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0154 - Der Schädelberg

0154 - Der Schädelberg

Titel: 0154 - Der Schädelberg
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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legte sich über seine Augen. Er blinzelte verwirrt. Etwas stimmte nicht. Dabei hatte er seine Vorbereitungen mit der größten Sorgfalt getroffen.
    Er erinnerte sich, als er das Zimmer betreten hatte. Das war ihm nur in tiefster Trance möglich gewesen. Als würden sich die Wände, ja, das ganze Mobiliar gegen ihn wehren.
    Er wankte zum Fenster. Seine Finger folgten unsichtbaren Zeichen, die er auf die Scheiben gemalt hatte. Sogleich wurde ihm besser. Der Schleier vor seinen Augen verschwand. Tief atmete er durch.
    »Es wird von Mal zu Mal schlimmer«, knurrte er. »Aber ich brauche Zeit. Ich muß hier ausharren, sonst ist Zamorra verloren, und alles war umsonst.«
    Er stieß sich ab und durchquerte den Raum. Dabei fiel sein Blick auf das Bett.
    Wie angewurzelt blieb er stehen. Sein Herz vergaß einen Moment weiterzuschlagen.
    Was er sah, weckte in ihm das nackte Grauen: Der reglose Körper von Zamorra war verschwunden! Das war der Grund für die Störung gewesen! Was er gespürt hatte, konnte man nur als Randerscheinung werten!
    Nur die Silberscheibe Zamorras, das magische Amulett, war noch da. Es lag auf dem weißen Linnen.
    Professor Dufay kannte das Amulett nicht. Aber er hatte gleich bei der ersten Begegnung mit Zamorra gespürt, welche Kräfte darin wohnten.
    Das war wichtig gewesen, als er für Zamorra die Falle bastelte. Das Amulett durfte nicht angeregt werden.
    Zum ersten Mal spielte Dufay mit dem Gedanken, sich des Amuletts zu bemächtigen. Doch etwas hielt ihn davon ab. Was wußte er schon über die Handhabung? Wenn er einen Fehler machte, richteten sich die in der Silberscheibe gespeicherten Kräfte gegen ihn und machten alles zunichte.
    »Wehe dir, Zamorra! Wenn ich versage, bist auch du verloren - und vielleicht sogar die ganze Menschheit!«
    Es schwindelte ihm. Er fuhr sich über die Stirn, wie um böse Gedanken zu verscheuchen. Dann setzte er seinen Weg zur Tür fort.
    Er wollte hinaus, wobei er sich der Gefährlichkeit seines Tuns bewußt war. Möglicherweise war ihm der Rückweg versperrt.
    In seinem Haus hoffte er geeignete Kampfmittel gegen die Kräfte zu finden, die gegen ihn ankämpften. Er mußte für einen Ausgleich der Wechselbeziehungen sorgen.
    Entschlossen öffnete er die Tür. Da war die kleine Diele. Als Professor Dufay auf den Gang hinaustreten wollte, stieß er gegen eine magische Barriere.
    Sie war von ihm selbst errichtet worden und schloß das Hotelzimmer von der Außenwelt ab.
    Und jetzt stand er davor und vermochte sie selber nicht zu überwinden!
    Abermals trat ihm der Schweiß auf die Stirn. Seine Gedanken verwirrten sich.
    Er mußte sich eisern beherrschen. Nur nicht aufgeben! hämmerte er sich ein. Dufay, du bist nicht zum Kämpfer geboren. Deshalb mußtest du Zamorra vorschicken. Aber das, was du dir selbst aufgebürdet hast, mußt du auch tragen können.
    Er trat einen Schritt zurück und hob die Arme. Seine Finger spreizten sich. Dann bewegten sie sich wie selbständige Wesen, malten Zeichen in die Luft.
    Josquin Dufay, der niederländische Parapsychologe, murmelte Beschwörungen, die kaum eines Menschen Ohr jemals vernommen hatte. Es war eine gutturale Lautfolge, die jedem zufälligen Zuhörer eisige Schauer über den Rücken gejagt hätte.
    Die Konzentration ließ den Parapsychologen wanken. Er spürte, wie ihn die Kräfte verließen. Dennoch hielt er die Trance, aufrecht.
    Seine Hände beschrieben kleine Kreise, und dann malte er mit beiden Armen gleichzeitig zwei Totenköpfe. Das eine Zeichen war das Spiegelbild des anderen.
    Das Unglaubliche geschah: Die Totenköpfe erschienen riesig groß in der Luft. Sie waren leicht durchsichtig. Dahinter war noch immer die Tür zu erkennen.
    Dufay breitete die Arme aus und drückte die Zeichen ineinander. Dann trat er vor.
    Die Luft flimmerte. Funken prasselten auf Dufays nackte Haut. Es war unangenehm, doch er ignorierte die Erscheinung. Rasch öffnete er die Tür und schlüpfte hinaus.
    Erst als er sich in Sicherheit glaubte, wagte er aufzuatmen. Er preßte seinen schweißnassen Rücken gegen die kühle Gangwand und betrachtete die zitternden Hände.
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, murmelte er verzweifelt. »Ich habe meine Kräfte überschätzt.«
    Als er den Gang entlangging, tat er es als gebrochener Mann. Nicht ein einziges Mal schaute er zurück.
    ***
    »Gor!« schrie Zamorra, »bist du es wirklich?«
    Der Barbar stieß ein trockenes Lachen aus. Schaurig hallte es von den Hausfassaden wider. Zamorra hatte den Eindruck,
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