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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
Autoren: Thomas Grüter
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Vorwort
    »Vertraue keinem Bruder, kenne keinen Freund. Schaffe dir keinen Vertrauten – das führt zu nichts … Der meine Speisen gegessen hatte, zog Truppen zusammen und dem ich geholfen hatte, der nutzte das zum Aufstand … Es war am Abend, nach dem Nachtmahl. Mein Herz begann, dem Schlaf nachzugeben. Da wurden die Waffen, die mich schützen sollten, gegen mich geschwungen … «
    Am 1 .Februar 1962 v. Chr., also vor fast viertausend Jahren, starb der ägyptische Pharao Amenemhet I., der Begründer der zwölften Dynastie des mittleren Reiches und Errichter des glanzvollen Amun-Tempels von Karnak. Eine Verschwörung von Höflingen machte seinem Leben ein Ende – die früheste in ihren Einzelheiten überlieferte Verschwörung der Welt. Das Zitat stammt aus einem Unterweisungsbuch, das der Weise Cheti aus der Sicht des ermordeten Pharao für Amenemhets Sohn und Thronfolger Sesostris geschrieben hat.
    Wir dürfen annehmen, dass Menschen sich verschworen haben, seit sie das Mittel der Sprache hinreichend beherrschten, um gemeinsam Pläne zu schmieden. Clanchefs, Stammesfürsten, Dorfälteste, Häuptlinge und Könige starben zu allen Zeiten durch den hinterrücks geführten Dolch heimlich verbündeter Mörder.
    Doch auch wenn nichts geschah, wenn alles ruhig schien, machten sich die Menschen ihre Gedanken und mutmaßten, wer sich zu einem heimlichen Bund zusammengeschlossen haben könnte. Gerüchte kochten hoch, Verdächtigungen machten die Runde. Namen wurden geflüstert, Absichten unterstellt, Anzeichen beobachtet, Orakel befragt, Omen erkannt. Die Gerüchte begannen sich zu verdichten, ein Umsturz schien unmittelbar bevorzustehen, unabwendbar
die Entladung von Gewalt … oder gab es keine Verschwörung und alle Gerüchte waren nur das Abbild der Angst vor einer unsichtbaren Gefahr?
    Zwei Arten von heimlichen Bünden lassen sich unterscheiden: Solche, die vom Herrscher ausgehen, um seine Macht auszuweiten, und solche, die gegen ihn, also gegen seine Herrschaft oder sein Leben gerichtet sind. Kaum ein bedeutender Herrscher, der nicht Mordanschläge überstehen musste. Sein Leben hing daran, dass er Verschwörungen rechtzeitig erkannte und zerschlug. Die Untertanen wiederum misstrauten ihren Herrschern, sahen sich von Steuern und Pflichten erdrückt und unterstellten dem Herrscher, unter falschen Vorwänden den Druck zu erhöhen, zu seinen Gunsten zu wirtschaften und das Volk in die Abhängigkeit zu zwingen. Und nicht zuletzt misstraut das Volk anderen Völkern und anderen Herrschern. Am schlimmsten traf es immer die Völker ohne Heimat oder solche außerhalb der Heimat wie Juden, Roma, Vaganten, Auslandschinesen oder afrikanische Inder.
    Diese Art des Denkens, das ich Verschwörungsdenken nenne, hat Millionen von Menschen das Leben gekostet. Das Verschwörungsdenken hat sich von seinem ursprünglichen Zweck, dem lebenswichtigen Aufdecken realer Geheimbünde, gelöst und eine eigene Dynamik entwickelt.
    Mit den Ursachen, Folgen und Auswüchsen dieser Entwicklung wird dieses Buch sich beschäftigen. Es wird die Formen des Verschwörungsdenkens diskutieren und ihre Herkunft untersuchen, die Abhängigkeit von wirklichen Ereignissen analysieren und den Zusammenhang mit wahnhaften Vorstellungen beleuchten. Schließlich wird es die Frage beantworten, wer solches Denken fördert und wer davon profitiert.
    Sie sehen: das Phänomen der Verschwörungstheorien ist geradezu verwirrend vielschichtig. Selbst die Definition in verschiedenen Lexika ist widersprüchlich. In diesem Buch möchte ich versuchen, dem Phänomen
Verschwörungstheorie
etwas näher zu kommen, ja es überhaupt einmal sinnvoll zu definieren.
    Wenn Sie dies alles gelesen haben, werden Sie mir sicherlich gerne auf dem Weg zu einer eigenen Verschwörungstheorie folgen. Ich empfehle Ihnen, sie mir nicht zu glauben, denn sie ist nichts weiter als ein Beispiel, mit dem ich Ihnen den Aufbau von Verschwörungstheorien erklären möchte.

1 : Echte Verschwörungen und ihre Probleme
    Caesar, Guy Fawkes, die Illuminaten und was Machiavelli dazu schreibt
    Eine Verschwörung kann auf ein einzelnes Ziel ausgerichtet sein wie zum Beispiel die Ermordung eines Prominenten, oder sie verfolgt ein allgemeines, andauerndes Ziel wie den illegalen Gelderwerb oder den Ausbau der eigenen Macht. Beispiele für die zweite Art von Verschwörungen sind Verbrecherorganisationen wie die Mafia, die chinesischen Triaden oder die japanischen Yakuza. Auch die politischen Geheimgesellschaften
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