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0207 - Der Steinriese erwacht

0207 - Der Steinriese erwacht

Titel: 0207 - Der Steinriese erwacht
Autoren: Rolf Michael
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Sekretärin, nun auch noch seine Freundin, Lebensgefährtin und Mitkämpferin wußte, was der schlanke, drahtige Franzose mit dem undefinierbaren Alter damit meinte. Denn seine Arbeit waren nicht so sehr die vielbeachteten Vorlesungen, die er noch auf besondere Einladung namhafter Universitäten zeitweilig hielt, seine »Arbeit« war der Kampf gegen das Böse, gegen die Gewalten, die im Finsteren lauern, gegen die Schwarze Familie, die im Schwefelpfuhl der Hölle wohnt. Und zu denen, die Satan dienen, gehören nicht nur die Dämonen und die anderen höllischen Heerscharen, sondern auch jene Schattenwesen, die der Volksmund wider besseren Wissens als Geister oder Gespenster bezeichnet.
    Und daher war auch die Jagd nach eventuellen Poltergeistern im Gemäuer eines alten, englischen Landhauses eine Art von Arbeit.
    »Aber Chef!« protestierte Nicole, »das ist doch für dich keine Arbeit. Das ist doch für dich als alter Profi eine reine Routineangelegenheit. Du gehst einfach rein in die Hütte und wedelst ein bißchen mit deinem Amulett und…«
    »Etwas respektvoller könntest du schon von Merlins Stern reden!« unterbrach sie Zamorra. »Immerhin hat uns das Amulett schon aus vielen Situationen gerettet, wo uns der Teufel schon am Kragen hatte.« Die freie Hand Zamorras strich über die Silberscheibe mit dem von den Zeichen des Tierkreises umsäumten Drudenfuß in der Mitte, glitt über die hieroglyphenartigen Buchstaben, die bis heute jeder Übersetzung standgehalten hatten. Merlin, der große Magier von Avalon und Zamorras Mentor hatte es einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen, über Zamorras Vorfahren Leonardo de Montagne, der es in der Zeit des ersten Kreuzzuges besaß, ging es in die Hand des Mannes über, an dem kein Falsch und kein Makel war, der seine Kraft nicht benutzte, um damit Reichtum zu erwerben oder sonst persönliche Vorteile daraus zu ziehen.
    In der Hand Professor Zamorras wurde das Amulett zur stärksten Waffe gegen die Heerscharen der Schwarzen Familie. Und der Parapsychologe wußte nicht mehr, wie oft er schon mit dieser Silberscheibe den Höllenfürsten Schach geboten hatte.
    Für manch einen der Dämonen war es ein »Schachmatt« geworden.
    Aber etwas beunruhigte den Parapsychologen, der in jeder freien Minute sich im Fitneßcenter von Château Montagne körperlich in Top-Form hielt, so daß kein Gramm überflüssiges Fett an seinem athletischen Körper zu sehen war. Seit geraumer Zeit entwickelte die Silberscheibe so etwas wie einen eigenen Willen. Man konnte sich nicht mehr auf ihre Wirkung verlassen.
    Damals, als die zwei Dämonen über dem brasilianischen Dschungel das Flugzeug zum Absturz brachten, hatte das Amulett nicht, wie sonst, selbständig eingegriffen und auch den Dämon im Dorf der Kannibalen mußte er erst mit der Silberscheibe berühren, um ihn zu vernichten. [1] Der Parapsychologe konnte sich an Zeiten erinnern, wo die bloße Anwesenheit eines Dämons die Silberscheibe in Aktion treten ließ, wo ein grünlicher Strahl wie ein Laserstrahl aus dem Amulett zischte und die Gestalt aus der Hölle sofort vernichtete.
    Nur auf sich selbst, auf seine Gewandtheit und seinen scharfen Verstand konnte sich Professor Zamorra jederzeit verlassen. Und natürlich auf Nicole Duval, seine Mitstreiterin.
    Auch andere Gefährten hatte er auf der Erde im Kampf gegen das Böse. Er dachte an Bill Fleming, den blonden Historiker, Monika und Uschi Peters, die der Telepathie mächtigen Zwillinge, Pater Aurelian aus Rom, diesen mit seltsamen Kräften ausgestatteten Mönch, Gryf und Teri Rheken, die Druiden, Roger Benjamin Stanton, den skurilen Südamerikaner aus Deutschland, Michael Ullich, dieser Draufgänger, der sie im Dschungel von Brasilien gerettet hatte und… und… Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Aber Professor Zamorra verbannte diese Gedanken aus seinem Gehirn. Er mußte sich auf die Straße konzentrieren.
    »Wie heißt der Ort, wo wir heute übernachten?« fragte Nicole in die entstandene Stille.
    »Cerne Abbas«, belehrte sie der Professor.
    ***
    Der Weg war zu Ende. Die Straße, die durch die Hügel führte, wurde jäh unterbrochen.
    Die Hügel wurden durch ein ungefähr drei Meter breites Gewässer getrennt. Langsam und träge floß ein Bach dahin, dessen Name nur den Einheimischen bekannt ist, den man aber sonst auf keiner Karte verzeichnet. Denn der Name »Piddle« ist auch nichts für eine seriöse Landkarte.
    Das Wasser war hier nicht tief, es ging im
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