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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub
Autoren: Gerhart Hartsch
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halbgeschlossenen Auge.
    Der Lehrer schrie auf.
    Er hatte Marion Theben erkannt.
    Die mumifizierte Hand an ihrem Bastfaden pendelte hin und her. Plötzlich deutete die Klaue auf Holger Jerup. Deutlich spürte er einen Stich in seiner Brust, als hätte ihm jemand eine spitze Nadel in den Leib gerannt. Sein Atem setzte aus. Er ging langsam in die Knie.
    Jens Olsen, der beleibte Polizist, nestelte verzweifelt an seiner Pistolentasche. Solange er auf Anholt Dienst versah, hatte er seine Waffe noch nie benutzt. Jetzt schien es angebracht. Sie hatten den unheimlichen Mörder auf frischer Tat ertappt.
    Nur Zamorra blieb ruhig.
    »Bleiben Sie stehen, Bjoerner!« erklang die Stimme des Professors.
    Langsam näherte sich Zamorra dem Bewaffneten.
    Seine beiden Begleiter standen wie die Salzsäulen. Der Anblick der Toten hatte ihnen die Sprache verschlagen. Sie konnten sich nicht mehr vom Fleck rühren. Sie atmeten angestrengt.
    »Geben Sie mir das Messer, Bjoerner!« forderte Zamorra. »Ich will Ihnen helfen. Sie brauchen meine Hilfe. Allein werden Sie nie damit fertig. Wir wissen, daß Rik Sung Sie mißbraucht hat. Sie sind nicht für Ihre Taten verantwortlich - jedenfalls nicht nach geltendem Recht.«
    Sven Bjoerner machte nicht den Eindruck, als wäre er ansprechbar. Er zuckte zusammen. Irgendein Befehl hatte ihn erreicht. Er erwachte wie aus einem Traum, starrte auf seine Hände und das Messer. Rote Nebel wallten vor seinen Augen. War da nicht Blut? An seiner Hand? An der Klinge? Wen hatte er getötet?
    Sven Bjoerner erschrak.
    »Ich muß Sie berühren, um Ihnen helfen zu können«, drängte der Professor. Zamorra kam langsam näher, mit kurzen, fast trippelnden Schritten. Bjoerner mußte wie ein Mondsüchtiger behandelt werden.
    Zamorra allein durchschaute das Manöver. Die anderen waren nicht mehr als harmlose Statisten, die auf jeden Trick des Meisters hereinfielen, jenes Regisseurs, der Bjoerner in ein Netz von eingebildeten und tatsächlichen Verbrechen verstrickt hatte.
    Zamorra war nicht auf die teuflischen Hypnosetricks des Koreaners hereingefallen. Dazu kannte er sich auf diesem Gebiet zu gut aus. Er hatte lange das Phänomen Auto- und Massensuggestion studiert.
    Mit einer Gebärde des Abscheus warf Sven Bjoerner das Messer von sich, wandte sich dann ab und floh.
    »Soll ich schießen?« schrie Jens Olsen, der aus seiner Erstarrung erwachte. »Ich sehe ihn gut. Wenn er erst zwischen den Dünen ist, treffe ich ihn nicht mehr.«
    »Auf keinen Fall!« brüllte Zamorra, der die Verfolgung aufnahm. »Ich hole ihn ein!«
    Sven Bjoerner rannte wie von Furien gehetzt und ohne sich umzublicken bis zu jener Stelle, wo die Klippen sich steil über dem Meer erhoben.
    Zögernd verharrte er am Abgrund und starrte in die Tiefe. Gischt sprühte zwischen dunklen Felsbrocken. Seeschwalben hatten in den steinharten Lehm der senkrecht abfallenden Wand ihre Nisthöhlen gegraben. Irgendwo krächzte eine Möwe.
    Ihr Schrei löste eine Kette von Reaktionen bei Sven Bjoerner aus. Sofort wurde der posthypnotische Befehl seines Meisters wirksam; er verfiel wieder in Trance.
    Er schaute hinunter und sah, wie das Meer zu wirbeln begann. Wie ein mächtiger Strudel drehten sich die Wassermassen. Es war eine stete Bewegung von außen, von den Rändern des Trichters, zur Mitte hin.
    Sven Bjoerner fühlte sich wie mit magischer Gewalt angezogen.
    Seine Füße gaben nach. Er breitete die Arme aus und sprang.
    Vergeblich versuchte Zamorra, ihn aufzuhalten. Er kam den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Der Unglückliche stürzte zwischen die Klippen.
    Zamorra stand aufrecht an der Steilwand und schaute in die Tiefe.
    Verkrümmt lag Sven Bjoerner am Ufer. Er mußte auf einem Felsen aufgeschlagen sein. Das Wasser umspülte ihn.
    »Das ist die richtige Lösung für diesen Verbrecher«, stellte Jens Olsen befriedigt fest. »Wenn man bedenkt, was er getan hat.«
    Holger Jerup starrte den Polizisten entgeistert an. Vermutlich teilte er den Standpunkt des Gesetzeshüters nicht, trotz allem, was Bjoerner auf dem Gewissen hatte.
    Zamorra aber reagierte scharf. »Was hat er denn getan?« fragte er.
    »Er hat die Deutsche, diese Marion Theben, bestialisch ermordet. Haben Sie nicht den gepfählten Kopf gesehen?«
    Olsen blickte den Professor an, als zweifle er an dessen Verstand. War Zamorra etwa blind?
    »Nichts dergleichen ist geschehen«, behauptete der Franzose.
    »Da muß ich Ihnen allerdings widersprechen«, meldete sich der Lehrer zu Wort. »Was wir gesehen
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