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0146 - Höllenfahrt im Todesstollen

0146 - Höllenfahrt im Todesstollen

Titel: 0146 - Höllenfahrt im Todesstollen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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führte mit Cornell Kendall ein heftiges Streitgespräch.
    Kendall war ein gut aussehender stattlicher Mann mit glattrasierten Wangen und angegrauten Schläfen. Er war ein Abenteurer und viel auf der Welt herumgekommen.
    Er hatte in Indien und Australien sein Glück versucht. Er hatte sich bei den Diamantenminen Südafrikas herumgetrieben und nach Smaragden in Südamerika gesucht.
    Aber den großen Wurf konnte er nirgendwo tun, und das war wohl einer der Hauptgründe, warum er nach England zurückgekehrt war.
    Gember, ein Mann mit einem Dutzendgesicht, schütteren braunen Haaren und fliehendem Kinn, rollte seufzend die Augen.
    »Mein Gott, warum sind Sie nicht irgendwo im Urwald geblieben, Kendall? Warum mussten Sie nach Chattering kommen?«
    Cornell Kendall grinste breit. Seine Zähne waren blitzweiß und regelmäßig. Er rauchte wie ein Schlot. Vor wenigen Augenblicken erst hatte er sich schon wieder eine Zigarette angezündet.
    »Mein lieber Bürgermeister, vergessen Sie nicht, dass ich meine Wurzeln in diesem Dorf habe.«
    »Ach nein. Warum um alles in dieser Welt mussten Sie sich plötzlich daran erinnern?«
    »Wie Sie wissen, hat man mich daran erinnert. Als mich vor einem halben Jahr dieser Brief von Rechtsanwalt Brewster in Venezuela erreichte, in dem mir mitgeteilt wurde, dass mein Onkel, der letzte Verwandte, den ich noch hatte, das Zeitliche gesegnet hatte, wusste ich, was meine Christenpflicht war…«
    Gilbert Gember kniff die Augen zusammen. »Sie wären niemals nach Chattering gekommen, wenn Sie hier nicht das Erbe Ihres verstorbenen Onkels hätten annehmen können.«
    »Ich gebe zu, das war ein verlockender Grund, in mein Heimatdorf zurückzukehren, und ich erinnere mich, dass Sie sehr erfreut waren, mich nach so langer Zeit wieder zu sehen.«
    »Da wusste ich noch nicht, was Sie vorhatten!« sagte Gember heftig.
    Es blitzte aggressiv in Kendalls Augen. Er beugte sich vor und starrte den Bürgermeister kampflustig an.
    »Mein Onkel hat mir unter anderem dieses Bergwerk vermacht, und es geht niemanden etwas an, was ich damit tue, Mr. Gember! Es gehört jetzt mir. Ich kann es fluten. Ich kann es sprengen. Ich kann damit anstellen, was immer ich will, denn es ist mein Eigentum, das habe ich Schwarz auf Weiß!«
    »Sie beschwören schreckliche Dinge herauf!« sagte Gember eindringlich. »Sind Sie sich dessen denn nicht bewusst? Sie entstammen diesem Dorf! Sie kennen doch die furchtbare Geschichte dieses Bergwerks.«
    »Natürlich kenne ich sie. Aber ich habe keine Angst davor.«
    »Die sollten Sie haben, Kendall! Als das Bergwerk vor 200 Jahren in Betrieb genommen wurde, dachten alle im Dorf, es würde ein Segen sein. Man war froh, Arbeit zu haben, denn Arbeit bringt Geld, und Geld macht zufrieden, wenn es nicht zuviel wird und den Charakter verdirbt.«
    Cornell Kendall lehnte sich zurück. Er war mit dem Bürgermeister nicht allein im Hinterzimmer. Ein dritter Mann saß schweigend an ihrem Tisch und hörte ihrem Gespräch mit finsterer Miene zu.
    Der Mann war mittelgroß, wirkte kräftig und durchtrainiert. Er trug an seiner rechten Hand einen goldenen Ring mit einem schwarzen Stein.
    Kendall streifte ihn mit einem desinteressierten Blick und schaute dann wieder den Bürgermeister an.
    »Sie langweilen mich, Gember«, sagte er.
    »Unterbrechen Sie mich nicht.«
    »Hören Sie, ich kenne die Geschichte des Bergwerks, das habe ich Ihnen doch schon gesagt!«
    »Vielleicht sind Sie sich aber ihrer furchtbaren Bedeutung nicht bewußt«, sagte Gilbert Gember hartnäckig, »deshalb werde ich damit fortfahren. Die Männer von Chattering gruben sich mit einem beispielhaften Eifer in den Berg hinein. Aber sie wurden dafür nicht belohnt, sondern bestraft, denn sie stießen auf einen unheimlichen Stein, auf einen Katalysator des Bösen, auf einen Kristall des Grauens, der seit damals den Namen Teufelsstein trägt.«
    »Was dagegen, wenn ich gähne?« fragte Cornell Kendall aufreizend.
    Doch Gilbert Gember ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Seine Augen glänzten vor Eifer und seine Wangen waren gerötet.
    »Es kam zu einem großen Unglück«, sagte er erregt. »Viele Männer verloren in den einstürzenden Stollen ihr Leben. Das Böse, das sie für kurze Zeit freigelegt hatten, überflutete unser Dorf. Es kam zu schrecklichen Szenen, zu grauenvollen Taten. Mütter töteten ihre Kinder. Väter rotteten ihre Familien aus und fielen über die Nachbarn her. Bald glich Chattering einem Totendorf, einer unheimlichen
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