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0131 - Der elektrische Stuhl wartet

0131 - Der elektrische Stuhl wartet

Titel: 0131 - Der elektrische Stuhl wartet
Autoren: Der elektrische Stuhl wartet
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suchen ein paar Leute, die Padreiras kennen. Kennen Sie ihn?«
    »Ja, ich kenne ihn schon«, antwortete der Kneipenbesitzer und kratzte sich hinter dem Ohr. »Er hat ein paarmal bei mir gesessen und ein bißchen Tateilla gespielt.«
    ,Tateilla‘ ist eine besondere Art von Kartenspiel, dem die Puertoricaner mit Leidenschaft huldigen.
    »Sind ein paar von seinen Freunden da?«
    Mr. Crorey bearbeitete weiter die Stelle hinter seinem Ohr, aber eine Antwort gab er nicht.
    »Raus mit der Sprache!« pfiff ihn Keller an. »Oder wollen Sie Schwierigkeiten mit mir haben?«
    »Nein, nein«, versicherte der Wirt, »aber ich will auch nicht, daß Sie in Schwierigkeiten kommen, Leutnant. Die Burschen in meinem Laden sind ziemlich voll, und Sie wissen ja, was sie alles anstellen können, wenn sie getrunken haben, sich stark fühlen und dann ‘ne weiße Haut auf ihrem eigenen Gelände sehen.«
    Crorey hatte recht. Die Leute, die aus Puertorico stammen und die der Nationalität nach vollberechtigte Bürger der Staaten sind, haben viele Schwierigkeiten mit ihren weißen Mitbürgern. Sie werden in manchen Staaten des- Bundes als Farbige behandelt, aber sie fühlen sich als Nachkommen der Spanier und sind über die Behandlung erbittert. Weil es schwierig für sie ist, Arbeit zu finden, rutschen sie leicht ins Proletariat, und weil sie nicht so sanftmütig sind wie die Neger, reagieren sie auf die Verachtung der Weißen mit Haß. Im Verhältnis zu ihrer geringen Anzahl begehen die Puertoricaner in den Staaten eine hohe Anzahl von Verbrechen, deren Ursache häufig ausbrechende Leidenschaft ist.
    »Holen Sie wenigstens noch ein paar von Ihren Leuten«, schlug der Wirt vor.
    »Unsinn«, sagte Keller und schob den Mann zur Seite.
    Eine kleine Treppe führte ins Souterrain. Eine Pendeltür trennte die Treppe vom Schankraum. Als wir sie zurückstießen, quoll uns dicke, verrauchte Luft voller undefinierbarer Gerüche entgegen. Höchstens ein Dutzend Männer befand sich in dem Raum, aber sie machten mehr Lärm als ein vollbesetztes Baseball-Stadion.
    Crorey zwängte sich rasch an uns vorbei und brüllte:
    »Ruhe, Jungens! Hier sind ein paar Gentlemen von der Polizei, die euch einige Fragen stellen wollen. Haltet Ruhe!«
    Für einen Augenblick herrschte Stille, aber dann brach es los. Alle Gesichter hatten sich uns zugewandt. Alle Münder geiferten Beschimpfungen. Ich verstand nur Bruchstücke.
    »Werft die Gringos ‘raus!«
    »Brecht ihnen die Zähne!«
    »Nieder mit den Hunden!«
    Es gibt nichts Widerwärtigeres als Rassenhaß. Ich konnte den Leuten nicht mal böse sein. Ich wußte, daß wahrscheinlich jeder von ihnen schon einmal von Weißen in der gleichen Weise angepöbelt worden war.
    Ich sammelte die Luft in den Lungen.
    »Ruhe!« brüllte ich aus Leibeskräften. »Wer von euch kennt Paolo Padreiras?«
    Einer stampfte aus der Gruppe. Er war größer als die meisten seiner Gefährten, aber er schien auch betrunkener zu sein als die anderen.
    »Paolo!« brüllte er, »Paolo ist mein Freund! Wer will etwas von Paolo? Ihr bekommt es mit mir zu tun, verdammte Bullen. Keiner rührt Paolo an!«
    Und er torkelte auf mich zu, beide Fäuste erhoben.
    Leutnant Keller griff nach seiner Pistole. Phil setzte ein Grinsen auf. Die Situation versprach in eine Massenschlägerei auszuarten, und Phil hatte eine Schwäche für Veranstaltungen dieser Art, wenn sie nicht auf Leben und Tod gehen.
    Der Bursche, der sich als Padreiras Freund bezeichnet hatte, kam wirklich bis auf Reichweite an mich heran, und er versuchte sogar, seine Fäuste in meinem Gesicht unterzubringen. Er war so betrunken, daß ich nur ein wenig das Kinn zurücknehmen mußte, um seine gutgemeinten, aber schlecht gezielten Hiebe zu vermeiden.
    Ich schlug zurück, um ihm weitere unnütze Anstrengungen zu ersparen. Es war nur eine leichte Mahnung, um ihn zur Vernunft zu bringen, aber er stand so schwach auf den Füßen, daß er umfiel wie ein angestoßenes Kartenhaus.
    Ein Schrei der Wut stieg gegen die niedere Decke, und es sah so aus, als würde Phil zu der gewünschten Arbeit kommen, aber Keller zog seine Pistole, und der Anblick des blanken Laufes genügte. Es ist eine andere Sache, ein paar Polizisten zu beschimpfen oder gegen sie anzugehen, wenn einer davon eine Pistole in der Hand hält. Es wurde plötzlich sehr still.
    Ich kümmerte mich um mein Opfer und zog den Burschen an den Aufschlägen seiner schmierigen Jacke hoch, schleifte ihn zum nächsten Stuhl und ließ ihn
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