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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Achtung!« hörte er jemanden brüllen.
    Im nächsten Augenblick zischte ein Harpunenpfeil neben ihm her, zog ein starkes Nylonseil hinter sich drein. Eine zweite Harpune schoß ihr Seil schräg unter dem Abenteurer vorbei.
    Während Tendyke stürzte, packte er mit beiden Händen zu. Es gab einen kurzen, heftigen Ruck. Dann - wurde sein Sturz abrupt gestoppt…
    Haarscharf über den zugespitzten Pfählen…
    Sein lederner Cowboyhut segelte nach unten, blieb auf einer der Spitzen hängen.
    »Verdammt«, murmelte er.
    Der Abenteurer zog sich sofort an dem Seil, an dem er hing, empor. Es glitt unter dem Druck seines Gewichtes an dem anderen entlang. Obgleich er fix wie ein Affe kletterte, rutschte er immer wieder nach unten, wobei er seine Position über den Pfählen ständig änderte.
    Das Seil ruckte.
    Der erste Harpunenpfeil saß nicht richtig. Er begann sich zu lösen.
    Es war ein Risiko, das sie hatten eingehen müssen. Niemand hatte sagen können, wie groß der Hohlraum unter den Steinplatten war und wie fest die Wände vermauert waren…
    Immerhin hatte die Taktik im Prinzip funktioniert. Ein Harpunenseil, ziemlich flach abgeschossen, als Träger. Das andere aus erhöhter Position schräg abgefeuert, so daß es sich über das erste Seil legte, nach unten fiel und dem Stürzenden Halt gab.
    Nur löste sich die ganze Geschichte jetzt!
    »Ein Seil« schrie Tendyke nach oben. Warum warf ihm keiner der anderen ein zweites Seil zu?
    Kaum gerufen, flog es ihm auch schon entgegen. Aber so schnell hatte er nicht damit gerechnet und griff daneben.
    Gleichzeitig brach der Harpunenpfeil endgültig aus dem Mauerwerk.
    Tendyke stürzte schon wieder.
    Und diesmal gab es nichts mehr, das seinen Sturz auf die Spitzen der Holzpfähle verhindern konnte…
    ***
    Eine ewigkeitslange Sekunde glaubte Tendyke, daß es jetzt vorbei war. Endgültig, trotz aller Vorbereitungen.
    Im nächsten Moment krachte er schon zwischen die Pfähle!
    Die gaben nach.
    Morsches, verfaultes Holz brach unter seinem Gewicht, konnte ihn nicht mehr verletzen. Aber stinken konnten diese fauligen Reste, die sich zwischen zwei Fingern zerreiben ließen und als bräunliche Matschkrümel zu Boden fielen.
    Natürlich.
    Diese Pfähle waren garantiert mehr als vier Jahrhunderte alt. Das hielt in dieser feuchten Luft kein totes Holz aus. Es war ein Wunder, daß die Pfähle überhaupt noch standen, daß sie nicht allesamt zusammengebrochen waren.
    Mit kräftigen Fußtritten schaffte er sich Platz, sah Holzpfahle zerfallen und feuchte Staubwolken aufwirbeln. Tendyke zerrte sein Halstuch hoch und preßte es vor Mund und Nase, weil er keine Lust hatte, Fäulnisbakterien, Pilzsporen oder sonstige fliegende Unannehmlichkeiten einzuatmen, die durch seine leichtsinnige Aktion zusätzlich aufgewirbelt wurden. Es reichte, daß vor Jahrzehnten ein Lord Carnavon und ein paar Leute dem ›Fluch des Pharao‹ zum Opfer gefallen waren. Und dieser ›Fluch‹ hatte in Wirklichkeit aus solchen Pilzen bestanden, die für Menschen tödlich waren. Das hier war zwar keine ägyptische Pyramide und der Hohlraum, in den Rob Tendyke gestürzt war, nicht die Grabkammer eines altertümlichen Herrschers, aber giftige Luft blieb giftige Luft.
    Das Tuch als Atemfilter vors Gesicht gepreßt, tappte er auf das dicke Handseil zu, das an der Abbruchkante herunterhing. Mit einer Hand schlang er es sich um den Körper, zog einen festen Knoten und signalisierte mit heftigem Rucken, daß er hinaufgezogen werden wollte.
    Kin paar Minuten später zerrten Zamorra und Monica Peters ihn über die Abbruchkante auf festen Stein.
    Er ließ das Halstuch nach unten fallen.
    »Wie mein Erzeuger immer zu sagen pflegt: Mit Schwund muß man rechnen«, brummte er. »Bei seinem Andenken, das wäre beinahe schiefgegangen. Wenn ihr noch mal so verflucht langsam seid, könnt ihr mich gleich unten lassen und ’ne Grabplatte drüberlegen!«
    »Langsam?« protestierte Stevens. »Wir waren so schnell wie noch nie!«
    »Und trotzdem zu langsam«, pflichtete Zamorra, der die erste Harpune abgeschossen hatte, seinem Freund bei. »Um ein Haar wär’s schiefgegangen. Was ist mit den Pfählen?«
    »Morsch. Die brauchst du bloß anzugucken, dann brechen sie schon zusammen. Eigentlich verblüffend, die Feuchtigkeit dort unten. Wo hier doch eigentlich die gesamte Landschaft staubtrocken und ausgedörrt ist. - Aber wir bekommen es nicht nur mit verfaultem Holz zu tun. Wenn die Pfähle aus Metall gewesen wären, wäre ich jetzt tot.
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