharf gekrümmten Vogelschnabels, der großen, runden Augen und der seltsamen Ohrenform…
    Und dann begann sie zu begreifen, was das für ein Mischwesen war. Sie begriff auch, was das für ein schrilles Klingen an der Windschutzscheibe war, ehe der riesige Körper den fahrenden Wagen angriff. Eine Art Radar, ein Ultraschall-Echolot…
    Ein Nachtjäger war unterwegs. Ein Wesen, das nur in der Dunkelheit jagte… Aber dennoch stimmte da etwas mit dem Echolot nicht, fuhr es ihr durch den Kopf. Fledermäuse, ja, aber…
    Auch Eulen?
    Und am Himmel verschwand das entsetzlichste Wesen, das sie jemals kennengelernt hatte. Es griff nicht mehr an… jagte davon, über sie hinweg den Berghang hinauf… und gab einen schrillen Ton von sich…
    Nicole atmete tief durch. Langsam ging sie wieder auf den Wagen zu. Ihre Hände glitten über das Stoffdach des Verdecks. Vergeblich suchte sie nach den Eindrücken von Vogelklauen.
    Aber es war ja auch ein Mischwesen… es brauchte ja nicht durchgehend Vogel zu sein…
    Lieber Himmel, dachte Nicole entsetzt, wer mag ein solches Geschöpf zusammengesetzt haben? Ist der verrückte Viktor Frankenstein wieder unter den Lebenden und experimentiert mit Menschen?
    Aber Tiere hatte der noch nie im Sinn gehabt…
    Nicole fühlte, daß sie ein wenig flau in den Knien war, als sie
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