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0154 - Der Schädelberg

0154 - Der Schädelberg

Titel: 0154 - Der Schädelberg
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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Flüchtig registrierte er, daß er gleich seinem Doppelgänger im Bett noch immer den Schlafanzug anhatte. Dabei war er völlig unverletzt. Als hätte es die Konfrontation mit dem Knochenheer überhaupt nicht gegeben.
    »Worauf warten wir, Professor Dufay!«
    Endlich war es dem Holländer geglückt, die Pfeife in Brand zu stecken. Er paffte Rauchwolken empor. Ein süßlicher Geruch verbreitete sich. Er war unangenehm. Unwillkürlich hielt Professor Zamorra die Luft an.
    Aber es war bereits zu spät. Dufay blies ihm den Qualm mitten ins Gesicht.
    Zamorra schwindelte es. Er hatte Schwierigkeiten, sich auf dem Stuhl zu halten.
    »Es tut mir ehrlich leid, Professor Zamorra, daß Sie durch meine Schuld in die Sache hineingeschlittert sind, aber es blieb mir keine andere Wahl.« Die Stimme entfernte sich allmählich, während das Gesicht des Holländers immer größer wurde. Dabei verschwamm es.
    Zamorra wehrte sich dagegen, aber die Droge war stärker. Er war völlig in der Hand des Holländers. Eine perfekte Falle, von der er nicht einmal etwas geahnt hatte.
    Es war ein ganz normales Treffen zwischen zwei bekannten Wissenschaftlern gewesen. Dufay hatte ebenso wie Zamorra mit einigen spektakulären Veröffentlichungen auf der ganzen Welt von sich reden gemacht. Es war längst überfällig, daß sie sich mal zusammensetzten.
    Zamorra war erfreut gewesen, als er die Einladung von Dufay erhalten hatte. Er hatte sich freimachen können und die Reise nach Amsterdam unternommen.
    Nur ein paar Tage wollte er sich aufhalten.
    Und jetzt das!
    »Es tut mir auch leid, daß ich Ihnen keine Erklärungen geben kann, Professor Zamorra. Sie werden alles Stück für Stück erfahren. Jede Erklärung durch mich würde nur Ihren Blick für das Wesentliche trüben. Ich bin der Kommandant und schicke Sie an die Front. Machen Sie Ihre Sache gut, Zamorra! Sie tun es im Interesse der Menschheit!«
    Jetzt war die Stimme kaum mehr als ein Flüstern - und das Gesicht war so groß, daß Zamorra nur noch ein riesiges Auge sehen konnte.
    Dieses Auge wuchs auch noch, kam auf ihn zu, um ihn zu verschlingen.
    Undurchdringliche Finsternis war um ihn herum, und Professor Zamorra fiel in einen bodenlosen Abgrund. Er wollte schreien, doch kein Laut war zu hören.
    Da merkte er, daß er keinen Körper mehr besaß!
    ***
    Eine erkannte Gefahr ist nur noch eine halbe Gefahr! dachte Professor Zamorra bitter, und ich weiß fast nichts. Dufays läppische Erklärungen nutzen wenig. Ich bin sein Werkzeug in einem grausamen Spiel, dessen Sinn mir nach wie vor verborgen bleibt.
    Er schwebte körperlos im finsteren Nichts, im Nirgendwo. Etwas raste auf ihn zu und war wieder verschwunden, ehe er mehr erkennen konnte als einen leuchtenden Schatten.
    Und dann wich die Finsternis übergangslos dem Licht.
    Hatte Dufay nicht von Zartas gesprochen? War jener geheimnisvolle Ort aus dem fernen Altertum zu einer eigenen Dimension geworden?
    Zamorra fand sich am Boden liegend und bemerkte zum zweitenmal, daß es hier keine Sonne gab. Die Helligkeit war immerwährend und wurde aus Quellen gespeist, die Zamorra nicht kannte.
    Ein Geräusch ließ Zamorra hochfahren.
    Bunte Blätter wurden vom Wind über die festgetrampelte Erde getrieben. Sie raschelten leise. Dahinter sah Professor Zamorra die Kulisse einer Stadt.
    Alles krampfte sich in ihm zusammen. Er dachte an das Knochenheer. Woher war es gekommen? Von hier?
    Die Stadtmauer war mindestens drei Meter hoch. Kein Mensch war auf den Zinnen zu sehen. Einige Häuser überragten die Mauer bei weitem. Sie besaßen bizarre Dächer mit bunten Ziegeln.
    Das waren keine Ruinen. Die Stadt sah aus, als wäre sie soeben erst von ihren Erbauern verlassen worden.
    Das Tor stand einladend weit offen. Das lockte den Professor, aber Zamorra zögerte, die Stadt zu betreten.
    Er lauschte. Nur das Raunen des Windes, der sich an dem Gemäuer verfing. Wenn eine stärkere Bö über die Stadt fegte, erhob sich ein seltsames Klagelied.
    Professor Zamorra durfte von sich behaupten, schon eine ganze Menge gesehen zu haben, aber diese Stadt war vollkommen neu für ihn.
    »Zartas?« murmelte er vor sich hin. Er wußte nicht, ob sich hinter diesem Wort eine Stadt oder ein Land verbarg. Vor Jahren war ihm eine vergilbte, nur noch in Bruchstücken vorhandene Schrift in die Hände gefallen. Darin war von Gor und von Zartas die Rede. Er hatte alles zunächst in die Kategorie Sagen und Märchen eingereiht. Seinen Irrtum erkannte er erst jetzt.
    Dufay wußte gewiß
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