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0244 - Der Eulenmann

0244 - Der Eulenmann

Titel: 0244 - Der Eulenmann
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schrammte über das Verdeckende und tupfte auf die Kofferraumplatte, dann war es schon vorbei. Der Cadillac schoß vorwärts und jagte auf die nächste Kurve zu. Nicole bremste gerade noch rechtzeitig wieder ab.
    Sie atmete tief durch. Das wäre um ein Haar schiefgegangen. Ganz gleich, was es war - hätte sie das Tempo belassen oder gar gebremst, wäre die Bestie direkt durch die Windschutzscheibe gegangen und hätte sie getroffen.
    Sie hielt an, stieg halb aus und sah sich um. Doch das Ding kehrte nicht zurück, um ein zweites Mal anzugreifen.
    Nicole ließ sich wieder in den Wagen sinken. Was hatte sie da eigentlich gesehen? Was war das? Ein Vogel? Ein ferngelenktes Flugzeug? Da waren zwei hellgrüne Augen gewesen und mächtige Schwingen, und sie venneinte auch einen gewaltigen Schnabel gesehen zu haben. Also doch ein Vogel?
    Aber Vögel haben doch die Augen seitwärts am Kopf, nicht direkt nebeneinander nach vom gerichtet!
    Was konnte es aber dann gewesen sein! Ein riesiger Vampir?
    Alles war möglich. Auf jeden Fall mußte Zamorra davon erfahren. Denn der Vorfall war alles andere als normal.
    Nicole schluckte heftig. Dann gab sie bedächtig wieder Gas und fuhr weiter.
    Eine kleine Kreuzung tauchte auf. Lag da nicht ein Auto auf dem Acker? Nun, so etwas sollte es geben. Es gab eben Leute, die glaubten, allen anderen beweisen zu müssen, wie gut und schnell sie nicht fahren können. Nicole hatte bisher ihr Können noch niemals überschätzt. Ebenso wie Zamorra ließ sie es lieber einmal etwas langsamer angehen, als daß sie anderen zu imponieren versuchte.
    Aber dann lag da nicht weit entfernt noch ein Wagen im Graben.
    Das ging wohl nicht mit rechten Dingen zu. Nicole hielt an und stieg aus. Der Wagen war beschädigt, und unwillkürlich wurde Nicole an das unheimliche Ding erinnert, das auf sie zuraste. Wahrscheinlich hätte ihr Wagen hinterher ebenso ausgesehen, nach einem vollen Zusammenprall…
    Aber sie sah keinen Flugkörper in der Gegend liegen.
    Gab es das denn, daß ein Großvogel einen solchen Zusammenstoß einfach einsteckte und weiterñog?
    Nicole trat auf den Wagen zu. Er war leer. Aber auf den vorderen Sitzen war etwas Dunkles, Klebriges. Sie beugte sich ins Fahrzeug und berührte es mit den Fingerspitzen.
    Blut.
    »Hm«, machte sie. Offenbar war der Rettungswagen längst wieder fort, und irgendwann morgen würde man das Wrack abschleppen kommen. Nicole drehte sich langsam um.
    Da erstarrte sie.
    Etwas kauerte auf dem Stoffverdeck ihres Wagens. Etwas Großes, Schwarzes, das lautlos herangekommen war, Niedergeduckt und mit großen, grün leuchtenden Augen.
    Das Mondlicht riß die Gestalt aus der Dunkelheit.
    »Nein«, flüsterte Nicole. »Das ist unmöglich. Das gibt es einfach nicht. Das ist so unnatürlich - so widernatürlich…«
    So unmöglich!
    Es mußte eine Sinnestäuschung sein.
    Aber die Sinnestäuschung öffnete den scharf gekrümmten Schnabel und kicherte schrill.
    Dann erhob sich die unfaßbare Gestalt auf dem Wagenverdeck…
    ***
    »Die Waffe weg, Lenoir!« schrie einer der beiden Polizisten. Zamorra ließ sich einfach fallen. Ein Schuß krachte. Lenoir flog herum, stürzte über den Sessel und riß ihn um. Das Gewehr krachte zu Boden. Zamorra rollte sich blitzschnell bis an die Wand, doch kein zweiter Schuß fiel. Philippe Lenoir stöhnte leise.
    »Aufstehen, Mann«, bellte der Polizist, der geschossen hatte. »Das ist doch nur ein Kratzer. Doktor!«
    Zamorra hob die Brauen. Einen Arzt hatten sie auch direkt mitgebracht. Das roch nach der Mordkommission. Die beiden Männer in dunklen Mänteln traten zur Seite. Der Polizeiarzt tauchte mit seinem schwarzen Koffer auf und begann sich mit Lenoirs rechtem Oberarm zu befassen.
    »Glatter Durchschuß, nur Fleisch und ein paar dünne Blutgefäße. Keine Knochenhautverletzung. Zielen Sie immer so gut?« fragte er anerkennend.
    »Ich bemühe mich«, sagte der Polizist und steckte die Waffe ein. Der andere hielt seine weiterhin auf Zamorra gerichtet. »Wer sind Sie, was machen Sie hier? Gehört Ihnen der Wagen draußen im Hof?«
    »Mein Name ist Professor Zamorra, ich lasse mich hier abwechselnd von Monsieur Lenoir und Ihnen mit Waffen bedrohen, und der Wagen gehört mir. Wer sind Sie?«
    »Darf ich Ihren Ausweis sehen?«
    »Wer sind Sie?« beharrte Zamorra. »Zuerst sehe ich Ihren Ausweis.«
    Der Polizist lächelte und zückte das gute Stück. Zamorra lächelte zurück. »Warum nicht gleich so, Kommissar DuBreuil. Bitte, meine
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