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0207 - Der Steinriese erwacht

0207 - Der Steinriese erwacht

Titel: 0207 - Der Steinriese erwacht
Autoren: Rolf Michael
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Und er kämpfte grundsätzlich nur dann, wenn er eine Möglichkeit sah, den Gegner zu besiegen.
    Gegen die rohe, jugendliche Kraft des Bullen hätte er nicht besonders gut ausgesehen. Mochten ihm bekannte Muskelhelden wie Herkules, Ursus oder Conan mit ihren Bärenkräften auch wilde Stiere in die Knie zwingen, er war zwar kein Schwächling aber hier ohne Zweifel unterlegen.
    Seine eigentliche Waffe war die des Geistes. Und das sollte jeder Gegner, der ihn unterschätzte und ihn durch seine ruhige, fast schüchtern zurückhaltende Art nicht für voll nahm, sehr schnell spüren.
    Der letzte Hügel war erklommen. Nur noch irreal konnte Carsten Möbius die Konturen des Steinriesen von Cerne Abbas erkennen. Aber dort unten im Tal waren Lichter, wohnten Menschen, war Ruhe und Geborgenheit.
    Er beflügelte seine Schritte, um sich möglichst bald an einem gedeckten Tisch gütlich tun zu können.
    Aber das Schicksal hielt noch ein Abenteuer besonderer Art für ihn bereit. Denn um ins Dorf zu gelangen, mußte er an einem Ort vorbei den die Einheimischen nicht nur zur Nachtzeit tunlichst mieden. Man erzählte sich wunderliche Dinge davon.
    Auf dem Friedhof von Cerne Abbas sollte es nicht geheuer sein.
    ***
    »Ich rufe dich, Puck, wo immer du dich jetzt aufhältst. Ich befehle dir, jetzt und auf der Stelle hier vor mir zu erscheinen und mir zu Diensten zu sein.« Leise klang die Stimme des Amun-Re über den Hügel, aber in jenem Reich, das jenseitig des menschlichen Verstandes liegt, wurde der Ruf wie Donnerhall vernommen.
    Und die Geschöpfe dieser Sphären erzitterten, als die Worte ertönten, die man schon vergessen wähnte. Denn Amun-Re benutzte weder die lateinische noch die hebräische Sprache, in der die Magier, die heute noch bemüht sind, die dunklen Künste zu erhalten, ihre Sprüche murmeln, wenn sie das Gezücht der Hölle anrufen.
    Wahrlich, niemand von denen, die auf die Halbwahrheiten der heute noch im Gebrauch befindlichen Zauberbücher aufbauen, wäre jemals in der Lage, einen Naturgeist wie den Puck zu beschwören. Denn der Puck ist eine Wesenheit, die dem Reiche der Elben zugeordnet wird. Und die Elben, die Erstgeborenen, sie sind durch gewisse Anrufungen zwar gewillt zu erscheinen, gezwungen werden aber können sie nur in Sprachen, die längst dem Wissen der Menschheit abhanden gekommen sind.
    Der Menschheit wohl - nicht aber dem Amun-Re. Denn er, der einst vom Krakenthron von Atlantis aus mit seinen Zauberkünsten die damalige Welt terrorisierte, kannte diese Laute. Nichts von dem, was einstmals dazu gedient hatte, die Mächte der Finsternis zu beschwören, war ihm fremd.
    Und er benutzte die uralte Hochsprache, wie sie in den Liedern klang, die in den hohen Festhallen Glarelions, des letzten Hochkönigs des Elbengeschlechts gesungen wurden und zu denen der Monarch wohl auch selbst auf der Harfe von Csh-dhun-damar die Akkorde schlug. Es waren die Worte aus der Sprache, die verloren ging, als sich die schwarzen Schatten des Zauberreiches Atlantis ausbreiteten und die Düsternis des Hexenlandes von Archeron über die Erde fiel.
    Denn als die Ewigen das Stundenglas hoben und das Äon der Elben vorüber war, gingen die Erstgeborenen in der Natur auf. Die Elementargeister erfüllten getreulich ihren Pakt und namen Glarelion und die Seinen in sich auf.
    Seit jenen Tagen lebt das Volk der Elben in der Natur. In den Bäumen haust es, in einer wogenden Waldwiese lebt es, im Sturme treibt es dahin und in den Gewässern, im stehenden Pfuhl oder im munter dahinplätschernden Gebirgsbach fand es seine Zufluchtstätte vor den Gewalten der Düsternis.
    Der Puck, jener Kobold, stets voller Bosheit und zu allerlei üblen Streichen aufgelegt, war seit alters her eine Art Hofnarr am Hofe des Elbenkönigs Oberon, der in den Tagen der Alten über das Land herrschte, von dem heute nur noch die Britischen Inseln aus dem Meere ragen. Titania, seine Gattin, teilt seinen Thron.
    Denn Glarelion ist der Hochkönig der Elben, der König der Könige, die sonst ihre Einflußbereiche auf dieser Welt haben.
    Einzig Glarelion hat auf der Erde keine feste Heimstatt. Stets treibt es ihn umher um bei den Elben, den Zwergen, die unter der Erde hausen oder dem Volke der Feen nach dem Rechten zu sehen. Gerade die Feen können dem Menschen überaus gefährlich werden, denn die sind überaus tückisch und nur schwer hält sie der Elbenmonarch in Zucht.
    An dies alles dachte Amun-Re nicht, als er die uralten Formeln murmelte. Er benötigte für
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