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0146 - Höllenfahrt im Todesstollen

0146 - Höllenfahrt im Todesstollen

Titel: 0146 - Höllenfahrt im Todesstollen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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zu, ohne dass ich die Chance gehabt hätte, sie daran zu hindern.
    Ein rotes Feuer flammte in der Dunkelheit auf. Obwohl es nicht grell war, blendete mich sein Schein, dessen Zentrum die Größe eines Menschenkopfes hatte.
    Ich kniff die Augen zusammen und schaute durch schmale Schlitze. Vor mir ragte ein blutroter Stein aus der Felswand, er leuchtete wie das Höllenfeuer.
    Keine tote Materie jedoch, sondern ein Gebilde, das von unheilvollen Kräften gespeist und belebt wurde.
    Erst als ich mich an das durchdringende Leuchten gewöhnt hatte, sah ich das Gesicht vor mir.
    Gesicht war eigentlich geschmeichelt. Fratze traf schon eher zu. Das schmale Oval lief am Kinn spitz zu. Gelbe Augen loderten voll unmenschlichem Hass. Spitze Hörner ragten aus der hohen Stirn.
    Der Stein hatte die Form eines Teufelsschädels!
    In diesem Augenblick verzerrte sich die abstoßende, grauenerregende Fratze zu einem hohntriefenden Grinsen.
    Ich hörte ein dumpf hallendes Lachen, das von den grauen Stollenwänden zurückgeworfen wurde und mich erschauern ließ.
    »John Sinclair!« rief der Teufelsstein. Es klang, als würde er von der miesesten und niedrigsten Kreatur reden, die es auf der Welt gab. »Berühmter Geisterjäger! Erzfeind der Hölle! Du verdammter, anmaßender Bastard!«
    »Wo bin ich?« hörte ich mich fragen. Aber ich bewegte meine Lippen nicht.
    Der Teufel lachte. »Das würdest du gern wissen, aber ich verrate es dir nicht.«
    »Aus welchem Grund bin ich hier?«
    »Weil ich dir etwas mitteilen möchte!« schrie der Teufelsstein. »Wo immer die Mächte der Finsternis Fuß zu fassen gedenken, bist du bestrebt, dich einzumischen und dies zu verhindern.«
    »Das ist meine Aufgabe.«
    »Wie schrecklich muss es dich treffen, wie furchtbar muss es dich quälen, zu wissen, dass das Böse zu einem neuen Schlag ausholt, ohne dass du es verhindern kannst. Grauenvolle Ereignisse nehmen ihren Lauf, John Sinclair. In England, deiner geliebten Heimat, an der du so hängst. Aber du weißt nicht, wo die Hölle zuschlägt, und das wird dich hoffentlich um den Verstand bringen!«
    Der Teufelskopf riss sein Maul weit auf und schleuderte mir ein gemeines Gelächter entgegen.
    Und dann war die Vision zu Ende.
    Ich saß wie erschlagen da, reagierte nicht auf das Klopfen meiner Sekretärin Glenda Perkins.
    Sie trat ohne Aufforderung ein. Auf meinem Gesicht glänzte fingerdick der Schweiß.
    Glenda sah es und erschrak. »John!« rief sie besorgt aus. »Mein Gott, ist Ihnen nicht gut? Sie sind totenblass! Kann ich Ihnen helfen? Brauchen Sie irgend etwas?«
    Meine Lider flatterten. Mein Blick schien von weither zurückzukehren. Ich sah das schwarzhaarige hübsche Mädchen vor mir stehen und versuchte ein Lächeln, das jedoch kläglich misslang.
    »Was ist los mit Ihnen, John?«
    »Nichts, Glenda. Sie brauchen sich um mich keine Sorgen zu machen.«
    »Bestimmt nicht? Sie sehen aus, als hätten Sie Fieber und gehörten ins Bett.«
    Ich wollte mit ihr nicht über die schreckliche Vision sprechen, deshalb sagte ich:
    »Vermutlich ein kleiner Schwächeanfall. Ist aber schon wieder vorbei.«
    »Sie arbeiten aber auch wirklich zuviel. So etwas muss sich ja eines Tages mal rächen«, sagte Glenda vorwurfsvoll. »Warum machen Sie für heute nicht Schluss und gehen nach Hause? Kein Schwätzchen mehr mit Ihrem Freund Suko. Kein Fernsehen. Kein Buch. Sondern nur in die Federn und mal richtig ausschlafen. Das kann oft Wunder wirken. Morgen früh fühlen Sie sich bestimmt wie neugeboren.«
    Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und zündete mir eine nikotinarme Zigarette an. »Ist gut, ich werde mir Ihren Vorschlag durch den Kopf gehen lassen.«
    »Das ist zu wenig. Sie sollten ihn beherzigen«, sagte Glenda eindringlich.
    »Mal sehen«, sagte ich. »Wollten Sie sonst noch was von mir?«
    »Ja. Ich wollte Ihnen mitteilen, dass ich heimgehe. Wenn Sie klug sind, machen Sie's wie ich.«
    Ich nickte. »Wir sehen uns morgen wieder. Schönen Abend noch.«
    Glenda wollte noch etwas sagen, behielt es dann aber für sich, seufzte nur und verließ den Raum.
    Als die Tür zu war, rieselten mir dicke Hagelkörner über die Wirbelsäule. Der Teufelskopf hatte recht. Es würde mich wirklich langsam verrückt machen, ohne dass ich die Möglichkeit hatte, dies zu verhindern.
    Aber was sollte ich tun? Verdammt noch mal, was?
    ***
    Wie blaue Nebelsäcke hingen die Rauchschwaden unter der Decke des Gasthofhinterzimmers. Gilbert Gember, der Bürgermeister von Chattering,
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