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023 - Der grüne Bogenschütze

023 - Der grüne Bogenschütze

Titel: 023 - Der grüne Bogenschütze
Autoren: Edgar Wallace
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war in Wirklichkeit älter, als er aussah. Anfänglich hatte sich Valerie wenig für ihn interessiert. Die vielen Reisen ihres Vaters brachten es mit sich, daß sie in jeder größeren Stadt mit jungen Leuten zusammentraf, die nichts zu tun hatten, als ihre Zeit totzuschlagen.
    Obwohl James Lamotte Featherstone anscheinend auch keinen festen Beruf hatte, stach er doch irgendwie von diesen reichen Nichtstuern ab. Er unterschied sich vor allem durch gute Manieren, war ihr gegenüber sehr zurückhaltend, sprach nie über sich selbst und konnte sich anregend über alle möglichen Dinge unterhalten.
    Zuerst hatte ihn Valerie nur geduldet, weil er immerhin besser und vornehmer aussah als der Detektiv, der sie vorher auf Anordnung ihres Vaters auf den oft recht einsamen und gewagten Streifzügen in die Umgebung begleiten mußte.
    Schließlich mochte sie Featherstone sogar ziemlich gut leiden. Am Tag nach Creagers Ermordung holte er sie zu einem Spaziergang im Park ab. Unterwegs sah sie ihn eine Zeitlang von der Seite her an.
    »Ich möchte Sie etwas ganz Persönliches fragen, Mr. Featherstone. Haben Sie eigentlich noch etwas anderes zu tun, als anständige junge Damen auf ihren Spaziergängen zu begleiten?«
    Er musterte sie zerstreut.
    »Ach, Sie sind sehr anziehend. Sie erinnern mich immer an Beatrice d'Este, die von Leonardo gemalt wurde - nur sind Ihre Augen noch viel schöner ...«
    »Mr. Featherstone«, unterbrach sie ihn ärgerlich, »nehmen Sie sich zusammen! Ich wollte keine Komplimente hören.«
    »Es tut mir leid, Miss Valerie. Ich habe tatsächlich nichts anderes zu tun, als spazierenzugehen.«
    »Sie bügeln also nicht einmal Ihre Hosen?«
    »Nein, das nicht, dafür habe ich einen Mann angestellt. Aber ich bürste meine Haare selbst.«
    Sie lachte, doch wurde sie gleich wieder ernst.
    »Mr. Featherstone, ich möchte sie um einen großen Gefallen bitten. Sie wissen, mein Vater ist ängstlich besorgt um mich. Er achtet darauf, daß ich nie allein ausgehe. Offen gestanden, ich sehne mich oft danach, ganz allein zu sein. Ich möchte tagelang für mich sein, tun, was ich will - verstehen Sie, Mr. Featherstone?«
    »Ich versuche es.«
    »Nun ja, ich will Ihnen gleich sagen, worum es geht. Ich möchte, daß Sie morgen zu uns kommen und mich zu einer Spazierfahrt abholen, mich dann jedoch allein lassen, so daß ich hinfahren kann, wohin ich will. Sagen Sie einfach, Sie wollten mich auf eine Tagestour mitnehmen. Es muß nämlich etwas sein, das mir erlaubt, den ganzen Tag von zu Hause wegzubleiben.«
    »Sie verlangen also von mir, daß ich vorgebe, mit Ihnen auszugehen, und in Wirklichkeit soll ich Sie sich selbst überlassen?«
    Sie seufzte.
    »Wie klug Sie sind! Genau das möchte ich.«
    Jimmy Featherstone schlug mit seinem Spazierstock durch die Luft.
    »Ich will Ihren Wunsch unter einer Bedingung erfüllen. Oberlassen Sie die Nachforschungen, die Abel Bellamy betreffen, jemand anderem. Es ist durchaus keine Aufgabe für eine Dame. Wenn die Polizei den Gemüsegarten hinter Creagers Haus abgesucht hätte, wäre es Ihnen sicher schwergefallen, Ihre Anwesenheit dort zu erklären, Miss Howett!«
    Valerie starrte ihn sprachlos an und wurde blaß.
    »Ich - ich verstehe Sie nicht, Mr. Featherstone«, stotterte sie.
    »Miss Howett, ein Müßiggänger hat eben viel Zeit, Beobachtungen anzustellen. Sie kamen an meiner Wohnung in St. James Street vorbei, das heißt, Sie folgten in einem Taxi dem Ford Mr. Creagers.«
    »Kannten Sie denn Creager?«
    »Oh, nur oberflächlich. Ich kenne fast alle Leute nur oberflächlich, manche allerdings auch sehr eingehend. Zum Beispiel weiß ich, daß Sie das Taxi Ende Field Road entließen und zu Fuß bis zu Creagers Haus gingen. Dort versteckten Sie sich im Gemüsegarten und warteten bis acht Uhr abends.«
    »Reine Vermutungen«, bemerkte sie schroff. »Mein Vater hat Ihnen erzählt, daß ich zum Abendessen nicht zurückkam.«
    »Nicht nur Vermutungen - Sie warteten so lange im Gemüsegarten, weil Sie fürchteten, daß man Sie sonst entdecken könnte.«
    »Von wo aus haben Sie mich beobachtet?«
    »Ach, ich war eben auch dort. Es tut mir jetzt leid, daß ich mich nur im Gemüsegarten herumgetrieben habe, denn sonst hätte ich unsern Freund, den grünen Bogenschützen, wahrscheinlich gesehen.«
    »Was hatten Sie eigentlich dort zu tun? Und was erlauben Sie sich, hinter mir herzuspionieren, Mr. Featherstone? Wie kamen Sie überhaupt auf den Gedanken, daß ich Creager folgte?«
    Er zwinkerte ihr
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