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0244 - Der Eulenmann

0244 - Der Eulenmann

Titel: 0244 - Der Eulenmann
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Abrupt blieb sie stehen. Sah sich um. Doch wiederum konnte sie niemanden entdecken. Sie war allein hier draußen auf der Straße.
    Sie ging weiter. Sofort hörte sie auch die fremden Schritte wieder.
    »Wer ist da?« fragte sie halblaut und drehte sich blitzschnell um. Diesmal sah sie etwas.
    Zwei grüne Punkte glühten dicht nebeneinander in der Nacht.
    Augen!
    Frances Gillon stieß einen gellenden Schrei aus und begann zu laufen. Die fremden Schritte hämmerten hinter ihr her…
    ***
    Professor Zamorra horchte auf. »Was ist das denn?« fragte er etwas überrascht. Aber er erhielt keine Antwort. Er war ja allein im Zimmer des kleinen Gasthofes.
    Immerhin war er sicher, etwas gehört zu haben. Einen Schrei, unten auf der Straße.
    Er sah auf die Leuchtziffem der Uhr. Kurz vor Mitternacht! Da warf er die leichte Decke zurück und tappte zum Fenster. Mit raschem Griff riß er den Vorhang zurück und spähte hinaus auf die Straße.
    Nichts zu sehen.
    Und doch war da etwas. Er spürte es. Entschlossen öffnete er das Fenster und beugte sich nach draußen.
    Unwillkürlich griff er sich an den schmerzenden Nacken. Eine Erinnerung an den Kampf gegen den Dämon Skopulus. Der hatte ihn da mit einem mächtigen Holzbalken erwischt…
    Da kam wieder ein Schrei. Eine Seitenstraße? Eine Autotür klappte, es gab einen dumpfen Schlag. Dann jaulte ein Anlasser auf. Noch einmal. Noch einmal. Der Motor kam. Reifen kreischten. Aus der Seitenstraße schoß ein grüner Renault 5 hervor, bog in die Hauptstraße ein und jagte ohne Licht vorbei. Zamorra konnte im Licht der Straßenlaternen sehen, daß ein Mädchen am Lenkrad saß, mehr nicht.
    Dann aber weiteten sich seine Augen.
    Gut zehn Meter hinter dem davonjagenden Wagen schnellte sich ein dunkles, großes Wesen mit mächtigen Schwingen durch die Luft, setzte dem Fahrzeug nach. Zamorra konnte keine Einzelheiten erkennen. Das Wesen blieb irgendwie verschwommen und unklar. Doch es war kein Vogel, kein Geschöpf aus Fleisch und Blut. So große Vögel gab es in diesen Breiten nicht.
    Im nächsten Moment, noch ehe Zamorra etwas zu tun vermochte, war die Kreatur verschwunden.
    Langsam schloß der Parapsychologe das Fenster. Er wußte, daß das unheimliche Wesen für ihn verloren war. So schnell konnte er auf keinen Fall hinterher. Er drehte sich um.
    Sein Bett lachte ihn an.
    Und Nicole, die ihm entgegenfahren wollte, war auch noch nicht da. Nun, wann wäre eine Frau jemals pünktlich gewesen?
    Die Müdigkeit griff wieder nach ihm, und er ließ sich auf das Bett Zurücksinken, zog die Decke ans Kinn und versuchte von Nicole zu träumen.
    Aber in seine Gedanken schob sich immer wieder die fliegende Schattenkreatur.
    Was war das gewesen?
    ***
    Frances Gillon hätte es ihm vielleicht sagen können - zumindest andeutungsweise. Aber sie war froh, daß sie überhaupt ihren Wagen erreichte. Obwohl sie eine persönliche Bestzeit lief, blieb der Abstand immer gleich. Sie konnte jetzt die glühenden Augenpunkte nicht mehr sehen, sie waren unsichtbar geworden wie der Rest des Wesens - aber sie vernahm die Schritte.
    Schritte, die sie und niemand sonst verfolgten.
    Warum? fragte sie sich. Warum mich? Warum jetzt?
    Tausend Gedanken und Vorstellungen kreisten durch ihr Hirn. Räuber, Triebmörder - ein Mann, der sich an dem einsamen Mädchen in der Nacht vergreifen wollte! Es würde keine Zeugen geben. Alles schlief oder feierte in der großen Schützenhalle am anderen Ende des Dorfes; deshalb standen die Autos auch so dicht an dicht geparkt. Eine glänzende Gelegenheit für einen Verbrecher…
    Aber so wollte sie doch nicht enden!
    Die Wagentür auf! Hinter sich zureißen, verriegeln! Motor starten!
    Es klappte beim dritten Versuch. Da war der Unheimliche schon ganz nah. Jetzt sah sie wieder die Augen. Wie grün sie leuchteten! Das waren niemals menschliche Augen. Konnte das überhaupt ein Mensch sein? Menschen sind nicht unsichtbar!
    Wilde Spekulationen durchzuckten sie, wichen einem anderen Gedanken. Philippe!
    Sie mußte zu Philippe, jetzt mehr denn je.
    Wenn auch aus anderen Gründen als vorhin. Philippe mußte ihr helfen. Sie beschützen.
    Mit ihrem nächtlichen Besuch hatte sie ihn überraschen wollen. Philippe hatte ein kleines, ehemaliges Bauernhaus weit draußen vor der Stadt gepachtet. Sie liebte ihn, und sie wußte, daß auch er sie liebte. Einige Male hatte er ihr schon angeboten, zu ihr zu ziehen. »Schau mal, Frances, für einen Menschen allein ist dieses Haus doch viel zu groß, und du
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