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0176 - Der Haß der Verdammten

0176 - Der Haß der Verdammten

Titel: 0176 - Der Haß der Verdammten
Autoren: Der Haß der Verdammten
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einzugehen.
    »Nein.«
    Ich erzählte ihm von dem Anruf bei Felton und von meinem Besuch bei der alten Dame draußen am Rande von Queens.
    »Um zwölf Uhr vierzig kommt Wilkerton aus dem Westen zurück«, sagte Phil. »Er ist herzleidend. Leicht möglich, dass ihn diese Hiobsbotschaft umwirft.«
    Um zwölf Uhr machte ich Pause.
    Phil war schon zum Essen gegangen.
    Ich fuhr zu der Station, die Mary Wilkerton mir genannt hatte.
    Draußen sah ich den schwarzen Chauffeur mit einem Cadillac warten. Ich nahm den Mann mit auf den Bahnsteig, und hier entdeckte ich zu meiner Überraschung Phil.
    »Was machst du denn hier?«
    »Das Gleiche wie du, nehme ich an«, sagte er grinsend.
    Wir warteten. Endlich lief der Zug ein.
    Plötzlich stieß mich der Chauffeur an. »Dort kommt er!« Er deutete auf einen sehr großen, breitschultrigen Mann mit dunklem Haar und hellen Augen. Er trug einen Tweedanzug und hielt eine leichte Reisetasche in der Hand. Ein Gepäckträger schleppte zwei große Koffer hinter ihm her.
    Ich ging auf den alten Herrn zu. Er hatte eine stolze, aufrechte Haltung und einen sicheren Gang. Sein Gesicht war rot und von tiefen Falten durchzogen. Der Mund fest und energisch. Über den hellgrauen Augen lagen buschige Brauen. Ein kleiner, dunkler Clark-Gable-Bart zierte die Oberlippe.
    Jetzt richtete er seinen Blick erstaunt auf mich.
    »Mister Wilkerton?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Mein Name ist Cotton. Ich bin vom FBI.«
    Er erblickte seinen Fahrer und sah ihn fragend an.
    Während ich noch überlegte, mit welchen Worten ich den alten Herrn schonend von dem Unglück unterrichten könnte, begann Phil zu sprechen. Er sagte alles so, wie ich es vielleicht gar nicht herausgebracht hatte. Es klang beruhigend und mitfühlend, und irgendwie verstand Phil es, dem Grausamen das Grausame zu nehmen und dann hatte er doch alles gesagt.
    Groß und aufrecht stand Wilkerton vor uns.
    Ich musste daran denken, dass ihm vor sechs Jahren auch irgendjemand die Botschaft vom Tod seines Sohnes überbracht hatte.
    Kein Muskel in seinem harten Gesicht bewegte sich. Still und regungslos stand er da. Langsam leerte sich um uns der Bahnsteig.
    Wir waren allein.
    Als ich den Chauffeur einmal ansah, bemerkte ich in seinen dunklen Augen Tränen.
    Da nahm Wilkerton langsam den Hut ab.
    Johnny Craz stieß einen Schreckensruf aus. »Sir!«
    Phil und ich starrten auf den Kopf des Mannes.
    Sein Haar war schlohweiß. Das Gesicht starr wie eine Maske.
    Er wischte sich über die Stirn. Seine Bewegungen hatten etwas Marionettenhaftes an sich. »Ich danke Ihnen«, sagte er mit einer rissigen, rauen Stimme.
    Dann machte er ein paar Schritte vorwärts, auf eine Bank zu. Langsam ließ er sich nieder, stützte sich mit beiden Händen auf und starrte mit großen, leeren Augen ins Weite.
    Wie blieben abseits sehen.
    Nach Minuten stand Wilkerton auf und ging vor seinem Chauffeur her hinaus zum Wagen. Uns schien er vollkommen vergessen zu haben.
    ***
    Phil und ich fuhren langsam davon.
    »Ich habe keinen Hunger mehr«, sagte mein Freund.
    Ich verspürte auch nichts dergleichen.
    »Hast du so etwas schon mal gesehen?«, fragte er mich, als wir vor dem Distriktsbüro hielten.
    »Was?«
    »Dass einer plötzlich von einer Minute auf die andere schneeweißes Haar bekommt?«
    »Nein. Gehört habe ich schon davon, aber ich wollte es nie glauben, dass dies überhaupt möglich ist.«
    Im Büro lagen eine Menge Nachrichten. Antworten auf unser Rundtelegramm, das wir noch in der Nacht losgelassen halten! Aber nichts, das uns hätte weiterhelfen können.
    Oben in-Yonkers hatte eine Polizeistreife einen Verdächtigen festgenommen. Er hatte einen Jungen bei sich.
    Aber wir fanden auch die »Löschnachricht«, wie wir so was nennen. Der Mann hatte sich ausweisen können. Er war taubstumm. Und das Kind auch. Weshalb mochten sie verdächtig gewesen sein? Weil sie unsichere oder ängstliche Blicke um sich geworfen hatten? Weil sie keine Antwort hatten geben können?
    In Richmond war ein Junge auf den Bahnschwellen einer Vorortbahn entdeckt worden. Er hatte sich das Leben genommen.
    Aber auch da gab es eine »Löschnachricht«: Er hieß Anthony Dubbers, war acht Jahre alt und hatte sich aus Verzweiflung über eine schlechte Zensur in der Schule in der Nacht davongeschlichen und auf den Gleisen Selbstmord begangen.
    Vierzehn verdächtige Personen waren festgenommen worden. Unser Kollege Gregory hatte sie schon in der Mangel.
    Aber zwölf hatten ein Alibi. Der dreizehnte war ein
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