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0244 - Der Eulenmann

0244 - Der Eulenmann

Titel: 0244 - Der Eulenmann
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sparst die Miete für das Zimmer im Dorf.« Aber Frances lehnte trotzdem immer wieder ab. Sie liebte Philippe, aber lange genug hatte sie um ihre Unabhängigkeit vom Elternhaus gekämpft, als daß sie sich sofort wieder in eine indirekte andere Abhängigkeit begeben wollte. Sie wollte erst einmal beweisen, daß sie allein auf ihren hübschen Beinen stehen konnte. Wenn Philippe zu ihr gezogen wäre - nun…
    Aber jetzt brauchte sie ihn.
    Sie hatte Gespenst um Mitemacht spielen wollen. Jetzt war ein Gespenst hinter ihr her. Sie sah den Schatten im Rückspiegel des R 5. Den riesigen Schatten, der hinter ihrem Wagen her jagte und den Abstand nicht größer werden ließ.
    Sie jagte den Wagen in eine Kurve, wurde fast hinausgetragen. Das Fahrzeug brach aus, Frances wirbelte das Lenkrad herum, gab weiter Dauergas und fegte auf die Kreuzung zu.
    Dort mußte sie abbiegen, um zu Philippes Haus zu kommen.
    Aber da tauchten zwei helle Punkte vor ihr auf. Ein anderer Wagen bog in die Straße ein, kam ihr entgegen. Und sie bemühte sich immer noch, das etwas nachschleudemde Fahrzeug zu beherrschen. Das Lenkrad festhalten!
    Daß der Wagen eine Bremse besaß, war ihr gar nicht mehr bewußt. In diesen Sekunden ihrer nächtlichen Flucht vor dem Grauen hielt sie es mit Ettore Bugatti, der einst einem furchtsamen Kunden auf die Frage nach den mangelhaften Bremsen antwortete: »Monsieur, meine Autos werden zum Fahren gebaut, nicht zum Bremsen.«
    Der andere Wagen schoß heran. Lichthupe, Hupe! Frances riß den R 5 gerade noch an dem anderen Fahrzeug vorbei und mußte jetzt doch bremsen, denn sonst schaffte sie die Kreuzung nicht. Da sah sie im Rückspiegel, wie die große Limousine sie mit ihren Lichtem kurz von hinten anstrahlte, dann glomm es wieder rot…
    Der schleudert! durchfuhr es sie entsetzt. Habe ich das verursacht?
    Sie begriff nicht, wieso sie sich darüber Gedanken machen konnte. Sie begriff gar nichts mehr.
    Sie jagte den Wagen in die andere Straße hinein. Jetzt war es gerade noch ein Kilometer…
    Da konnte sie das Fahrzeug nicht mehr halten. Sie war doch noch zu schnell, und der Ausritt ins Gelände war fällig. Den Graben übersprang sie glatt, raste in den Acker, setzte krachend auf und hörte, wie irgend etwas mit metallischem Knall zerbrach. Der Motor heulte auf wie ein Saurier aus der Kreidezeit, und die Räder fraßen sich im Erdreich fest.
    Aus.
    Sie rührte mit der Gangschaltung, aber nichts packte mehr. Aus der Traum.
    Erschöpft lehnte sie sich sekundenlang zurück. War sie im Innern des Wagens in Sicherheit? Wahrscheinlich nicht. Der Unheimliche würde Mittel und Wege finden, hereinzukommen. Da riß sie die Tür auf, sprang ins Freie und blieb im weichen Boden stecken. Es hatte ein paar Tage lang geregnet, und alles in der Umgebung war Matsch und Morast.
    Frances kämpfte sich um den Wagen herum, verlor dabei einen Turnschuh und erreichte den Graben. Ein Sprung brachte sie an den Straßenrand.
    Sie lauschte in die Nacht.
    Was war mit dem anderen Wagen?
    Sie konnte ihn nicht erkennen, aber plötzlich glaubte sie einen dunklen großen Schatten zu sehen, der sich zwanzig Meter hinter ihr einfach auflöste. Dann glühten zwei Punkte hellgrün auf, um sofort wieder zu verlöschen.
    Schritte auf dem Asphalt!
    Sie kamen rasch näher!
    Frances schrie auf. Was war das nur für ein grauenhaftes Wesen? Sie schleuderte den zweiten Schuh in die Richtung des Unheimlichen und rannte wieder los. Sie mußte Philippes Haus erreichen! Philippe mußte ihr helfen! Er hatte ein Gewehr, mit dem er hin und wieder auf Füchse schoß, wenn sie seinem Federvieh ans Gefieder wollten.
    Sie sah nicht mehr, was mit ihrem Turnschuh geschah. Wie er wie von einem mächtigen Schnabelhieb einfach zerbissen wurde, dann in den Graben flog.
    Vielleicht war das auch ganz gut so, denn es hätte sie noch mehr entsetzt…
    ***
    Trotz seiner Müdigkeit konnte Zamorra nicht einschlafen. Immer wieder schob sich das Bild jenes ungeheuerlichen Wesens in seine Gedanken.
    Er sprang auf und ging wieder ans Fenster. Er wußte, daß er es gesehen hatte. Mit einem Funken seines zweiten, müden Ichs wollte er es ableugnen, wollte schlafen, wollte alles weit von sich fort schieben. Und doch…
    Er faßte nach seinem Amulett, das vor seiner Brust hing. Es war vorhin glatt und kühl, und es war auch jetzt glatt und kühl. Keine Anzeichen von schwarzer Magie! Aber das konnte täuschen. Vielleicht spielte Merlins Stern einmal mehr »Toter Mann«. Es wurde von Woche zu
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