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0154 - Der Schädelberg

0154 - Der Schädelberg

Titel: 0154 - Der Schädelberg
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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fragen.
    Gor winkte abermals ab.
    »Auch darüber wirst du Auskunft erhalten«, sagte er unwillig, »wenn nur Zeit dafür ist.«
    Er lief zwischen zwei Felsen hindurch. Zamorra folgte ihm. Die Felswände links und rechts rückten rasch zusammen. Sie mußten sich seitlich bewegen. Endlos lange schien es zu dauern, bis sich der Spalt endlich wieder vergrößerte. Und dann traten die beiden auf eine steinige Ebene.
    »Kennst du sie?« erkundigte sich Gor lauernd.
    Zamorra sah sich um. Er mußte raten: »Haben wir uns hier zum ersten Mal getroffen?«
    »Nicht weit von hier ist die bewußte Talsenke. Aber dorthin dürfen wir jetzt nicht. Unsere Verfolger könnten uns sehen. Es gibt unterwegs wenige Deckungsmöglichkeiten.«
    »Und wohin willst du dich wenden?«
    »Ich kenne Zartas, die Dimension des Grauens. Jeder Weg führt in die Stadt, und dazwischen gibt es eine Menge Versteckmöglichkeiten.«
    »Du willst dich verkriechen? Und wovon willst du leben?«
    Gor knirschte mit den Zähnen. »Vom Proviant der Männer, die wir töten! Du hast dich auf meine Seite geschlagen und bist ein Verfolgter wie ich. Wisse, Zamorra, daß wir alle Bewohner von Zartas töten müssen. Und dann stehen sie als Tote auf und verfolgen uns weiter - bis zu unserem eigenen Tod. Es gibt kein Entrinnen.«
    »Bisher gab es kein Entrinnen!« berichtigte Zamorra. Eiskalte Schauer rieselten ihm über den Rücken. Wie er begriff, verlor Gor den Kampf jedesmal -um danach erneut zum Leben zu erwachen, damit das Spiel von vorn begann.
    Professor Zamorra ahnte, was sich Dufay für eine Rolle zugeschanzt hatte -und nicht nur sich, sondern auch ihm, Zamorra!
    Wortlos folgte er dem barbarischen Gor. Obwohl ihm der Schwarzhaarige gar nicht mehr so barbarisch erschien. Gor war wahrscheinlich zivilisierter als die Besessenen von Zartas.
    Im Schatten der Felsen rannten sie dahin. Schließlich fand Gor einen Felsspalt, in den er Zamorra drängte.
    Keine Sekunde zu früh. Jetzt hörte Zamorra die Verfolger ebenfalls. Soeben traten sie auf die Steinebene hinaus und hielten nach den Flüchtenden Ausschau.
    ***
    Zu zweit arbeiteten sie sich eine natürlich entstandene Regenrinne hinauf, und Zamorra fragte sich, wann es hier wohl zum letzten Mal geregnet hatte. Gor war dicht hinter ihm und dirigierte den Weg.
    Auf einmal passierte es. Es war wie ein Schwächeanfall. Zamorra konnte sich nicht mehr halten und rutschte abwärts - in die Arme von Gor.
    »He, was ist los mit dir?« rief der schwarzhaarige Barbar.
    Zamorra hörte es gar nicht. Ein Schatten hatte sich auf seinen Geist niedergesenkt. Verschwommen tauchte ein Bild vor ihm auf: Das Hotelzimmer! Er sah Josquin Dufay auf seinem Platz. Soeben erhob sich der holländische Kollege, der Zamorra so übel mitgespielt hatte. Die Pfeife lag erloschen auf dem niedrigen Tisch. Dufay schien Schwierigkeiten zu haben. Wie ein Schwerkranker wirkte er, als er zum Fenster wankte.
    Zamorra achtete nicht mehr weiter auf den Parapsychologen, sondern schaute zum Bett. Hier war das Bild deutlicher.
    Was im Moment in Zartas geschah, spürte Zamorra nicht. Eine geheimnisvolle Brücke war entstanden - zwischen ihm und jenem Hotelzimmer. Bald wußte Zamorra, wieso sie zustande gekommen war. Der regungslose Körper begann, sich zu verwandeln. Er wurde zu einem nebulösen Gebilde. Für Sekundenbruchteile strahlte die magische Scheibe hell auf. Es nutzte nichts. Der Vorgang war nicht mehr aufzuhalten. Die Scheibe fiel auf das Laken. Der Körper war verschwunden.
    Gleichzeitig fand sich Zamorra in den Armen von Gor wieder. Der Hüne betrachtete ihn mit ausdrucksloser Miene. Etwas hatte sich verändert.
    »Wenn wir verlieren, wird es für dich keine Erneuerung mehr geben!« sagte er düster.
    Verständnislos blickte sich Zamorra um. Er schloß die Augen. Ihm wurde kalt.
    »Du hast recht, mein Freund! Mein Körper befand sich nicht in dieser Welt. Mein Tod in Zartas hätte nicht endgültig sein können. Doch jetzt sind Körper und Geist wieder vereint, und mein magisches Amulett liegt im Hotelzimmer -unerreichbar für mich.«
    Zamorra riß die Augen wieder auf.
    »Ich sah die Szene. Sie muß sich kurz nach meiner zweiten Verbannung hierher abgespielt haben, obwohl hier viel mehr Zeit verstrichen ist. Die Ereignisse laufen in Zartas schneller ab.«
    »Dufay!« sagte Gor. Es klang verächtlich.
    »Kennst du den Mann?«
    »Nein, ich habe den Namen nie gehört. Er gehört in deine Zeit. Mit mir hatte er nie Kontakt. Es scheint sich um einen elenden
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