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0207 - Der Steinriese erwacht

0207 - Der Steinriese erwacht

Titel: 0207 - Der Steinriese erwacht
Autoren: Rolf Michael
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seine geheimen Pläne ein Wesen, das einige Arbeiten für ihn übernahm. Und der Puck, dieser aufsässige Kerl, bot sich geradezu an.
    »Erscheine, Puck! Eile herbei! Und tue es schnell!« kam es aus den kaum geöffneten Lippen Amun-Res.
    »Komm, bevor ich dich zwinge, zu kommen!« fügte er hinzu und seine Stimme bekam einen bösartigen Ton.
    Da - ein Rascheln im Grase, ein Schnaufen und Ächzen, gurgelnde Geräusche. Dann wuchs etwas zu Füßen des Magiers aus dem Grase empor. Etwas, was vorher noch nicht dagewesen war.
    Und was nicht von dieser Welt stammte.
    Der Puck war gekommen. Und er stand vor seinem Meister.
    Das Wesen erinnerte entfernt an die Parodie einer menschlichen Gestalt. Sie war ungefähr so groß wie ein dreijähriges Kind, aber spindeldürr. Bekleidet war er in ein einfaches Gewand, wie es die Bauern im mittelalterlichen England trugen, die graugrüne Farbe der Bekleidung hob sich weder von der Rasenfläche noch vom nächtlichen Hintergrund ab. Die Schuhe, die in der Art der Bundschuhe geschnürt waren, liefen vorne spitz zu.
    Eisgraues Haar und ein ebensolcher Bart wucherte wild in alle Richtungen und schien nie einen Kamm oder eine Schere gesehen zu haben. Die gekrümmte Nase glich dem Schnabel eines Raubvogels, aus den Augen aber sprühte Hinterlist und Bosheit.
    Amun-Re war sich darüber im klaren, daß der Puck kein Dämon war, kein Wesen aus der Finsternis, daß nur das Verderben der Menschen im Sinn hatte. Amun-Re hatte vor, hier in Dorset etwas aufzubauen. Und deswegen durfte er keine echten Höllenhunde auf das Land loslassen. Nur einen Geist, der die Menschen etwas plagte und verunsicherte. Und dazu eignete sich der Puck ganz vorzüglich.
    Giftig sah der Kobold den Herrscher des Krakenthrones an. Er war gar nicht erbaut davon, hier erscheinen zu müssen. Amun-Re sah zu ihm herunter. Er beschloß, die Fronten sofort zu klären, Auf geistigmentaler Ebene ließ er den Kobold einen geringen Teil seiner Kraft spüren. Der Angriff hätte einem stärkeren Gegner nicht einmal ein müdes Lächeln abgerungen und Amun-Re wurde daran erinnert, über welche Kräfte dieser Pater Aurelian verfügte. Oder dessen Freund, dieser Professor Zamorra. Dessen Amulett hätte einen solchen Angriff sofort unwirksam gemacht.
    Aber der Puck war kein Magier, sondern nur ein Kobold. Und er verstand nichts davon, einen magischen Abwehrschirm aufzubauen. So wurde er von der Gewalt, die Amun-Re ihm entgegenwarf, voll getroffen.
    Ein fürchterliches Quietschen zeigte dem Herrscher des Krakenthrones, daß der zwergenhafte Kobold große Pein litt. Der kleine Körper drehte sich wie rasend im Kreis, die Bosheit aus seinem Blick war geschwunden.
    Nur Angst gloste noch darin. Hündische Angst.
    »Nun, begrüße deinen Herrn, Sklave!« Wie Peitschenschläge trafen den Puck diese Worte.
    Sklave! Ja, er war ein Sklave geworden. Er hatte dem, der ihn gerufen hatte, nichts entgegen zu setzen. Und darum mußte er tun, was ihm befohlen wurde. Der andere war zu stark. Mit einer verächtlichen Handbewegung konnte er den Kobold vernichten.
    Der Puck kroch zu Füßen des Magiers. Seine dürren Finger krallten sich in das violette Gewand, unterwürfig küßte er Amun-Re die Füße.
    »Befiel, Herr! Befiel was du willst. Dein treuer Sklave wird gehorchen!«
    Amun-Re knurrte etwas, was nach Zufriedenheit klang. Dann, ohne jede weitere Vorrede, begann er, dem Kobold seinen Auftrag zu erteilen. Und je mehr er redete, umso behaglicher wur de es dem Puck zumute. Ein bißchen Schabernack, ein bißchen Spuk, das war ganz nach seinem Geschmack.
    »Du kennst«, begann Amun-Re ohne Umschweife, »das alte Landhaus an der Straße zwischen Beaminster und Brideport!«
    Der Puck nickte. Er kannte es wohl. In dem weiten Park, der das Haus umgab, tanzten in mondhellen Nächten hin und wieder die Feen ihren wundersamen Reigen und der Puck hatte seine besondere Freude, ihnen dabei zuzusehen. Außerdem war da noch…
    »Das Haus ist aber bewohnt!« wagte er einzuwerfen.
    »Bewohnt… ja!« lachte Amun-Re verächtlich. »Bewohnt von zwei Poltergeistern. Die bilden für mich nun wirklich kein Problem. Vielleicht halte ich sie mir, wie sich die Menschen einen Hund halten, wenn… ja, wenn das Haus erst mir gehört!«
    »Wie… das?« wurde der Puck neugierig.
    »Dieses Haus steht zur Auktion!« belehrte ihn der Magier. »Die eigentlichen Besitzer sind eine Erbengemeinschaft und die will sich so bald als möglich von dem alten Gemäuer trennen. Es soll ziemlich
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