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0131 - Der elektrische Stuhl wartet

0131 - Der elektrische Stuhl wartet

Titel: 0131 - Der elektrische Stuhl wartet
Autoren: Der elektrische Stuhl wartet
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Wänden. Andererseits fehlten noch die Lampen an den Decken. Eine Stehlampe erhellte den Raum mit gedämpftem Licht. Auf dem Tisch unter der Lampe stand eine Flasche Gin, ein Soda-Syphon und ein halbgefülltes Glas.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Miß Benett mit einer Handbewegung zu der Flasche und einem Lächeln. »Ich hatte nach dem Schreck einen Schluck nötig. Darf ich Ihnen auch etwas anbieten?« Keller und ich lehnten ab. Phil war draußen geblieben und streifte durch das Gelände, die Nase auf dem Boden wie ein Spürhund.
    »Sie wohnen allein im Haus, Miß Benett?« begann ich das Gespräch. Sie nickte. Wenn Sie den Kopf bewegte, glitt das Licht der Lampe in Reflexen über ihr Haar. Es sah aus wie Sonnenstrahlen auf dem Meer an einem ungewöhnlich schönen Tag.
    »Ja«, sagte sie. »Ich habe es gebaut um endlich Ruhe zu haben. Leider hatte ich meine New-Yorker Wohnung zu früh gekündigt, und ich mußte hier einziehen, bevor alles fertig war.« ' »Bitte, erzählen Sie mir, was Sie wahrgenommen haben.«
    »Oh, es war entsetzlich, und ich hatte schreckliche Angst. Ich saß in diesem Zimmer und las. Plötzlich knallten draußen die Schüsse.«
    »Wiaviele Schüsse?«
    »Oh, ich weiß nicht. Mehrere jedenfalls!«
    Ich fragte weiter: »Bemerkten Sie unterschiedliche Abstände zwischen den den Schüssen?«
    Sie sah mich mit einem ziemlich verzweifelten Ausdruck an.
    »Ich kann das nicht sagen, Mr. Cotton. Ich habe wirklich nicht darauf geachtet. Ich glaube, es war schon alles vorbei, als ich mich aus meiner Erstarrung riß, aufsprang und in das Schlafzimmer lief.«
    »Sie werden mir also auch nicht sagen können, ob die Lautstärke der Schüsse unterschiedlich war?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Ich meine, ob Sie vielleicht Unterschiede gemerkt haben, weil Schüsse aus verschiedenen Waffen abgefeuert wurden.«
    »Nein, das kann ich nicht sagen.«
    »Entschuldigen Sie! Bitte, erzählen Sie weiter!«
    »Ich lief in die Küche und sah dort aus dem Fenster.«
    »Warum liefen Sie in die Küche? Warum gingen Sie nicht an dieses Fenster?«
    »Sehen Sie selbst«, antwortete sie und zeigte auf das Fenster. Es waren noch keine Vorhänge daran, sondern es war mit einem Tuch verhängt, das an den Seiten mit Heftzwecken festgesteckt war. »Ich hätte es erst lösen müssen«, erklärte sie. »Außerdem wollte ich aus dem Licht weg. Ich wußte ja nicht, ob die Schüsse nicht mir galten.«
    »Bitte, erzählen Sie, was Sie in der Küche taten.«
    »Es war ruhig draußen geworden. Ich wagte mich an das Fenster und blickte hinaus. Ich sah zwei Männer auf der Erde liegen. Ein dritter Mann wandte sich gerade ab und rannte auf ein Auto zu. Ich sah, daß er einstieg, und ich hörte, daß er den Motor anwarf. Der Wagen fuhr mit einem Satz auf einen der Liegenden zu, und ich glaubte, der Fahrer wollte den Mann überfahren. Im letzten Augenblick stoppte der Wagen, fuhr rückwärts, dann einen Bogen vorwärts und brauste mit sich steigernder Geschwindigkeit die Straße hinunter. — Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ich wagte mich nicht aus dem Haus, aber es war auch sinnlos, um Hilfe zu rufen. Es wohnt niemand im Umkreis. Schließlich faßte ich mir ein Herz, öffnete vorsichtig die Tür Und rannte, ohne einen Rück auf die Männer zu werfen, hinaus. Ich erreichte die Querstraße, fand eine Telefonzelle und rief die Polizei an. Dann wartete ich in der Zelle, bis der erste Streifenwagen kam.«
    Sie erlebte beim Erzählen den Schrecken neu, schlug die Hände vor das Gesicht und rief:
    »Es war ganz schrecklich!«
    »Bitte, beruhigen Sie sich, Miß Benett«, sagte ich höflich. »Beantworten Sie mir noch eine Frage. Wieviel Zeit verging von dem Augenblick, in dem der letzte Schuß fiel, bis Sie aus dem Fenster blickten und sahen, daß der Mann zum Auto lief?«
    Sie überlegte zehn Sekunden lang. Dann machte sie eine hilflose Geste.
    »Oh, ich weiß es überhaupt nicht. Sicherlich mehrere Minuten. Verstehen Sie, ich hatte so schreckliche Angst.«
    »Mehrere Minuten«, widerholte Leutnant Keller. »Das genügte dem Mörder, um seinen Opfern die Taschen zu leeren.«
    Ich gab der Frau die Hand.
    »Vielen Dank, Miß Benett. Ich hoffe, Sie werden sich von dem Schreck erholen.«
    »Oh ja, das ist nötig. Vieleicht reise Ich doch besser irgendwohin und warte, bis die Häuser in der Straße bewohnt sind. — Gute Nacht, Mr. Cotton.« Draußen lehnte Phil am Kühler des Jaguar.
    »Was Besonderes gefunden?« fragte ich.
    »Das
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