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0176 - Der Haß der Verdammten

0176 - Der Haß der Verdammten

Titel: 0176 - Der Haß der Verdammten
Autoren: Der Haß der Verdammten
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wir Ihnen helfen sollen, könnte es unter Umständen von großem Nutzen sein, wenn wir einen der Briefe untersuchen könnten.«
    »Es geht nicht. Sie sind ja verschwunden.«
    »Alle drei?«
    »Ja, ich habe mehrmals nachgesehen, aber sie sind weg.«
    »Glauben Sie, dass Ihre Schwiegertochter sie vernichtet hat?«
    »Ja, ich bin davon überzeugt. Sie hat sie verbrannt.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, wollte ich wissen.
    »Weil ich weiß, dass sie alles verbrennt. Das ist eine Manie bei ihr. Bülets von Theatervorstellungen, Kalenderzettel und Briefe. Sie hat auch die drei Briefe aus Reading verbrannt. Genauso wie die vorhergehenden. Denn dass sie mehr Schreiben dieser Art bekommen hat, ist mir vollkommen klar. Ich habe leider nur diese drei entdeckt.«
    »Und die kamen ganz gewiss aus Reading? Alle drei?«
    »Ja. Sie steckten noch in den aufgerissenen Umschlägen. Ich sehe immer zuerst auf den Poststempel und auf die Marken, wenn ich Briefe bekomme. Das habe ich wohl noch aus der Kinderzeit meines verstorbenen Sohnes so an mir; er sammelte nämlich Briefmarken. Da hatte ich es mir angewöhnt, für ihn seltene Marken zu sammeln. Seitdem betrachte ich immer die Poststempel. Und diese drei Briefe, die ich nacheinander in Marys Tasche fand, kamen alle aus Reading in Pennsylvania. Das kann ich beschwören.«
    »Können Sie sich vielleicht noch an den Wortlaut des ersten Briefes erinnern?«, fragte ich.
    Sie nickte. »O ja.« Ihre Nasenflügel bebten leicht, als sie sprach. »Es war so…«
    Phil schaltete sich ein. »Nehmen Sie doch wieder Platz,. Mrs. Wilkerton.«
    »Danke.« Sie setzte sich.
    Nach einer kurzen Atempause erklärte sie: »Ich kann es natürlich nicht wörtlich wiedergeben, aber ich weiß genau, um was es ging. Es hieß etwa so: Mrs. Wilkerton! Da wir auch auf unser letztes Schreiben nichts von Ihnen gehört haben, erinnern wir Sie nochmals daran, dass wir bis zum 1. Oktober eine Zusage von Ihnen erwarten. Natürlich sind 100 000 Dollar kein Pappenstiel, aber…« Die Frau hüstelte, ihre Stimme zitterte, als sie weitersprach: »Aber die Summe ist nun mal errechnet. Ja - so stand es da: errechnet.«
    Es war einen Augenblick still.
    Dann begann sie selbst wieder zu sprechen: »Und im zweiten Brief stand ungefähr dasselbe. Nur bedeutend schärfer ausgedrückt.«
    »Und im letzten Brief?«
    »Unsere Geduld ist erschöpft«, sagte sie. »Ja, das war der erste Satz. Sie haben nun Ihre letzte Chance, hieß es weiter. Wenn das Geld nicht bis Samstag, den 16. dieses Monats, abgeliefert ist, dann…« Sie begann plötzlich leise zu weinen.
    »Was ist dann?«, forschte ich.
    »Dann«, fuhr sie unter Tränen fort, »sehen wir uns gezwungen, Ihnen Ihr Söhnchen Harry wegzunehmen. Überlegen Sie sich also die Sache genau. Wir verstehen keinen Spaß. Am angegebenen Tag, pünktlich um 23 Uhr, erwarten wir Sie an der Ecke St. James-Park und Jerome Avenue. Ein Mann wird das Geldpaket entgegennehmen. Wenn Sie die Polizei benachrichtigen, haben Sie unsere Rache zu fürchten. Seien Sie überzeugt, dass wir keine leere Drohung aussprechen.«
    Die Frau schwieg.
    Ich dachte: Sie hat den Brief auswendig gelernt.
    Sie schien meine Gedanken erraten zu haben, denn sie sagte plötzlich: »Ich habe diesen letzten Brief so lange gelesen, bis ich ihn auswendig kannte. Das tat ich, weil die anderen Briefe immer so schnell verschwunden sind. - Was raten Sie mir.«
    »Raten können wir Ihnen leider nichts, Mrs. Wilkerton. Es ist eine der Prinzipien, niemand in einer solchen Situation einen Rat zu geben. Das sind Dinge, in denen jeder Mensch selbst frei entscheiden muss. Schließlich ist nach diesen Berichten das Leben Ihres Enkelkindes bedroht.«
    Mrs. Wilkerton weinte leise. Zweifellos liebte sie ihr Enkelkind, wie das jede Großmutter tut.
    »Wir dürfen zwar nicht raten«, sagte Phil, »aber vielleicht können wir helfen.«
    Die Frau blickte auf. Ein Hoffnungsschimmer glomm in ihren nassen Augen. »Bitte, helfen Sie mir, ich bin so unglücklich.«
    »Weshalb haben Sie nicht mit Ihrer Schwiegertochter über die Sache gesprochen?«
    Sie hob die Schultern. »Ich konnte es nicht. Sie ist so anders als wir. Ihr Vater ist Arbeiter unten am Hafen. Mary schließt sich von allem ab. Da sie selbst in dieser Sache kein Vertrauen zu mir hatte, wie hätte ich sie daraufhin wohl ansprechen können?«
    »Ich verstehe«, sagte Phil.
    Ich wusste nicht, ob er wirklich verstand. Jedenfalls verstand er es aber, mit der alten Dame umzugehen.
    Ich sagte:
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