Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0244 - Der Eulenmann

0244 - Der Eulenmann

Titel: 0244 - Der Eulenmann
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
ihren Nerven.
    Der Abstand veränderte sich nicht.
    Sie stolperte schon fast. Seitenstiche peinigten sie, und ihre Lungen gierten nach mehr Sauerstoff. Eine lähmende Mattigkeit breitete sich in ihr aus. Ihre Sprünge wurden taumelig, langsamer. Vor ihr drehte sich alles.
    Da erreichte sie die Hofeinfahrt.
    Hineinstolpern! Auf das Haus zu!
    »Philippe«, stöhnte sie heiser und glaubte zu brüllen. »Mach auf! Hilf mir! Philippe!« Sie erreichte die Haustür, hieb auf die Klinke. Abgeschlossen!
    Sie wirbelte herum.
    Da sah sie wieder die grünen Augen aufleuchten. Schon dicht hinter ihr.
    Sie kreischte in höchster Not und hämmerte gegen die Tür. Da sah sie Lichtschein aus einem Fenster fallen. Philippe erwachte!
    »Was ist denn da los!« hörte sie ihn poltern. »Ich komme ja schon… verflixt, was ist denn…«
    Erleichterung überfiel sie. Philippe kam und ließ sie herein. Er würde sie gegen den Bösen beschützen. Er würde ihr helfen. Sie lehnte sich erschöpft gegen die Tür.
    Da sah sie den Schatten, den ihr Verfolger im Mondlicht an dieselbe Tür neben sie warf. Sah - den Schatten seines Kopfes -Und sie konnte nicht einmal mehr schreien.
    ***
    Zamorra ertappte sich dabei, wie ihm die Augen gerade zufallen wollten. »He!« rief er sich laut zur Ordnung. »Nicht einschlaf en, alter Junge. Das ist zu gefährlich, und du wirst noch gebraucht.«
    Immer wieder wollte die Müdigkeit nach ihm greifen. Die letzten Tage waren doch ein wenig hart gewesen. Warum sonst hätte er schließlich in diesem gottverlassenen Kaff noch einen Zwischenhalt einlegen sollen? Im Grunde war es bodenloser Leichtsinn, jetzt in diesem Zustand durch die Nacht zu fahren.
    Auf der Jagd nach einem Phantom…
    Er spähte angestrengt durch die Winschutzscheibe nach vom. Da war etwas. Leicht tupfte er die Bremse an, und der Wagen wurde langsamer.
    Da lag ein anderes Fahrzeug mit dem Heck im rechten Straßengraben; die brennenden Scheinwerfer strahlten den Himmel an.
    War das der grüne R 5, der vor dem Phantom floh?
    Oder - etwa Nicole?
    Dann, als er nahe genug heran war, sah er, daß es weder ein R 5 noch ein weißes Cadillac-Cabrio mit Heckflossen aus den Endfünfziger Jahren war. Auf der Straße gab es eine Menge schwarzer Striche. Der Peugeot war geschleudert, und er sah ein wenig zerknittert aus.
    Zamorra hielt an und stieg aus. Sich um etwaige Verletzte zu kümmern, war jetzt vielleicht noch wichtiger als die Verfolgung eines Phantoms.
    Die Frontscheibe des Unfallwagens war zersplittert, das Glas lag im Wageninnern verteilt. Das Vorderdach war eingedrückt. Und hinter dem Lenkrad lag jemand, der merkwürdig klein war.
    Beim zweiten Hinsehen erkannte Zamorra, daß dieser Jemand eigentlich durchaus nicht klein gewesen war. Es mußte ein Mann im dunklen Westenanzug gewesen sein, und auf diesem Anzug schimmerte es jetzt im Mondlicht noch dunkler und klebrig.
    Übelkeit stieg in Zamorra auf.
    Der Kopf, dachte er entsetzt. Wo ist denn der Kopf? Lieber Himmel…
    Er kämpfte gegen den Brechreiz an, gegen das Grauen, das ihn packte, riß die Wagentür auf und sah ins Innere. Die Innenbeleuchtung funktionierte noch, aber auch sie konnte ihm den Kopf des Fahrers nicht zeigen. Er war verschwunden. Spurlos.
    Zamorra warf die Wagentür wieder ins Schloß. Hier gab es nichts mehr zu helfen. Der Professor taumelte in den Senator, ließ sich in den Fahrersitz sinken.
    »Weiter, dem Phantom nach«, ermunterte er sich. Helfen konnte er hier nicht mehr, und die Polizei verständigen ging auch erst beim nächsten Telefon. »Bei Merlins Weisheitszahn -welches Ungeheuer klaut denn hier Köpfe…?«
    Und er begann dumpf zu ahnen, daß dies nicht der letzte verschwundene Kopf in dieser Nacht bleiben würde.
    Das Grauen schüttelte ihn. Er sah Nicole in den Trümmern ihres Wagens liegen. Kopflos… Und er jagte weiter in die Nacht hinaus.
    ***
    Philippe Lenoir liebte es im Grunde gar nicht, zu nächtlicher Stunde geweckt zu werden. Da er kein Fernsehgerät besaß, das sein natürliches Schlafbedürfnis bis weit nach Mitternacht hemmen konnte, pflegte er zeitig zu Bett zu gehen und dafür mit den Hühnern wieder aufzustehen. Dem Fuchs, der es vor ein paar Tagen wagte, sich besagten Hühnern unsittlich zu nähern und dadurch einen höllischen nächtlichen Radau auszulösen, hatte er gehörig heimgeleuchtet.
    Jetzt aber packte ihn zunächst kalte Wut, als es zu mitternächtlicher Stunde an die Haustür hämmerte. Dann hörte er den Hilferuf.
    Bei allen Heiligen -
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher