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Du + Ich = Wir Zwei, 1

Du + Ich = Wir Zwei, 1

Titel: Du + Ich = Wir Zwei, 1
Autoren: Emma M. Green
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1. In der Welt der Reichen und Schönen
    Ich habe mich immer gefragt, wie ich in so einer Situation reagieren würde, wenn wir uns nach Jahren wieder gegenüberständen. Natürlich waren die Chancen für ein zufälliges Wiedersehen gering. Er lebt in den USA, ich in Frankreich. Aber die Vorstellung eines zufälligen Treffens ging mir gut hundertmal durch den Kopf. Gut, okay, eine Million Mal. Ungeschickt wie ich bin, stellte ich mir vor, wie ich unglücklich stolpere, wenn ich ihm auf der Treppe begegne, wie ich meinen
Latte
auf seinem makellosen Hemd verschütte oder meine Akten fallen lasse und dabei meinen Kopf an seinem stoße, während ich versuche, sie wieder aufzuheben. Vadim Arcadi war meine erste Liebe. Eine von denen, die man nicht vergisst, selbst wenn die ganze Welt dir immer wieder vergebens sagt: „Werde erwachsen, konzentriere dich auf andere Dinge …“
    Seine klaren Augen wandern durch den Raum, bleiben bei mir haften und werden auf einmal groß. Danach nichts mehr. Sie schweifen schon in die Ferne. Nur ein Blick und alles kommt wieder hoch. Mein Atem fährt Achterbahn, meine Glieder werden schlaff. Mir verschlägt es in diesem extrem klimatisierten Besprechungsraum den Atem. Ich ziehe an meinem maßgeschneiderten Kleid wie ein verklemmter Teenager. Der Raum wird nunmehr mit einem Moschusduft und einer Mischung aus Leder- und Rosmaringeruch erfüllt. Ich würde diesen betörenden Duft unter Tausenden wiedererkennen: Paco Rabanne für den Mann. Das Parfum, das er damals trug, war das erste Geschenk, das ich ihm machte.
    In diesem Moment bin ich wieder 18 Jahre alt. Er scheint sich verändert zu haben. Ich komme wieder zu mir – zumindest teilweise – und sehe zu, dass ich ihn wieder im Visier habe. Ich beobachte ihn, nehme ihn genau unter die Lupe. Aus seinem dichten, braunen, lockigen Haar, das ich nie sehr oft mit meinen Händen durchfahren habe, ist ein mittellanger, geschickt gekämmt-ungekämmter Haarschnitt geworden. Aus dem Rebell ist ein Geschäftsmann geworden, der sein Image wahren will. Seine verblassten grauen Augen, die so klar sind, scheinen mit den Jahren noch ein wenig heller geworden zu sein. Seine bartlosen Wangenknochen sind markanten männlichen Gesichtszügen, die hinter einem Dreitagebart versteckt sind, gewichen. Ich erinnere mich an seine wundervolle zarte Haut. Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Seine Gesichtszüge sind markanter geworden, sein Körper scheint etwas in die Breite gegangen zu sein. Er erscheint mir größer, stärker. Der Vadim von damals hätte sich niemals von seinem Parfum mit dem Geruch nach benutztem Leder getrennt. Der Vadim von heute aber verleiht seiner Macht und seinem Geld mit einem nagelneuen Anzug eines berühmten Modedesigners Ausdruck. Er ist so hübsch. Hübscher als früher, wenn das überhaupt möglich ist. Ihm müssen alle Frauen zu Füßen liegen. Das ist idiotisch. Ich habe mit ihm kein einziges Wort gewechselt, unsere Blicke trafen sich kaum für mehr als zwei Sekunden, aber ich spüre bereits, wie in mir ein Hauch Eifersucht hochkommt. Ich war nie zuvor besitzergreifend. Das ist nicht meine Art. Aber bei ihm ist es anders.
    Zeit heilt Wunden, Alma …
    Ich bin nicht die Einzige, die gemerkt hat, dass er angekommen ist. Um mich herum ist überall ein Murmeln und Getuschel zu hören. Ich kann aus meiner Ecke meine Augen einfach nicht von seiner beeindruckenden Figur lassen. Schließlich holt mich eine tiefe und heitere Stimme aus meiner Traumwelt zurück. Joseph Wilson, unser französisch-amerikanischer Vorgesetzter, fordert uns auf, um den großen Tisch aus Plexiglas herum Platz zu nehmen. Ganz gentlemanlike zieht Clarence Miller, der Vertriebsleiter, mir den Stuhl zurück und strahlt mich mit seinem Zahnpastalächeln an. Steif wie ein Stock setze ich mich hin, ohne zu protestieren.
    „Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe die Ehre, Ihnen den Gründer und Vorstandsvorsitzenden der King Productions vorstellen zu dürfen: Herrn Vadim King. In den nächsten Monaten wird er uns zur Seite stehen, um das Tochterunternehmen France hier in Paris anzukurbeln. Ich danke Ihnen, dass Sie ihm den freundlichen Empfang bereiten, den er verdient …“, sagt Wilson und fordert Vadim dazu auf, das Wort zu ergreifen.
    King?! Damals hieß er noch Vadim Arcadi …
    Wilsons Ansprache hat Eindruck hinterlassen. Die Frauen zwinkern mit den Augen Richtung
Mister
King, die Männer machen den Knoten ihrer Krawatte enger und der Applaus lässt
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