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Der bunte Hund von Schreckenstein

Der bunte Hund von Schreckenstein

Titel: Der bunte Hund von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Casablanca
     
    Auf Schloß Rosenfels, hoch über dem Steilufer des Kappellsees, saßen und standen die Mädchen nach dem Mittagessen in der Sonne um ihre neue Mitschülerin herum. Es war der erste Schultag nach den Ferien. Normalerweise wurden Neue nicht sonderlich beachtet. Die Rosenfelserinnen warteten ab, wie sich das noch unbekannte Wesen verhalten, wie es sich einfügen würde. Bei Amanda jedoch — so hieß das Mädchen — war es anders.
    „Du bist zu schön für uns!“ sagte Ingrid rundheraus. „Das wird Ärger geben.“
    Verdutzt schüttelte Amanda das lange dunkle Haar und sah mit ihren großen blauen Augen von einer zur andern. „Ich hab euch doch nichts getan.“
    Kratzbürste Martina grinste. „Nicht mit uns gibt’s Ärger! Mit den Idiotenrittern drüben.“ Und sie deutete mit dem Daumen über die Schulter auf Burg Schreckenstein am anderen Ufer.
    Esther, die zweite Kratzbürste, nickte. „Denen fallen die Augen aus dem Kopf.“
    „Dann laß sie kullern.“ Die besonnene Sophie lachte. „Das ist der Reiz der Neuheit, und länger als vier Wochen hält der sowieso nicht.“
    „Du meinst wohl bei Ottokar“, sagte Fides spitz.
    „Wie auch immer“, meinte Wuschelkopf Beatrix. „Unsere Freunde werden vielleicht ein paar Streiche mehr machen, bis sie sich satt gesehen haben. Aber das war doch ganz in unserem Sinn, oder?“
    „Streiche?“ Amanda ließ das Wort auf der Zunge zergehen, und ihre blauen Augen funkelten wie Glasperlen. „Bettina hat mir schon was angedeutet. Da soll es ja toll zugehen…“
    „Du wirst es erleben!“ bestätigte Bettina. „Was sich zwischen unseren beiden Schulen tut, ist auf der Welt absolut einmalig.“ Als Zimmerälteste war sie Amanda behilflich, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden.
    „Machen wir doch gleich was! Schon heut’ nacht!“ schlug Doris, die dritte Kratzbürste, vor. „Darauf sind die Idiotenritter bestimmt nicht gefaßt.“
    „Wieso sagt ihr immer Idiotenritter?“ wollte Amanda wissen.
    „So nennen sie sich selbst, weil sie auf einer Burg hausen“, belehrte Renate. „Ich… meine, sie nennen sich Ritter…“
    „Die Idioten haben wir hinzugefügt!“ verdeutlichte Esther. „Weil sie sich eine ganz absonderliche Ritterlichkeit zurechtgebastelt haben. Sie lügen zum Beispiel nicht, rauchen nicht, trinken nicht mal Bier und schreiben bei Klassenarbeiten nicht ab…“
    „Scheinen ja seltsame Gartenzwerge zu sein“, wunderte sich die schöne Neue.
    „Laß mal. Die sind schon in Ordnung“, verteidigte Ingrid, das Intelligenzbündel von Rosenfels, die Nachbarn am anderen Ufer. Sicher nicht, weil ihr Bruder Mücke dort die Schulbank drückte. Auch nicht wegen Dampfwalze, dem Muskelprotz von Schreckenstein, der eine vielbelächelte Schwäche für Ingrid hatte. Sondern, weil sie das so sah.
    „Du meinst wohl Dampfwalze!“ flüsterte Renate, und einige kicherten.
    Ruhig fuhr Ingrid fort: „Jedenfalls kann man sich auf sie verlassen. Auch auf Dampfwalze.“
    Beatrix’ blonder Wuschelkopf bewegte sich unruhig. Jetzt kam sie zur Sache. „Also, wir machen was! Heute nacht. Aber was?“
    Mehrere Mädchen wollten gerade Vorschläge unterbreiten, da stand plötzlich Marie-Luise neben Amanda.
    „Moment!“ Sie war die dritte aus Bettinas Zimmer und von Haus aus hübsch. Doch ihre Freßlust hatte ihr neben Pausbacken auch einen Spitznamen eingetragen.
    „Was ist denn, Bandwurm?“ fragte Martina barsch. „Siehst du nicht, daß wir grad denken?“
    Die Pausbacken schlackerten. „FDH will Amanda sehen.“
    „FDH?“ wiederholte die schöne Neue, und Bettina erklärte ihr die Abkürzung.
    „Das heißt nicht friß die Hälfte, das heißt hier Fräulein Doktor Horn.“
    „Schade.“ In Zeitlupe vollführte Amanda einen traurigen Augenaufschlag und war noch schöner.
    „Daran mußt du dich gewöhnen“, tröstete Elke, „im Stören ist unsere Chefin absolut genial!“
    Amanda zog mit Bandwurm ab, Beatrix blieb beim Thema. „Also, was machen wir?“
    „Ich hab in den Ferien Feuerwerkskörper geklaut“, rief Isabella. „Raketen, Feuerräder, Silberregen…“
    „Gewaltig!“ freute sich Doris. „Da lassen wir’s erst ordentlich knallen, daß es sie aus den Betten haut, dann starten wir das Feuerwerk am Bootssteg, und zum Schluß zeigen wir ihnen Amanda im Silberregen als Märchenfee und Pulsbeschleuniger.“
    „Edelkitsch!“ unterbrach Ingrid.
    „Aber sie steht im Elektroboot und ist unerreichbar!“ rundete Esther den Vorschlag
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