Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0244 - Der Eulenmann

0244 - Der Eulenmann

Titel: 0244 - Der Eulenmann
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
aus heiterem Himmel…«
    »Kommissar, glauben Sie es. Begreifen kann das niemand, auch ich nicht, obgleich ich mich mit der Materie befasse. Ich bin Parapsychologe. Okkultismus, Geheimwissen, Magie, verstehen Sie?«
    »Und deshalb… deshalb sind Sie hier? Was haben die Leichen damit zu tun?«
    Zamorra erhob sich.
    »Das, mein lieber DuBreuil«, sagte er grimmig, »möchte ich auch gern wissen. Es gibt noch eine zweite Leiche. Ein Mann in einem verunglückten Peugeot an der Straße von hier nach St. Eloi.«
    »Wir kamen an dem Wagen vorbei«, sagte DuBreuil. »Er war leer.«
    Zamorra nickte nur. Das hatte er sich nach dem Verschwinden des Mädchens schon gedacht.
    »Hören Sie, Kommissar«, sagte er. »Hier ist für mich jetzt nichts mehr zu tun. Der Eulenmann ist mir entwischt. Ich habe eine lange Reise von England bis hierher hinter mir und bin todmüde. Sie finden mich bis etwa Mittag im Gasthof von St. Eloi. Anschließend bin ich möglicherweise direkt oder zumindest nachrichtlich hier erreichbar.« Er fischte eine Visitenkarte mit seiner Adresse und Telefonnummer von Schloß Montagne aus der Tasche und drückte sie dem Kommissar in die Hand. »Sie entschuldigen mich sicher jetzt. Ich bin zu erreichen, sobald ich ein paar Stunden geschlafen habe.«
    »Aber…«, stöhnte DuBreuil auf.
    Zamorra antwortete nicht mehr. Er wußte selbst, daß es nicht nur ungut, sondern auch unhöflich war, sich jetzt so rasch zu empfehlen. Aber er war wirklich todmüde, und vor allem brannte in ihm die Ungewißheit über Nicoles Schicksal. Er hatte keine Lust, jetzt noch stundenlang Erklärungen für Polizeiprotokolle abzugeben. Schließlich wußte die Polizei, wo er zu finden war.
    Und der Mörder-Spuk, der war für diese Nacht mit Sicherheit vorbei.
    Mit gemischten Gefühlen sah Kommissar DuBreuil hinter ihm her und fragte sich, was in aller Welt er jetzt mit diesem halbirren Philippe Lenoir anfangen sollte.
    ***
    Wenn man wartet, dehnen sich die Sekunden manchmal zu Ewigkeiten, so auch für Nicole Duval. Sie glaubte, Stunden seien vergangen, dabei waren es höchstens zwanzig Minuten, da tauchte ein bekanntes Scheinwerferbild am Ende des Dorfes auf.
    Das war Zamorra!
    Nicole atmete erleichtert auf. Der Wagen stoppte kurz, als Zamorra den einmaligen Cadillac entdeckte, dann rollte er langsam weiter und fand schließlich gut hundert Meter weiter eine Lücke, wo er ebenso quer wie Nicole einparkte. Zamorra schloß den Wagen ab und kam dann langsam und müde auf Nicole zu.
    »Hallo, Nici. Wartest du schon lange?«
    »Eine Ewigkeit, Schatz«, seufzte sie und fiel ihm um den Hals. »He, du siehst ja so zerrupft aus wie ein Huhn, das der Fuchs erst mal probegebissen hat…«
    Zamorra lächelte dünn. »Umgekehrt, Nici. Das Huhn hat den Fuchs gebissen, und der Fuchs war ich… komm nach drinnen, da ist es nicht so kühl.«
    »Moment.« Nicole holte den unvermeidlichen Koffer aus dem Gepäckraum ihres Wagens - ein Koffer mit Inhalt reichte ihr, da es ja nur um eine einzige Übernachtung ging. Dann folgte sie Zamorra bis in dessen Zimmer. Der Professor schabte sich den zerfetzten Anzug vom Leib, leerte die Taschen und stopfte die Stoffreste in den Papierkorb. Dann begann er seine Schrammen sorgfältig zu desinfizieren.
    »Was war denn los?« fragte Nicole von der Bettkante her.
    Zamorra berichtete ihr von den Vorfällen. »Und du? Gute Fahrt gehabt?«
    Sie lachte leise und erzählte ihrerseits. »Jetzt wissen wir wenigstens«, schloß sie, »mit wem wir es zu tun haben.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Eben das«, sagte er, »wissen wir bekanntermaßen nicht. Wer ist der Eulenmann? Was steckt dahinter? Gibt es wirklich einen Zusammenhang mit den Geköpften, oder ist das Phantom, hinter dem ich her jagte, noch etwas anderes? Wir wissen es wirklich nicht. Nur eines ist sicher: ich bin hundemüde.«
    Er streifte auch die restliche Kleidung ab und ließ sich auf das Bett fallen. »Verzeih, daß ich unhöflich bin, Nici… übrigens wirst du dir das Bett mit mir teilen müssen. Ich konnte kein Doppelzimmer bekommen, weder mit Überredungskunst noch durch Bestechung. Hier im Dorf ist an diesem Wochenende der Teufel los, weißt du. Irgend ein Dorfheld feiert sein -zigstes Jubiläum, oder so.«
    Nicole schätzte die Bettbreite ab. »Na, reicht doch gerade«, sagte sie, zog sich aus und kuschelte sich eng an Zamorra.
    Doch ihre durch das schmale Bett genährten Hoffnungen wurden enttäuscht. In dieser Nacht war Zamorra wirklich zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher