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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub
Autoren: Gerhart Hartsch
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haben, haben wir gesehen.«
    »Zeigen Sie mir das Opfer!« forderte Zamorra selbstsicher.
    Jens Olsen verzichtete drauf, seine Waffe im Futteral zu verwahren. Offensichtlich war Sven Bjoerner nicht der einzige Verrückte auf dieser Insel.
    Der Magen des Polizisten revoltierte, als Olsen an den Tatort dachte, den er jetzt ein zweitesmal aufsuchen sollte.
    Sie gingen durch Heide und Sand zurück.
    Der Mond trat langsam hervor. Sein kaltes Silberlicht wies den Weg. Sie folgten ohne Mühe dem Trampelpfad. Wenn schon jemand dieses entlegene Dünengebiet aufsuchte, versäumte er niemals, einen Blick von dieser Stelle auf das Meer zu werfen. Der Weg lohnte sich.
    Holger Jerup mußte sich zwingen weiterzugehen, je mehr sie sich dem Schauplatz des Verbrechens näherten. Er sah aus, als müsse er sich übergeben.
    Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Was ist?« fragte Zamorra, der nichts anderes erwartet hatte.
    Der Polizist rieb sich die Augen.
    Es gab nur einen Schrumpfkopf auf einem Holzpfahl. Dieser Schädel war verwittert und alt. Nirgends sah man frische Blutstropfen.
    Wohl lag Marion Theben gefesselt und geknebelt an der Erde. Aber sie war unversehrt. Sie hing mit Armen und Beinen in Drahtschlingen, die an kurzen, in die Erde geschlagenen Pflöcken befestigt waren.
    »Helfen Sie ihr!« meinte Zamorra lächelnd.
    Holger Jerup rannte los.
    Er befreite die Gefangene und half ihr auf die Beine.
    Schluchzend fiel ihm Marion Theben um den Hals, barg ihren Kopf an seiner Schulter.
    Tröstend legte der Däne seinen Arm um die Zitternde.
    Die Deutsche stand sichtlich unter Schockwirkung. Aber sie lebte. Das war unübersehbar.
    »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr!«, stöhnte Jens Olsen. Er schob die Uniformmütze in den Nacken und kratzte sich ausgiebig am Kopf. Verwundert betrachtete er die Szene.
    »In Indien gibt es Fakire, die ihren zahlenden Zuschauern folgendes Spektakulum bieten: Ein Seil erhebt sich aus der Erde, schlängelt sich zu Flötenmusik empor und verschwindet in den Wolken. Dann kommt ein Junge angerannt, packt das dicke Seil und klettert nach oben. Kaum hat er drei bis vier Meter zurückgelegt, da taucht ein wutschnaubender Verfolger auf. Er schwingt ein Gurkhamesser, klettert ebenfalls nach oben. Beide verschwinden in den Wolken. Dann fällt zuerst ein abgeschnittener Kopf herunter, danach der Körper des Jungen. Es folgt das blutige Messer. Der Täter erscheint, nimmt seine Waffe, wischt sie am Beinkleid ab und geht gleichmütig seines Weges. Das Seil fällt in sich zusammen und verschwindet wie ein Spuk.«
    »Das macht mich auch nicht schlauer«, brummte Olsen. »Außerdem ist so etwas verboten und bei uns völlig undenkbar.«
    »In Wirklichkeit ist nichts geschehen«, erläuterte Zamorra. »Die Leute kamen zur Vorstellung und starrten gebannt auf den Meister, der schweigend vor ihnen saß. Genau da passierte es nämlich. Er hypnotisierte die Leute. Er gaukelte ihnen Bilder von Ereignissen vor, die gar nicht geschahen. Die Zuschauer merkten es nicht. Sie schrien, als der Kopf des Jungen herunterfiel. Sie gingen voll mit. Als der Meister sie entließ, waren sie davon überzeugt, Zeugen einer Bluttat gewesen zu sein. Sie bemerkten nirgends Blut im Sand der Arena. Aber sie trauten mehr ihren Augen, die ihnen alles deutlich gemeldet hatten, als ihrem Verstand. So etwas nennt man Massenhypnose.«
    »Und wer sollte uns auf diese Art hereingelegt haben?« knurrte der Polizist.
    »Rik Sung«, erwiderte Zamorra.
    »Den bringe ich ins Zuchthaus«, knirschte Jens Olsen.
    »Können Sie ihm denn etwas nachweisen?« rief Zamorra den Uniformierten endgültig in die Wirklichkeit zurück. »Sie werden erleben, daß alle Beweise gegen Sven Bjoerner sprechen. Und der ist tot.«
    »Warum hat der Koreaner das getan?«
    »Die Frage habe ich mir sofort gestellt. Ich habe mit Grena telefoniert und erfahren, daß Rik Sung Alleinerbe ist. Bjoerner hatte keine Verwandten. Er hinterläßt sein nicht unbeträchtliches Vermögen Rik Sung. Deshalb hat der Koreaner keine Mühen gescheut.«
    »Das geht doch nicht. Damit darf er auf keinen Fall durchkommen. Er ist der wahre Täter.«
    »Er hat aber keine Fingerabdrücke hinterlassen. Und war nicht am Tatort. Das müssen sogar wir bezeugen.«
    »Ein perfektes Verbrechen«, knirschte Jens Olsen.
    »Nicht ganz«, schränkte Zamorra ein.
    »Spannen Sie mich nicht auf die Folter!«
    »Warten Sie ab!«
    Zamorra barg mit dem Polizisten zusammen den toten Sven Bjoerner. Sie schafften ihn
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