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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
Autoren: Toby Bishop
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Prolog
    D iamant schlug in der heißen Sommerluft kraftvoll mit den Flügeln. Die Jungstute erhob sich, begleitet von ihrem Leittier, hoch über den Park, flog über den Birkenhain hinweg auf die Hügel zu, wo der nahende Herbst die ersten Gräser golden und Blätter von Eichen und Eschen bronzen färbte. Sie flogen schneller, und die kleine Apfelschimmelstute zuckte vor Freude über die neugewonnene Freiheit munter mit den Ohren. Obwohl sie zum ersten Mal Sattel und Sandsäcke trug, schien ihr das Gewicht überhaupt nichts auszumachen. Ihr Leittier, ein Kämpferwallach, flog langsam und stetig neben ihr her. Sowohl das Pferd als auch seine Reiterin passten sorgfältig auf ihr junges Mündel auf.
    Wilhelm von Oc und sein Zuchtmeister sahen von der Koppel aus zu, wie Diamant übermütig mit dem Schweif zuckte und über das Leittier hinaufstieg. Während die Jungstute über und unter dem alten Wallach wilde Kurven vollführte, glitzerte ihr Fell in der Sonne wie Pailletten. Wilhelm hörte vom Boden aus, wie die Pferdemeisterin ihr etwas zurief, und versuchte, sie zu beruhigen.
    »Durchlaucht! Diamant ist so schwer zu kontrollieren!«, meinte Jinson stöhnend.
    Wilhelm lachte und ließ die Gerte auf den Oberschenkel klatschen. »Unsinn!«, rief er. »Sie ist nur temperamentvoll. Offenbar langweilt sie sich, mit einem Leittier zu fliegen.
Das langweilt mich selbst ja auch! Ich werde sie noch vor dem Winter fliegen, wenn sie zur Stute herangewachsen ist.«
    »Das kann ich Ihnen nicht empfehlen, Fürst Wilhelm«, widersprach Jinson. »Sie ist noch so jung und Sie sind zu schwer …«
    »Ich bin nicht zu schwer«, widersprach der Fürst. »Seit Wochen esse ich nur eine Mahlzeit am Tag.« Er hielt eine Hand in die Sonne. Seine Finger waren so dünn, dass die Knochen sich unter der Haut abzeichneten. Er mochte dies, denn er war gern mager und hatte eingefallene Wangen. Außerdem hatte durch das karge Essen auch die Schwellung seiner Brust etwas abgenommen. »Siehst du, Jinson?«, meinte er. »Ich bin bereit und Diamant ebenfalls.«
    »Aber, Durchlaucht, Sie sind noch nie geflogen, und wenn Sie die Stute nicht kontrollieren können …«, hob Jinson an.
    Wilhelm zog die Gerte mit einem pfeifenden Geräusch quer über seine Handfläche. »Schluss mit diesem Gejammer! Wenn ich sie nicht in den Griff bekomme, stürze ich eben ab und sterbe. Dann hast du wenigstens einen ordentlichen Grund zu klagen.«
    »Durchlaucht, ich meinte nicht … Ich will doch nicht, dass Ihnen …«
    Wilhelm liebkoste die Gerte in seiner Hand und musterte Jinson unter verhangenen Lidern. »Ich habe keine Zweifel an deiner Loyalität, Jinson«, sagte er mit seiner täuschend seidenweichen Stimme. »Warum auch? Sollte mir etwas zustoßen, wird der Rat der Edlen dich vermutlich nach Wildland verbannen.«
    Bei diesen Worten erblasste Jinson, worauf Wilhelm kicherte.
Die Geflügelten Pferde kehrten zur Koppel zurück, wobei der Wallach die Führung zu übernehmen versuchte, während Diamant hierhin und dorthin ausscherte und in der Sonne glitzerte wie der Edelstein, dem die Jungstute ihren Namen verdankte. Wilhelm hatte sich nicht vorstellen können, dass sie ihm eine solche Freude bereiten würde, und war überrascht, wie viel Zuneigung er für das Tier empfand.
    »Wenn Sie keinen Erfolg haben, das heißt, ich mache mir Sorgen, dass der Rat …« Jinson verstummte, als Wilhelm ihm mit einer unwilligen Handbewegung das Wort abschnitt.
    »Verdammt, Jinson! Dieser verfluchte Rat.« Seine Laune verschlechterte sich augenblicklich. »Dieser Haufen närrischer alter Männer sieht einfach nicht weiter als bis zu seinen dicken Nasen. Ich werde diese Steuer auch ohne die Hilfe des Rates durchsetzen.«
    Jinson gab auf, wobei seine Schultern und seine Mundwinkel deutlich nach unten sanken.
    »Komm schon, Jinson«, neckte Wilhelm ihn. »Die Edlen können nicht alles haben. Immer halten sie mir meinen wunderbaren, großartigen Großvater vor, dabei hat der nichts anderes getan als ich. Er hat eine Steuer erhoben, um die Flugschule aufzubauen. Das war sehr vorausschauend, und die Edlen des Rates lieben vorausschauendes Handeln.«
    Jinson starrte angelegentlich auf seine Stiefel, als er antwortete: »Gewiss, Durchlaucht.«
    Wilhelm wandte sich von ihm ab. Er wusste, was Jinson dachte, und das ärgerte ihn. Es traf jedoch zu, dass sein Urahn, der damals vor so langer Zeit Fürst gewesen war, mit seiner Steuer auf wenig Widerstand gestoßen war. Die
Wolkenakademie war auf
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