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0146 - Höllenfahrt im Todesstollen

0146 - Höllenfahrt im Todesstollen

Titel: 0146 - Höllenfahrt im Todesstollen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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arbeitete sein Geist nicht richtig? Wie war es möglich, so etwas zu sehen? Die rothaarige Schönheit, deren Gesicht Carlo Cotterill nie zuvor gesehen hatte, trug Hörner auf der Stirn!
    Der Mann schloss kurz die Augen, blickte dann abermals hin. Als er sie wieder öffnete, war seine Verblüffung noch größer, denn der Platz, wo die Fremde gestanden hatte, war leer.
    »Ein Spuk!« stieß Carlo Cotterill heiser hervor. »Ich muss einen Geist gesehen haben!«
    Carlo Cotterill besaß neben der Neugier noch eine andere Schwäche: den Aberglauben.
    Zwar schimpfte Pater Malloy immer mit ihm, wenn er es mit seinem Aberglauben mal wieder zu bunt trieb, aber auch der Pfarrer konnte ihm das nicht abgewöhnen.
    Erst neulich hatte der Priester gesagt: »Schäm dich, Carlo. Du willst ein guter Christ sein?«
    »Aber ja, Hochwürden«, hatte Cotterill geantwortet.
    »Ein guter Christ jammert nicht, wenn ihm eine schwarze Katze über den Weg läuft, und es macht ihm auch nichts aus, wenn der Dreizehnte auf einen Freitag fällt, denn mit ihm ist der Herr.«
    Aber sämtliche Predigten nützten nichts. Carlo Cotterill hielt weiterhin an seinem Aberglauben fest, versuchte jedoch wenigstens, es Pater Malloy nicht merken zu lassen.
    Und nun war das passiert! Der Beweis für Cotterills Aberglauben: Es gab Gespenster!
    Er wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über die Augen. Zaghaft ging er weiter. Misstrauisch schaute er sich um. Angst begann in seiner Brust zu pochen.
    Ihm fiel ein, dass das Werkzeug noch beim Grab des alten Pendrake lag, der in der vergangenen Woche bestattet worden war.
    Er erinnerte sich daran, wie er geschimpft hatte. »Ausgerechnet jetzt musste der boshafte Alte sterben - wo die Erde Gott weiß wie tief gefroren ist. Das sieht ihm ähnlich…«
    Carlo Cotterill machte den Umweg über Pendrakes Grab. Sicherheitshalber bewaffnete er sich mit einem Spaten. Sobald er das Werkzeug in seinen Händen hielt, fühlte er sich etwas wohler in seiner Haut.
    Aber Angst hatte er immer noch. Es war eigentlich verrückt: ein Totengräber, der sich auf dem Friedhof fürchtet!
    Vorsichtig näherte sich Cotterill der Stelle, wo die fremde Frau gestanden hatte.
    Sein Blut rauschte in den Ohren. Er spürte die Kälte nicht mehr. Seine Nerven vibrierten.
    Vielleicht wäre es vernünftiger gewesen, den Gottesacker zu verlassen, doch irgend etwas drängte Cotterill, weiterzugehen, bis zu jenem Grab, vor dem die gehörnte Frau gestanden hatte.
    Als er einen Blick auf den verwitterten Grabstein warf, bekam er die Gänsehaut.
    Großer Gott, was für ein Unheil braute sich zusammen?
    Nicht mehr gut lesbar stand auf dem grauen, teilweise mit Moos bewachsenen Stein:
    PROFESSOR FRANCIS MADDERBY
    1830 - 1880
    Sonst nichts. Nicht: Er möge in Frieden ruhen. Oder: Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Auch nicht: Wir werden ihn nie vergessen. Denn gerade letzteres wäre eine unverzeihliche Lüge gewesen, weil jedermann im Dorf sehr wohl darum bemüht war, Francis Madderby zu vergessen…
    Ausgerechnet vor diesem Grab hatte die gehörnte Erscheinung gestanden. Carlo Cotterill schluckte trocken. Er hatte böse Ahnungen.
    Und sie begannen sich in diesem Augenblick zu erfüllen!
    Cotterill vernahm ein gespenstisches Knirschen und Knistern. Sein Herz schlug sofort schneller. Seine Augen weiteten sich vor Furcht. Er wollte sich umdrehen und fortrennen, doch er hatte das Gefühl, sich nicht von der Stelle rühren zu können.
    Fassungslos sah er, was passierte.
    Das gefrorene Erdreich bekam Risse und Sprünge. Gelbe Dämpfe und Schwaden stiegen daraus empor. Sie krochen wie Lebewesen über den Boden, breiteten sich über die gesamte Länge des Grabes aus.
    Carlo Cotterill zitterte wie Espenlaub. Er hatte Angst vor diesem Horror, den die rothaarige Fremde ausgelöst hatte.
    Das Grauen, der Schrecken waren im Anmarsch. Cotterill glaubte, jeden Moment müsse sein Herz stehen bleiben. Sein Atem ging stoßweise. Mit beiden Händen hielt er den Spatenstiel umklammert. Eine lächerliche Waffe gegen Geister und Dämonen.
    Cotterill versuchte ein Gebet zusammenzukriegen, doch er schaffte keinen ganzen zusammenhängenden Satz. Die Schwaden krochen auf ihn zu. Sie erreichten Kniehöhe und verströmten eine beißende Kälte in seine Beine.
    Plötzlich fühlte sich Cotterill gepackt. Panik überflutete ihn. Er stieß einen entsetzten Schrei aus, wollte zurückspringen, doch eine Hand umklammerte sein rechtes Fußgelenk.
    Schwarze Finger hatten sich
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