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0176 - Der Haß der Verdammten

0176 - Der Haß der Verdammten

Titel: 0176 - Der Haß der Verdammten
Autoren: Der Haß der Verdammten
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dunkelbraunen Augen wurden von langen, seidigen Wimpern fast verdeckt, was ihrem Blick etwas Melancholisches gab. Über den fein geschwungenen Brauen wölbte sich eine klare, glatte Stirn. Die schimmernden Lippen waren voll und weich. Die Nase schmal und zierlich, das Kinn sanft gerundet.
    Sie öffnete die Lippen und gab eine Reihe blitzend weißer Zähne frei. »Ich bin Mary Wilkerton«, sagte sie mit einer betörend, dunklen Stimme. »Sind Sie vom FBI?«
    Ich nickte. »Mein Name ist Cotton.«
    Sie reichte mir die Hand. »Ich habe angerufen«, sagte sie einfach.
    Captain Gulliver war heraufgekommen. Er stand neben mir. »Niemand hat die Schüsse gehört«, berichtete er. »Und niemand hat den Täter gesehen. Dabei ist das Haus voller Leute.«
    Maiy Wilkerton sah ihn einen Moment an und meinte dann: »Ich war unten im Souterrain bei der Köchin, als Linda es entdeckte.«
    »Wer ist Linda?«, wollte der Officer wissen.
    »Das Hausmädchen.«
    »Ist Mister Wilkerton nicht zu Hause?«, erkundigte ich mich.
    »Nein. Er ist in Colorado zur Kur. Er ist herzleidend.«
    »Wann wird er zurückerwartet?«
    »Morgen Mittag.«
    Sie hatte keine Tränen in den Augen. Auch ihre Stimme zitterte nicht.
    »Wo schläft das Kind?«, fragte ich.
    »Im Parterre, zum Garten hinaus… Weshalb fragen Sie?« Ihre Augen wurden auf einmal weit und bekamen einen ängstlichen Ausdruck. »Wir sind froh, dass Harry nichts gehört hat.«
    »Zeigen Sie mir das Zimmer, bitte.« Sie ging voran.
    Phil, der Captain und ich folgten ihr.
    Sie führte uns die Treppe hinunter durch die Halle, in einen schmalen teppichbelegten Flur zu einer Tür am Ende des Ganges. Vorsichtig öffnete sie sie.
    Ich tastete nach dem Lichtschalter.
    Da stieß die Frau einen markerschütternden Schrei aus.
    Das Kinderbett an der Wand mit den großen bunten Walt-Disney-Tieren war leer. Das Fenster stand weit offen.
    Ich lief hin und leuchtete mit der Taschenlampe hinaus auf den Rasen.
    »Komm!« Ich winkte Phil und rannte in den Garten.
    Wenn der Entführer mit dem immerhin sechsjährigen Kind aus dem Fenster gesprungen war, hätte der Boden Fußabdrücke aufweisen müssen. Aber wir fanden nichts.
    Captain Gulliver kam zurück. »Das wird ja immer verrückter!«, knurrte er. »Mord und Entführung eines Kindes! Buster, he Buster! Kommen Sie mal her!«
    Einer seiner Beamten, ein spindeldürrer Mann mit O-Beinen und Hakennase, kam eilig heran.
    »Buster, untersuchen Sie den Boden genau.«
    Der Mann nickte und machte sich an die Arbeit.
    Wir gingen zurück ins Haus.
    Mary Wilkerton saß in einem kleinen Zimmer, dessen Wände fast völlig von Bücherregalen bedeckt waren. Auf dem Boden lag ein rotbrauner Orientteppich. Die Möbel waren aus Eichenholz, lederbezogen die Stühle. Die Frau saß vor einem kleinen Tisch, hatte das Gesicht in die Hände gestützt und schluchzte haltlos vor sich hin.
    Phil schloss die Tür.
    Ich ging zu ihr hin: »Mrs. Wilkerton, wir müssen Sie stören, verzeihen Sie bitte.«
    Sie hob den Kopf. Aus ihren tränennassen Augen traf mich ein flehentlicher Blick. »Bitte, Mister Cotton! Helfen Sie mir, helfen Sie mir…«
    »Ihre Schwiegermutter war heute Morgen bei uns.«
    Sie zog die Brauen zusammen. »Ich verstehe nicht.«
    »Wegen der Briefe, die aus Pennsylvania kamen.«
    Langsam stand sie auf und sah mich verblüfft und böse zugleich an.
    »Es hat jetzt keinen Sinn, darüber verärgert zu sein, Mrs. Wilkerton. Haben Sie noch einen der Briefe?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ihre Schwiegermutter hat drei Briefe gefunden. Wie viele sind insgesamt gekommen?«
    Sie blickte auf die spiegelnde Glasplatte des kleinen Tisches. Das Haar fiel ihr über die Stirn ins Gesicht.
    »Fünf«, sagte sie leise.
    »Und Sie haben tatsächlich keinen aufbewahrt? Er würde uns nämlich helfen. Überlegen Sie bitte!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe sie alle verbrannt.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer der Absender sein könnte?«
    Wieder verneinte sie.
    »Haben Sie irgendeinen Bekannten in Pennsylvania?«
    »Nein.«
    Es war zwecklos, die völlig verstörte Frau weiter zu befragen. Weshalb hatte sie sich nicht mit den Briefen an die Polizei gewandt? Weshalb hatte sie alle vernichtet?
    Der Captain fragte mich draußen noch einmal: »Warum rufen die Leute bloß das FBI an?«
    Phil nahm mir die Antwort ab. »Das ist ein unerforschliches Rätsel, Captain. Der Kuckuck weiß, weshalb so viele Leute die Polizei anruf en, wenn es brennt, statt die Feuerwehr zu alarmieren.«
    Es ist
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