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0131 - Der elektrische Stuhl wartet

0131 - Der elektrische Stuhl wartet

Titel: 0131 - Der elektrische Stuhl wartet
Autoren: Der elektrische Stuhl wartet
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vierzig Yard trennten sie noch von dem Haus, als Cabozzi sich herumwarf und Evans mit der Geschmeidigkeit einer Katze anfiel. Er traf ihn am Kinn, und Evans, der trotz aller Vorsicht in diesem Augenblick den Angriff nicht erwartet hatte, flog rückwärts. Er fiel auf den Rücken, und in gewisser Weise war das sein Glück, denn er geriet aus der Reichweite von Cabozzi. Der Italo-Amerikaner stoppte sofort seinen Angriff, riß seine Pistole aus dem Halfter und zischte:
    »Pfoten hoch. Kleiner!«
    Vor Evans Augen verschwamm alles. Er wußte, daß ihn der Tod erwartete, wenn sie ihn überwältigten, und daß es ein schrecklicher Tod sein würde. Ihm zuckte der Gedanke durch das Gehirn, daß Hunter Ann ›befragen‹ würde, wenn er sie nicht mehr schützen konnte, und daß eine solche ›Befragung‹ eine verdammte Ähnlichkeit mit einer Folterung haben würde.
    Seine Hand war trotz des Sturzes nicht vom Griff der Pistole gerutscht. Er riß die Waffe heraus.
    Wer kann sagen, warum Carlo Cabozzi nicht schoß? Vielleicht hemmte die Spur Widerwillen, einen Mann zu töten, den er als seinen Freund betrachtet hatte, seine Hand. Vielleicht rechnete er nur einfach nicht damit, daß Evans sich noch verteidigen würde. Jedenfalls war es Evans Pistole, die zuerst krachte.
    Seine erste Kugel traf. Cabozzis Gesicht nahm den Ausdruck unsäglichen Staunens an. Sein Körper neigte sich nach vorne, aber bis er endgültig stürzte, hatte ihn Evans noch mit zwei Kugeln getroffen.
    Padreiras hatte die Hände in den Taschen behalten, als Cabozzi Evans überrumpelte. Er hielt nichts von dem Jungen. Er verachtete ihn als einen Gelegenheitsganoven, der nichts vom Handwerk verstand. Er war ganz sicher gewesen, daß Carlo spielend mit ihm fertig werden würde. Evans Widerstand überraschte ihn völlig. Als er Cabozzi fallen sah, begriff er es zunächst nicht, und als er es begriffen hatte und nach seiner Pistole faßte, da hatte auch Evans geschaltet.
    Thomas Evans war kein ungewöhnlich guter Schütze. Er hatte zwar in seiner College-Zeit ein bißchen mit Sportpistolen herumgefeuert, aber das war Jahre her. Es war Glück gewesen, daß er Cabozzi getroffen hatte, und es war Glück — oder Schicksal, daß er auch den Puertoricaner traf. Die Kugel riß Padreiras herum und warf ihn auf den Rücken. Evans zweite Kugel verfehlte ihr Ziel.
    Es war ganz still, doppelt still nach dem Dröhnen der Schüsse. Evans hörte seinen eigenen Atem so laut wie den eines Fremden. Er stand langsam auf und starrte auf die reglosen Gestalten, die schwarz in dem kalten Mondlicht lagen.
    Ihm wurde bewußt, daß er zwei Menschen erschossen hatte. Er warf sich herum und stürzte, zu dem Wagen. Seine zitternden Hände verfehlten den Zündschlüssel, faßten ihn, drehten ihn. Der Motor sprang an. Evans konnte seinen Fuß nicht beherrschen und trat so heftig gegen den Gashebel, daß der Motor hoch aufheulte. Er wollte den Rückwärtsgang hineinwürgen, geriet aber in den zweiten oder ersten Vorwärtsgang, und das Auto schoß nach vorn. Das noch brennende Licht erfaßte eine der reglosen Gestalten.
    Evans sträubten sich vor Entsetzen die Haare. Er bremste panikartig. Drei oder vier Yard vor dem Toten kam der Wagen zum Stehen.
    Mit aller Kraft zwang sich der Mann zur Ruhe. Er drehte den Wagen, wechselte den Gang und fuhr mit hoher Geschwindigkeit die Straße zurück. Er sah nicht mehr, daß in dem Haus das Licht ausging und die Tür sich langsam und knarrend öffnete.
    ***
    Tut mir leid, daß ich schon wieder von Überstunden sprechen muß. Dieses Mal handelte es sich sogar um echte Überstunden, die ich brav im Büro absaß. Ich kaute an einem meterlangen Bericht über notwendige Ausrüstungsverbesserungen.
    Um elf Uhr herum klingelte das Telefon. Ich meldete mich.
    »Hier spricht Leutnant Keller vorn 36. Brooklyn-Revier«, hörte ich. »Man sagte mir, daß Sie sich für die Hunter-Gang interessieren. Wir haben hier zwei Burschen, die zu dem Verein gehörten.«
    »Gehörten?«
    »Ja, sie sind tot.«
    »Wo ist es, Leutnant?«
    »In Brighton-Beach, ein bißchen schwer zu finden. Sie müssen von der Regent-Street abfahren. Es ist eine Neubau-Straße.«
    »Ich komme sofort, aber es wird länger als eine Stunde dauern, bis ich bei Ihnen bin.«
    Ich warf Phil mit einem Telefonanruf aus dem Bett, zischte im Jaguar zu seiner Wohnung und holte ihn ab. Dann machten wir uns auf den langen Weg an die Küste von Brooklyn.
    Eine halbe Stunde nach Mitternacht trafen wir in der Straße,
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