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023 - Der grüne Bogenschütze

023 - Der grüne Bogenschütze

Titel: 023 - Der grüne Bogenschütze
Autoren: Edgar Wallace
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den ich brauchen kann. Glauben Sie aber ja nicht, daß ich Sie nicht durchschaut hätte! Ich weiß genau Bescheid über Sie und die Falschspielerbande, zu der Sie gehörten, als ich Sie auflas. Die Polizei wartet nur auf eine Gelegenheit, Sie einzustecken. Der Detektiv gestern abend fragte mich sofort, ob ich wüßte, was für eine Art Sekretär ich mir da angeschafft hätte.«
    Savini starrte ihn wortlos an. Sein Gesicht war kreidebleich. Bellamy ging auf ihn zu und packte ihn an den Rockaufschlägen.
    »Dieses Geschwätz vom grünen Bogenschützen wird sehr bald ein Ende finden - von heute an schieße ich rücksichtslos auf alles Grüne!« Er faßte seinen Sekretär noch fester und schüttelte ihn wie ein Bündel hin und her. »Wenn Sie glauben, daß Sie mich durchschauen, irren Sie sich. Ich durchschaue Sie!« Er gab Savini einen Stoß, daß er zur Seite taumelte. »Um fünf Uhr brauche ich den Wagen!«
    Mit einer Kopfbewegung schickte er den Sekretär hinaus.
    Savini ging auf sein Zimmer. Langsam kam er geistig und körperlich wieder zu sich. Der Schrecken, der ihm in die Glieder gefahren war, löste sich. Der Alte mag schlau sein, sagte er sich schon halb beruhigt, aber alles weiß er eben doch nicht. Er schaute auf die Uhr, es war kurz nach neun, der ganze Tag bis fünf gehörte ihm. Gedankenvoll zog er den Mantel an und verließ das Haus. Ein Taxi brachte ihn vor das Portal eines großen Gebäudes in Maida Vale. Er stieg ins zweite Stockwerk hinauf, zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete eine Wohnungstür. Er warf seinen Hut über einen Garderobenhaken und stieß die nächstliegende Zimmertür auf. Eine Frau sprang von einer Couch auf und starrte ihn erschrocken an.
    »Oh, du bist es!« sagte sie dann gleichgültig, als sie ihn erkannt hatte.
    »Wer sollte es sonst sein?«
    »Wo warst du gestern?« fragte sie. »Ich dachte, du würdest zum Abendessen kommen.«
    Sie setzte sich auf die Tischkante und wippte mit den Füßen. Sie hatte eine gute Figur, lange blonde Haare und schöne dunkle Augen. Ohne seine Antwort abzuwarten, sagte sie:
    »Heute morgen bekam ich einen Brief von Jerry.«
    Sie lachte über sein erstauntes Gesicht und schlenderte lässig zum Kaminsims, um den Briefumschlag zu holen.
    »Ich will ihn gar nicht sehen«, knurrte er. »Ich hasse die Berührung mit Dingen, die aus dem Gefängnis kommen.«
    »Du kannst von Glück sagen, daß du nicht selbst drin sitzt, mein Lieber.« Sie steckte sich eine Zigarette an. »Jerry kommt in sechs Monaten heraus und möchte gern wissen, was du für ihn zu tun gedenkst. Du bist ja jetzt Millionär, Julius.«
    »Rede keinen Blödsinn!« fuhr er sie nervös an.
    »Jedenfalls ist Bellamy einer, und wenn du schlau bist ...«
    »Hm, eine halbe Million Pfund könnte in Garre schon für uns herausspringen.«
    Sie lachte leise.
    »Der alte Bellamy wäre sehr besorgt, wenn er wüßte ...«
    »Er weiß. Er ist von allem unterrichtet.«
    Sie sah ihn erstaunt an.
    »Daß du -?«
    »Heute morgen sagte er mir auf den Kopf zu, daß ich ein Verbrecher und Falschspieler wäre.«
    »Was hat eigentlich diese Geschichte mit dem grünen Bogenschützen zu bedeuten?« fragte sie nach einer Pause. »Ich habe heute morgen in der Zeitung darüber gelesen.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Ich weiß es nicht, ich habe nichts bemerkt. Einige von den Dienstboten glauben, ihn gesehen zu haben, und der Alte behauptet, jemand hätte nachts seine Türe geöffnet.«
    »Das warst natürlich du!«
    Zu ihrer Verwunderung schüttelte er den Kopf.
    »Dazu liegt doch gar kein Grund vor. Hinter den Geldschrank mache ich mich sowieso nicht allein - die alte Gesellschaft aber ist so gut wie erledigt. Entweder sitzen die Kerle im Kittchen, oder sie haben sich in Sicherheit gebracht. Außerdem wäre mir die Sache, das ganze Risiko, viel zu dumm. Es geht hier um etwas völlig anderes! Wenn wir es richtig anstellen, verdienen wir eine halbe Million!«
    »Was hast du vor, Julius?« fragte sie zweifelnd.
    »Es gibt einen Ort, er heißt Paulo, wo ein Mann wie ein Fürst leben kann, wenn er die Zinsen von hunderttausend Dollar zu verzehren hat. Das ist das mindeste, was mir der alte Gauner zahlen wird. Garre Castle birgt ein Geheimnis, Fay. Kann sein, daß es sogar hunderttausend Pfund wert ist.«
    Er liebte es, sich geheimnisvoll auszudrücken. Auch jetzt freute er sich, als er das verständnislose Gesicht seiner Frau sah.
     
6.
     
    Der junge Mann, der mit den Howetts zusammen im Carlton gesessen hatte,
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