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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
Autoren: Thomas Grüter
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wie die »Schwarze Hand« in Serbien Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts oder die undurchsichtigen Terrorgruppen im Irak der Gegenwart zählen zu dieser Art der Verschwörung.
    Ideale Verschwörungen erreichen ihre Ziele, ohne dass die Verschwörer hervortreten. Die handelnden Personen bleiben im Verborgenen, sie ziehen unsichtbar die Fäden des sichtbaren Schauspiels, treten aber niemals selber auf. Überspitzt formuliert nehmen wir eine erfolgreiche Verschwörung niemals als solche wahr, denn das Drama auf der Bühne nimmt einen scheinbar folgerichtigen Verlauf, während in Wirklichkeit die Akteure an den unsichtbaren Fäden mächtiger Puppenspieler hängen.
    Wirkliche Verschwörungen aber leiden unter den Zerwürfnissen der Verschwörer, unter den Fehlern ihrer Pläne, unter den menschlichen Unzulänglichkeiten der Beteiligten und unter zufällig auftretenden Widrigkeiten. Kaum ein Komplott läuft so ab, wie es die Beteiligten geplant haben. Können Verschwörer sich vielleicht dadurch absichern, dass sie aus den vielen Verschwörungen, Attentaten und Putschversuchen der Geschichte einen typischen Verlauf rekonstruieren und danach handeln? Die Antwort ist nein, es gibt ebenso wenig einen typischen Ablauf von Verschwörungsplänen, wie es den typischen Verlauf eines Schachspiels gibt. Keine zwei
Schachspiele sind gleich, trotz immer gleicher Ausgangsstellung. Komplotte aber entstehen aus vollkommen verschiedenen, miteinander nicht vergleichbaren Situationen. Allgemeine Ratschläge für Verschwörer lassen sich jedoch durchaus ableiten (ebenso wie allgemeine Richtlinien für gutes Schachspielen). Niccolò Machiavelli, berühmter Theoretiker der Macht und des Machterhalts, hat auch das Thema der Verschwörungen ausführlich behandelt.
    Ich werde noch auf ihn zurückkommen.

Caesars Ermordung oder die planlose Verschwörung
    Die wohl berühmteste Verschwörung der Weltgeschichte führte am 15 .März 44 v. Chr. zur Ermordung Julius Caesars. Sie zeigt beispielhaft das Scheitern eines Rechtsbruchs, der aus moralischer Verblendung heraus unternommen wurde. Nicht zuletzt das fatale Auseinanderklaffen von moralischem Anspruch und profaner Wirklichkeit wurde den Verschwörern zum Verhängnis. Obwohl die dramatischen Vorgänge am Ende der römischen Republik bereits mehr als 2000  Jahre zurückliegen, sind sie doch in fast allen Einzelheiten bekannt. Die Geschichtsschreibung kennt zwanzig der etwa sechzig Beteiligten mit Namen und weiß von den Wichtigsten auch die Lebensdaten. So lassen sich Motive, Ablauf und Folgen des Komplotts rekonstruieren.
     
    Julius Caesar wurde vermutlich im Jahre 100 v. Chr. (oder nach römischer Zeitrechnung im Jahre 653 nach Gründung Roms) geboren. Er entstammte einer ehrwürdigen, aber einflusslosen und verarmten Adelsfamilie. Er schlug die Ämterlaufbahn ein, wie man es von ehrgeizigen römischen Adeligen damals erwartete. Sie bestand aus einer vorgeschriebenen Abfolge von Ämtern und führte mit Glück und Geschick bis an die Spitze des Staates. Caesars Karriere verlief dank großzügiger Volksbelustigungen und freigebiger Bestechungen fast reibungslos, lediglich seine Schulden wuchsen ihm
langsam über den Kopf. Im Jahre 61 v. Chr. wollte er eine Statthalterschaft in Spanien antreten. Aber er konnte Rom zunächst nicht verlassen, da seine Gläubiger erst ihr Geld sehen wollten. Nur eine Bürgschaft von Crassus, dem reichsten Mann Roms, erlaubte Caesar die Überfahrt nach Spanien. Dort trieb er so viel Geld ein, dass er schuldenfrei nach Rom zurückkehrte und sich nun um das höchste Staatsamt bewerben konnte: das Konsulat.
    Caesar hatte sich in seiner Laufbahn in Rom viele Feinde geschaffen, die ihm den Weg zum Amt des Konsuls gerne verstellt hätten. Er schaffte den Sprung an die Spitze des Staates letztlich nur durch ein Bündnis mit Pompeius, dem mächtigsten Militärbefehlshaber, und mit Crassus, dem reichsten Mann Roms. Die beiden verband eine innige Feindschaft, und es ist wohl Caesars besonderem Charisma und ihrem gemeinsamen Willen zur Macht zu verdanken, dass die drei sich verbündeten. Caesar sollte, so die Absprache, als Konsul nicht nur seine eigenen, sondern auch die Interessen des Pompeius und des Crassus durchsetzen. Diese Verschwörung ist als das erste Triumvirat in die Geschichte eingegangen.
    Rom war zu dieser Zeit eine Republik, aber keine Demokratie. Die hohen Staatsämter verteilte der Stadtadel (die Patrizier) unter sich. Ebenso stand der Senat als oberstes
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