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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
Autoren: Toby Bishop
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Fliegen anbelangt, schrieb mir Amelia, dass er eine Pferdemeisterin aus dem Südturm von Isamar mit ihrem Geflügelten Pferd als Leittier angeheuert hat. Man sieht sie, wie sie mit der Jungstute über dem Park des Fürstenpalastes Flugübungen absolviert.«
    Ein alter, fast vergessener Schmerz zog Philippas Nacken
hinauf, und sie massierte sich unwillkürlich die Stelle. »Aber wird die Stute mit Wilhelm fliegen? Das ist die wahre Prüfung.«
    »Er tut jedenfalls so, als wäre das beschlossene Sache.«
    Philippa ließ die Hand sinken. »Die ganze Welt scheint verrückt geworden zu sein.«
    Esmond Riehs schob Teller und Tasse beiseite und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Es wird vorübergehen, Philippa. Haben Sie Geduld.«
    »Geduld! Ha!«, fuhr sie hoch.
    Ohne etwas zu erwidern, erhob er sich ein wenig steifbeinig von seinem Stuhl, ging zum Fenster, stellte sich neben sie und blickte an ihrer Schulter vorbei auf die Lavendelfelder. »Hier ist es sehr friedlich«, meinte er nachdenklich.
    Sie zwang sich, ruhig zu atmen. »Ja, sehr, Esmond. Ich frage mich, wieso Sie und Ihre Familie nicht häufiger herkommen.«
    »Das sollten wir tatsächlich tun«, erwiderte er. »Aber es ist ein sehr weiter Weg von der Hauptstadt hierher.«
    Philippa drehte sich wieder um und folgte Esmonds Blick aus dem Fenster. Im Westen erstreckten sich lange blaue Schatten wie Finger vom Haus zur Scheune, und am weit entfernten Horizont erschien bereits der erste blasse Stern am hellen Himmel. »Wie setzt Wilhelm diese Steuer denn durch?«
    »Wenn die Familien nicht zahlen können, zwingt er junge Männer in seine Bürgerwehr.«
    »Bei Kallas Zähnen, er macht wirklich vor nichts halt«, erregte sich Philippa.
    »Prinz Nicolas hat ihm ebenfalls eine beträchtliche Zahl Bewaffneter zur Verfügung gestellt.«

    Philippa runzelte die Stirn. »Wieso tut der Prinz das?«
    Esmond zuckte mit einer Schulter. »Ich nehme an, dass auch ihn die Vorstellung fasziniert, Männer könnten irgendwann fliegen.«
    »Nicolas ist viel zu fett, um auch nur davon zu träumen!«
    »Seine Hoheit ist von Natur aus etwas träge, das stimmt«, erwiderte Esmond ein wenig reserviert.
    Hinter ihnen lachte Niven. »Er ist ein fetter, fauler Prinz«, sagte er mit Genugtuung. »Ganz anders als mein Vater.«
    Esmond drehte sich zu seinem Neffen herum. »Dein Vater ist wahrlich das Gegenteil von Nicolas.«
    »In jeglicher Hinsicht«, bestätigte Niven mit jugendlichem Stolz.
    »Unterschätzen Sie Prinz Nicolas nicht«, warnte ihn Philippa. »Ich kenne ihn. Er mag träge sein, und er ist sicherlich gierig, aber er ist kein Narr. Er hat eine sehr feine Nase für jegliche Art von Profit.«
    Mit erstaunlicher Schärfe in der Stimme sagte Niven: »Natürlich hat er die. Er wird sich das Recht, sich an ein Geflügeltes Pferd zu binden, teuer bezahlen lassen, und viele Familien mit jungen Männern werden nur zu gern bereit sein, ihm das Geld in den Rachen zu werfen.«
    Vorübergehend breitete sich Stille in dem freundlichen Zimmer aus, während es hinter dem Fenster zunehmend dunkler wurde. Philippa holte tief Luft und bemühte sich, gelassen zu bleiben. »Ich muss Soni für die Nacht fertig machen«, erklärte sie. Ihre Stimme zitterte kaum merklich. »Benötigen Ihre Pferde eine besondere Behandlung?«
    »Ich erledige das selbst«, erklärte Niven. »Sie haben heute schon genug getan, Meisterin Winter.«
    Sein Onkel nickte ihm bestätigend zu. »Ja, kümmere du
dich um unsere Pferde, Niven. Das ist gut. Aber bei Wintersonne kannst du Philippa nicht helfen. Eine Geflügelte Stute lässt dich nicht in ihre Nähe.«
    »Natürlich, das hatte ich ganz vergessen.«
    »In Kleeh sind Sie eben nicht an Geflügelte Pferde gewöhnt«, meinte Philippa. »Kommen Sie, wir gehen gemeinsam zur Scheune hinüber. Ich zeige Ihnen, wo Sie Ihre Pferde unterstellen können.« Sie ließen Esmond im Speiseraum zurück, wo die Bediensteten das Geschirr abräumten, verließen das Haus durch die Vordertür und gingen über den mit Kies ausgestreuten Hof zur Scheune. Auf dem Weg sagte Philippa: »Es überrascht mich, dass Sie keinen Stallburschen mitgebracht haben.«
    »Onkel Esmond meinte, es dürfe niemand wissen, dass Sie hier sind«, erklärte Niven. »Noch nicht einmal mein Vater.«
    Philippa hob die Brauen. »Esmond bittet Sie, Geheimnisse vor Ihrem Vater zu haben?«
    Das vertraute Lächeln der Riehs’, kurz und beherrscht, flog über sein Gesicht. »Wir haben alle unsere Geheimnisse. Wir sind eine
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