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0131 - Der elektrische Stuhl wartet

0131 - Der elektrische Stuhl wartet

Titel: 0131 - Der elektrische Stuhl wartet
Autoren: Der elektrische Stuhl wartet
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meine Knie waren ganz weich und wie aus Watte. Ich kam nicht mehr bis zu dem Sofa. Plötzlich drehte sich das Zimmer vor meinen Augen wie ein Karussel in rasender Fahrt, und diese Fahrt mündete in eine unauslotbare Dunkelheit. Das letzte, das meine Sinne wahrnehmen, war das gellende Geschrei der Ann Rostow.
    ***
    Das erste, was ich wieder wahrnahm, war Phils Gesicht. Ich lag in einem Bett, und das Bett stand offensichtlich in einem Krankenzimmer.
    »Hallo«, sagte Phil und grinste.
    »Hallo«, antwortete ich, aber es klang verdammt schwach.
    »Wie bekommen eigentlich achtundvierzig Stunden Schlaf?«
    »Anscheinend schlecht. Ich fühle mich schlapp.«
    »Das kommt von der Operation. Die Ärzte haben ein wenig Blei aus deinem Körper gegraben. Es saß ziemlich tief darin. Übrigens sagte der Arzt, der dich operierte, du hättest eine ganz schöne Speckschicht unter der Haut Du mußt unbedingt etwas für deine Figur tun.«
    »Hat Hunter wenigstens gut gezielt?« fragte ich lächelnd.
    »Nicht gut genug«, sagte Phil grinsend. »Sonst fände das Gespräch im Jenseits statt. Immerhin: eine Kugel in die linke Lunge, scharf am Herz vorbei, und eine Kugel in die Schulter. Das hätte gelangt, um dich zu erledigen, wenn wir nicht so nahe gewesen wären, daß du nach einer halben Stunde schon auf dem Operationstisch lagst.«
    Ich wollte mich recken, aber es tat weh im Brustkasten, und ich ließ es lieber sein.
    »Wie steht die Sache?«
    »Prächtig! Ann Rostow geht es gut. Evans hat sein Geständnis widerrufen, als wir ihm seine Freundin zeigten.«
    Er lachte. »Wie konnte er auch anders, als wir ihm das Mädchen vorführten, das er umgebracht haben wollte. Und bei dem Tod von Cabozzi und Padreiras wird die Anklage auf Totschlag, nicht auf Mord lauten. Wir haben Pistolen aus Joan Benetts Heizöltank gefischt, Pistolen, die ohne Zweifel den beiden Männern gehörten. Sie waren also bewaffnet. Wenn Evans Glück hat, wird er wegen Notwehr freigesprochen.«
    »Die Pistolen hatte auch ich gefunden«, sagte ich.
    »Konnte dich leider nicht fragen«, antwortete Phil. »Wir mußten die Arbeit noch einmal machen.«
    »Und die anderen?«
    »Hunter ist tot! Chenglun kommt durch. Der Mann, den du im Bootshaus angeschossen hast, hieß Kelly. Er ist tot. Hank Toon, Greg MacStonder und Jack Terrigan haben wir verhaftet. Terrigan schlief noch, als wir ihn auflasen. Das war der Bursche, den du niedergeschlagen hattest.«
    »Und die Frau?«
    »War trotz ihrer gefesselten Hände getürmt, Wir erwischten sie erst nach vier Stunden. Sie wehrte sich wie eine Wildkatze, und als alles nicht half, versuchte sie, sich über die Felsen ins Meer zu stürzen. Zwei Männer konnten sie nur mit Mühe festhalten.«
    »Welche Rolle spielt sie in der Gang?«
    »Welche Rolle? Sie war der Chef. Sie heißt nicht Benett. Sie heißt Hunter und ist Aldous' Schwester.«
    »Ich verstehe«, flüsterte ich.
    »Mein Holunderzweig, den ihr nicht ernst nehmen wolltet, war eine prima Entdeckung«, versetzte mir Phil. »Sie sah, wie Evans die beiden Gangster erschoß. Sie lief sofort hinaus, aber Evans war schon fortgefahren. Darauf nahm sie den Erschossenen die Waffen ab, leerte ihre Taschen und richtete sie so zu, daß es nach Raubmord aussah. Ihre Stöckelschuhe hinterließen Spuren in dem staubigen Boden. Sie riß den Zweig ab und verwischte sie. Dann erst lief sie zur Straße und alarmierte die Polizei und spielte die unschuldige und zufällige Zeugin.«
    »Eine tolle Hexe.«
    »Ich glaube nicht, daß die Richter sie je wieder in die Freiheit zurücklassen. Es ist wie immer, wenn eine Gang zerschlagen wird. Jetzt belasten sich alle gegenseitig. Wir werden an Zeugenaussagen keinen Mangel haben.«
    »Hast du an den Anwalt gedacht?«
    »An Mr. Cerryl Bones? Er sitzt auf dem gleichen Flur in einer Zelle des Untersuchungsgefängnisses, auf dem auch sein ehemaliger Mandant Thomas Evans noch wohnt.«
    »Hör zu, Phil«, flüsterte ich. »In Atlanta sind noch ein paar Dinge zu erledigen. Ein Neger, der Frapman heißt, muß…«
    Ich konnte ihm nicht mehr mitteilen, was mit Black Frapman geschehen sollte. Ich wurde ohnmächtig, oder vielleicht schlief ich auch nur wieder ein.
    ***
    Am anderen Tag konnte ich Phil sagen, was er mit Black Frapman tun sollte, und der farbige Gangster erfreute sich von diesem Augenblick an nur noch zwei Stunden lang seiner Freiheit, nicht länger also als Francis James, der gleichzeitig hochgenommen wurde.
    Als der Prozeß begann, lag ich immer noch
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