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0146 - Höllenfahrt im Todesstollen

0146 - Höllenfahrt im Todesstollen

Titel: 0146 - Höllenfahrt im Todesstollen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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darum geschlossen. Hart wie Stahlklammern. Carlo Cotterill schrie seine Angst laut heraus. Die schwarze Totenhand zerrte ihn auf das Grab zu.
    »Hilfe!« schrie der verstörte Mann aus voller Lunge.
    Er sträubte sich. Er widersetzte sich dem kraftvollen Zug.
    »Hört mich denn keiner? Hilfe!« brüllte Cotterill aus Leibeskräften. Die Totenhand ließ nicht locker, und die ersten Häuser des Dorfes waren immerhin so weit entfernt, dass niemand das verzweifelte Geschrei des Totengräbers hörte. Vielleicht hätte man ihn im Sommer gehört, wenn alle Fenster offen waren. Aber niemand war so verrückt, um diese Jahreszeit noch die Fenster offen zu lassen.
    Schließlich war man bestrebt, so viel Wärme wie möglich im Haus zu behalten.
    Die schwarze Hand zerrte den Entsetzten immer näher auf das Grab zu. Carlo Cotterill verlor vor Todesangst beinahe den Verstand.
    Jetzt hätte Pater Malloy hier sein müssen. Es gab keine Geister? O doch! Es gab sie!
    Cotterill besann sich seines Spatens. Wie von Sinnen hieb er damit auf die Totenhand ein. Seine ganze Kraft legte er in die Schläge.
    Er wusste, dass er verloren war, wenn es ihm nicht gelang, sich von dieser Teufelsklaue zu befreien. Alles in ihm lehnte sich gegen dieses grauenvolle Schicksal auf.
    »Hilfe!« brüllte er wieder. Er konnte nicht anders.
    Immer noch umklammerte die schwarze Hand sein Fußgelenk. Er ließ sich fallen, trat mit dem linken Fuß nach dem aus dem Grab reichenden Arm und hieb immer wieder mit dem Spaten zu.
    Plötzlich geschah ein Wunder. Carlo Cotterill konnte es kaum glauben. Die schwarze Hand öffnete sich. Er war frei. Fassungslos lag er auf dem steinharten Boden. Aber nur für einen Sekundenbruchteil. Dann warf er den Spaten weg, rollte herum, sprang auf und verließ Hals über Kopf den Friedhof.
    So schnell wie in diesen Augenblicken war Carlo Cotterill in seinem Leben noch nie gelaufen.
    ***
    Es überfiel mich urplötzlich, und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf es mich, während ich in meinem Büro am Schreibtisch saß.
    Ein bohrender Schmerz wühlte sich durch meinen Kopf. Mein Gesicht verzerrte sich, ohne dass ich es bemerkte, und ich stöhnte, ohne dass ich es wollte. Mit dem letzten Rest meines wachen Verstandes dachte ich, mein Ende wäre gekommen.
    Vielleicht ein Gehirnschlag?
    Der Stress, die Anstrengung der letzten Wochen und Monate, die ewigen Kämpfe gegen das Böse schienen mich ausgehöhlt zu haben. Sie schienen meine Gesundheit untergraben zu haben. Die Mächte der Finsternis hatten mir keine Zeit zum Verschnaufen gegeben. Immer wieder hatten sie hart zugeschlagen. Ich hatte mich ständig im Zugzwang befunden, war fortwährend gezwungen gewesen, Hochleistungen zu erbringen, um nicht unterzugehen. Asmodina, der Spuk, Dr. Tod und seine Mordliga, der Horror-Nebel, die Feuerhexe, der Blutgraf Fariac, sie und viele andere hatten mir alles abverlangt. War es da ein Wunder, dass ich nun zusammenklappte?
    Ich wartete, was mit mir in der nächsten Sekunde geschehen würde, aber es passierte nichts.
    Es wurde rot. Blutrot!
    Eine schreckliche Horror-Vision begann. Alles um mich herum versank in diesem dunklen Rot. Mir war, als würde ich in Blut baden. Ein klebriges, ekeliges Gefühl.
    Es trieb mir den kalten Schweiß aus allen Poren.
    Das Rot, das mich umhüllte, kam aus dem Universum der Verdammnis. Es riss meinen Geist mit sich fort, ohne dass ich es verhindern konnte. Ich war plötzlich irgendwo.
    Wo, das wusste ich nicht. Jedenfalls nicht mehr in meinem Büro. Furcht und Grauen pressten sich in mein Herz.
    Kalte, steinerne Wände umgaben mich mit einemmal. Der rote Schleier vor meinen Augen zerriss. Ich sah nacktes, feucht glänzendes Gestein. Links, rechts, über und unter mir. Ich befand mich in einem Stollen. Irgendwo tief unter der Erde.
    Unter unheiliger Erde!
    Schwarzmagische Kraftfelder pulsierten um mich herum. Bedrohungen unvorstellbaren Ausmaßes schienen sich mir zu nähern. Ich war gezwungen, durch einen finsteren Stollen zu stolpern.
    Todesahnungen umwehten meine Gedanken. Ich war nicht Herr meiner Sinne. Mein Geist war entführt worden, in ein Reich der Finsternis, das sich jedoch auf unserer Welt befand. Irgendwo in England.
    Blutige Nebel wallten mir entgegen. Sie bildeten schreckliche Gestalten, deren Gesichter mich hasserfüllt anstarrten. Sie geleiteten mich durch den schwarzen Stollen, verfluchten und verwünschten mich, trieben mich auf einen Kern des absolut Bösen
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