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0154 - Der Schädelberg

0154 - Der Schädelberg

Titel: 0154 - Der Schädelberg
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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öffnete sich. Der Portier lief auf die Straße und nötigte Dufay zum Halten.
    Ärgerlich kurbelte Josquin Dufay das Fenster herunter.
    »Was ist denn los?« knurrte er.
    »Entschuldigen Sie, Professor, aber ich habe etwas vergessen!«
    »Fassen Sie sich kurz!«
    Der Portier runzelte die Stirn. Eine solche Behandlung war er von Dufay nicht gewöhnt. Der Professor war überall beliebt. Ein Mann, der jeden respektierte - auch einen Nachtportier.
    »Es handelt sich um Ihren Freund, diesen Professor Zamorra!«
    Dufays Herz schlug unwillkürlich ein paar Takte schneller. Er wollte etwas sagen, aber es klappte erst beim zweiten Anlauf.
    »Zamorra?«
    »Ein Anruf war für ihn da. Eine gewisse Nicole Duval. Sie wollte Zamorra dringend sprechen. Ich bemühte mich, aber die Telefonverbindung kam nicht zustande. Und dann…«
    »Was dann?« fragte Dufay heiser.
    »Nun, es ist meine Pflicht, Professor. Ich - äh - ging zum Zimmer des Professors und klopfte. Niemand gab eine Antwort. Waren Sie nicht zu dieser Zeit bei ihm?«
    »Wann war das?«
    »Vor einer Viertelstunde. Ich dachte, daß Sie beide ausgegangen sind, ohne daß ich es merkte. Ich habe dieser Miß Duval gesagt, daß der Professor nicht erreichbar wäre. Darufhin hat sie versprochen, zu einem späteren Zeitpunkt wieder anzurufen.«
    »Hat sie denn einen Grund genannt?«
    »Vielleicht Sehnsucht?« Der Nachtportier grinste. »Ja, aber wenn Sie beide da waren, warum haben Sie dann nicht aufgemacht?« fragte er dann.
    »Sie haben vom Telefon geredet. Wieso konnten Sie nicht verbinden?«
    »Die Leitung ist tot, Professor. Irgendein Defekt. Ich werde morgen gleich dem Kollegen von der Frühschicht Bescheid sagen. Bis zum Mittag haben die Handwerker alles erledigt. Das verspreche ich Ihnen. Professor Zamorra soll keinen Grund zur Klage haben.« Er blickte auf die Armbanduhr.
    »Guten Morgen, Professor!«
    »Wie bitte?«
    »Soeben ist der neue Tag angebrochen !«
    »Danke für den Hinweis!« murmelte Professor Dufay und gab Gas.
    »He!« Beinahe wäre er über die Füße des Portiers gefahren. Kopfschüttelnd blickte ihm der Mann nach.
    »Komische Leute, diese Wissenschaftler. Die beiden haben sich gewiß die Köpfe heiß geredet und darüber alles vergessen.« Er rieb sich den Nacken. Dann ging er an seinen Arbeitsplatz zurück.
    Die nahe Kirchturmuhr schlug zwölfmal, als er die Tür von innen schloß. Er drehte den Schlüssel. Wer jetzt noch Einlaß begehrte, mußte klingeln.
    Nachdenklich wog er den Schlüsselbund in der Hand. Immer wieder dachte er an den seltsamen Zwischenfall. Und die Tür war von innen abgeschlossen. Davon hatte er sich überzeugt.
    Er kratzte sich am Hinterkopf.
    Komisch! Als er die Türklinke berührt hatte, hatte er einen kleinen elektrischen Schlag bekommen.
    Entschlossen warf er die Schlüssel auf den Tresen und ging wieder in den Gang, in dem Zamorras Zimmer lag.
    Nur einen Schlüssel hatte er dabei: den Generalschlüssel, der auf jede Tür in diesem Stockwerk paßte. Die Reinemachefrauen hatten ebenfalls einen. Wo käme man hin, wenn man von jedem Zimmer einen Zweitschlüssel mit sich herumtragen müßte!
    Vor der Tür zögerte der Portier. Durfte er es wagen?
    Eigentlich nicht! entschied er im stillen. Er lauschte. Dann spähte er durch das Schlüsselloch. Alles lag im Dunkeln.
    Der hatte es aber eilig, ins Bettt zu kommen!
    Schon wandte sich der Portier wieder ab.
    Weit ging er nicht. Wie ein Magnet zog ihn die vertrackte Tür an. Da war ein unbestimmbares Gefühl in ihm. Der Professor hatte sich sehr seltsam benommen. So war er noch nie gewesen. Vielleicht hatte Nicole Duval angerufen, weil sie sich Sorgen machte? Ja, eigentlich hatte ihre Stimme besorgt geklungen…
    Der Portier hatte genug. Er wollte Gewißheit, und das machte ihn entschlossen. Er klopfte gegen die Zimmertür.
    Mehrmals versuchte er es. Professor Zamorra öffnete nicht.
    Da steckte er den Schlüssel ins Schloß.
    Einen Moment zögerte er noch. Zuerst überlegte er sich eine Ausrede.
    War das Zimmer nebenan nicht leer? Tja, konnte doch mal passieren, daß man sich in der Tür irrte, nicht wahr? Vor allem, wenn man einen Generalschlüssel hat und nicht auf die Nummer achtet.
    Das erschien ihm plausibel genug. Er drehte den Schlüssel. Das Schloß schnappte. Er drückte die Türklinke herunter - vorsichtig und leise.
    Erst einen Spalt. Dunkelheit. Noch weiter.
    Es begann mit einem sanften Luftzug. Als würde irgendwo ein Fenster aufstehen. Kalt war der Windhauch, der ihm ins
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