Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Leidenschaft

Im Bann der Leidenschaft

Titel: Im Bann der Leidenschaft
Autoren: Susan Johnson
Vom Netzwerk:
1
    Petersburg, Januar 1899
    »Verdammt, Amalie!« zischte Prinz Alexander Kuzan in das zarte rosige Ohr, während er die hochgewachsene, majestätische Schönheit zwischen den elegant gekleideten Tanzpaaren im weißgoldenen Rokokoballsaal des Dolgorouky-Palasts dahinwirbelte. »Du sagtest doch, Beckendorff habe die Stadt vor drei Tagen verlassen.«
    Verführerisch lächelte sie ihn an. Sie wußte, wie hinreißend sie in ihrem tief ausgeschnittenen violetten Samtkleid aussah, das sich eng an ihre Rundungen schmiegte und die lavendelblauen Augen betonte. »Wie sollte ich ahnen, daß Boris zwei Nächte lang ein Vermögen an den Spieltischen des Yacht Clubs gewinnen würde, Sasha? Nun bleibt er noch eine Nacht, um herauszufinden, ob seine Glückssträhne anhalten wird.«
    »Natürlich ist er auf sein Glück angewiesen. Ein so ungeschickter Spieler ist mir nie zuvor begegnet«, erwiderte der Prinz ungehalten. Die Nachmittags-und Abendstunden im Yacht Club hatten sein zügelloses Kuzan-Temperament keineswegs bezähmt.
    »Mein Schatz, nicht jeder kann so gut mit den Karten umgehen wie du.« Schmachtend schaute Amalie in seine kühlen goldbraunen Augen. Nun vermochte sie schon seit fünf Monaten das Interesse des wankelmütigen Prinzen Alexander Nikolaevich Kuzan zu fesseln. Normalerweise dauerten seine Liebschaften nur bis zum nächsten Neumond.
    »Jeder, der zehn Jahre lang mit unterschiedlichen und teilweise besessenen Partnern gespielt hat, eignet sich gewisse Fähigkeiten an. Dein alberner Ehemann bildet eine bedauernswerte Ausnahme.«
    »Boris muß nicht klug sein, da die Platin-Erträge der Ländereien seines Vaters im Ural die Hälfte der jährlichen weltweiten Fördermenge ausmachen.«
    »Mein Täubchen, die Kuzan-Goldminen in Sibirien befreien uns schon seit langem von allen finanziellen Sorgen. Trotzdem erwartet die Familie eine gewisse Intelligenz von ihren Nachkommen. Die Kunst, ein Weinglas oder einen Löffel an die Lippen zu heben, genügt uns nicht.«
    »Sei nicht grausam, Sasha. Gewiß, Boris neigt zur Korpulenz. Deshalb weiß ich deine sehnige, kraftvolle Figur um so mehr zu schätzen.«
    Aufreizend preßte Gräfin Amalie Beckendorff ihren üppigen Körper an seinen. Als sie an ihrem Bauch die gewünschte Wirkung spürte, lächelte sie zufrieden.
    »Zum Teufel mit dir, Amalie«, stöhnte er leise. Seit drei Tagen sehnte er sich nach einem intimen Rendezvous. »Und zur Hölle mit Boris. Wenn wir nicht zu dir gehen können, komm mit mir in mein Stadtpalais. Meine Dienerschaft ist sehr diskret. Bevor dein Mann den Yacht Club verläßt, bringe ich dich nach Hause.«
    So raffiniert sie auch war, diesmal überschätzte sie die Macht ihrer Reize. Sie glaubte, sie hätte einen weiteren Verehrer gefunden, der es klaglos hinnehmen würde, wenn sie mit ihm spielte. Aber sie hätte es besser wissen müssen. Andere Frauen, die Prinz Alexanders Arroganz kannten, wären klüger gewesen.
    Wegen seiner häufig wechselnden Affären berüchtigt, brauchte er nicht über mangelnde Aufmerksamkeit von seiten des schönen Geschlechts zu klagen. Er genoß die Bewunderung leidenschaftlicher Frauen. Er war ein charmanter, großzügiger, unwiderstehlicher Liebhaber – und nur in einem Punkt unerbittlich. Von besitzergreifenden Damen hielt er nichts. Sobald sie versuchten, ihn gegen seinen Willen zu umgarnen, wurden sie sehr schnell fallengelassen.
    Gräfin Amalie war nicht klug und beging einen schweren Fehler. In ihrer maßlosen Eitelkeit bildete sie sich ein, der Prinz wäre ihr hörig und sie könnte ihn noch eine dritte Nacht hinhalten.
    »Tut mir leid, Liebster, heute abend geht es nicht«, wisperte sie.
    Wenn er sich auch sehr gern um faszinierende Schönheiten bemühte, er pflegte sein Herz nicht zu verschenken. Noch nie hatte er eine Frau geliebt. Solche Gefühle waren seinem selbstsüchtigen Wesen fremd.
    Bisher hatte ihn keine Frau so lange beglückt wie Amalie. Seit fünf Monaten bezauberte sie ihn – nicht zuletzt wegen ihrer Sinnlichkeit. Die kühle, unnahbare goldblonde Göttin, die der Öffentlichkeit präsentiert wurde, verwandelte sich in eine hemmungslose, fantasievolle Liebhaberin, sobald sie das Bett mit ihm teilte.
    »Kannst du nicht – oder willst du nicht?« entgegnete er eisig, während sie ihre formvollendeten Kreise auf dem Tanzparkett drehten.
    »Nur zu gern würde ich in deine Arme sinken, wenn ich könnte, Sasha«, gurrte sie.
    »Dann begleite mich in mein Palais.« Seine Augen glitzerten kalt. »Nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher